letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


05
Januar
Dazu brauche ich keine Demoskopie ...
... das sagt mir schon mein panischer Sprung zur Fernbedienung: "Kerner ist größte TV-Nervensäge."

 
 
Wortverdreher
Als Anhänger der Linken wird mich weiß Gott niemand bezeichnen, doch beim derzeitigen Ballyhoo um Gesine Lötzsch fällt mir nur noch der Unterkiefer herunter. Spiegel & Co. wissen sich vor gespielter Empörung kaum zu fassen. Als lupenreine 'Kommunistin' soll sich die Parteiführerin der Linken entpuppt haben. Nach Lektüre des inkriminierten Textes in der 'Dschungen Welt' stelle ich fest, dass das, was in ihrem Redemanuskript einer solchen Aussage am nächsten kommt, faktisch folgendermaßen lautet:

"Wir müssen lernen, Sackgassen zu verlassen und sie nicht ambitioniert als Wege zum Kommunismus zu preisen."

Dabei mag Gesine Lötzsch ja durchaus hoffnungslos verrannte Teilpopulationen ihrer eigenen Partei im Blick gehabt haben, die ewig labernd an den Weggabelungen zum wahren Glauben herumstehen, doch als kommunistisches 'Outing' taugt dieser Satz eben auch nicht. Denn sie hat ja eine ganze Reihe von Imponderabilien vor diesen unwahrscheinlichsten Fall der Fälle gebaut - und sie muss zugleich auf solchen Tagungen einen ziemlich disparaten Haufen höchst realitätsenthobener und widersprüchlicher Weltanschauungen mit konsensfähigen Luxemburg-Zitaten bei Laune halten, darunter sicherlich auch einige versprengte Restkommunisten:

"Angenommen, der Euro geht als Währung in den nächsten zwei Jahren unter, die Europäische Union zerbricht, die USA kommen nicht aus der Wirtschaftskrise und fallen bei den nächsten Präsidentschaftswahlen in die Hände von radikal-fundamentalistischen Christen. Das Klima verändert sich dramatisch, der Golfstrom kühlt ab, die Flüchtlingsströme überrennen die »Festung Europa«, und wir werden gefragt, ob wir für diesen verworrenen Problemhaufen eine Lösung haben.
Wer behauptet, daß er für dieses Szenario eine Strategie in der Schublade hat, der ist ein Hochstapler."


Faktisch behauptet sie also, dass ihre Partei für dieses Horror-Szenario, wo Pest und Cholera gewissermaßen auf einen Tag fallen würden, auch keine Lösung habe, selbst ihre geliebte Rosa Luxemburg nicht, und dass sie uns deshalb eben auch keine 'kommunistische Antwort' geben könne.

Dass aber die Mutti Merkel oder der Guido Laberfranz diesem Armageddon von düsteren Annahmen gewachsen wären, das glaube ich unserer regierenden schwatzgelben Mediokrität leider eben auch nicht ... kurzum - unsere Klientel-Demokratie hätte unter diesen Umständen sicherlich keine großen Überlebenschancen. Ob dann allerdings eine Conan'sche Neo-Barbarei darauf folgen würde, ob Hans-Olaf Henkel sich zum Kaiser krönen ließe oder aber der Kommunismus frisch erblühte ... nun - als Realist tippe ich dann doch schon eher auf die bräunlingsgestützte Semi-Diktatur verzweifelnder Geldeliten mit einigen restdemokratischen Show-Elementen.

Die staatsmännisch einzig angemessene Antwort auf dieses Szenario hat allerdings wieder mal unsere hochweise CSU gefunden: "Die skandalöse Kommunismus-Sehnsucht von Gesine Lötzsch ist ein Schlag ins Gesicht aller Opfer dieser menschenverachtenden Ideologie." Ah ja, die Gesine Lötzsch sehne sich also nach Klimakatastrophen und überbordenden Flüchtlingsströmen? - Hierfür sei unseren Alphorn-Rhetorikern das Phrasenschwein 2011 in Gold verliehen.

Kurzum: Mit dem angeblichen Bekenntnis der Gesine Lötzsch zum Kommunismus verhält es sich wohl eher so wie mit dem Bekenntnis der Tea Party zur freiheitlich-demokratischen Wertordnung ... höchstens ist es Babeuf, aber nie im Leben Karl Marx. Statt einer raffinierten Taktik, endlich den Kommunismus einzuführen, sehe ich nur ein aus taktischen Gründen vage angedeutetes Jerusalem für Altgläubige. Letztlich läuft es auf viel weltreligiöses Wagalaweia im Prophetengestus und auf ein 'verheißenes Land' hinaus, nur damit die fußkranken Sabbelheinis in ihrer eigenen Partei endlich mal zur Praxis kommen:

"Die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren, ob in der Opposition oder in der Regierung. Auf jeden Fall wird es nicht den einen Weg geben, sondern sehr viele unterschiedliche Wege, die zum Ziel führen. Viel zu lange stehen wir zusammen an Weggabelungen und streiten über den richtigen Weg, anstatt die verschiedensten Wege auszuprobieren."

Das wiederum erinnert mich stark an den Zen-Buddhismus und dessen Formel, wonach der Weg das Ziel sei. Erfahrungsgemäß folgt aus solchem Pragmatismus nur selten eine Utopie ...

 
 
Wirtschaftsjournalisten ...
... der Berufsstand mit der Riesenprognosekraft! Zeitgleich steht mal dit und mal dat im Netz herum. Suchen Sie sich was aus:

"Dax-Aktien auf Rekordjagd."

"Der deutsche Aktienmarkt verzeichnet deutliche Verluste."

Tscha - wat denn nu? Am besten, Sie informieren sich direkt an der Börse - und nicht in diesen Lottoblättchen ...

 
 
Exklusivmärtyrer:
"Zum neunten Mal in Folge führt Nordkorea die Rangliste der Länder an, in denen Christen am stärksten verfolgt werden."

Ich möchte an dieser Stelle doch mal darauf hinweisen, dass in diesem potemkinschen Lego-Land die Muslime, Hindus, Buddhisten oder Schamanen ebenso 'exklusiv' verfolgt werden wie die werten Missionare der alleinseligmachenden Kirche. Dieses ewige Gesabbel von 'Christenverfolgung' in solchen Fällen geht mir auf den Senkel. Fakt ist: Jede Religion gönnt - offen oder insgeheim - der anderen nicht das Schwarze unter den Fingernägeln, ob nun unter den Mullahs im Iran, unter dem Krummstab oder unter der Juchhe-Religion in Nordkorea. Allesamt sind es Mental-Monopolisten ...

 
 
Wie bekloppt darf man sein?
"Über Nacht benannten Aktivisten in Oldenburg die Bismarckstraße um - und kündigen an, auch auf andere Weise an das koloniale Erbe der Stadt zu erinnern."

Mit Verlaub, beste Good-Will-Aktivisten, Bismarck mag ja kein angenehmer Zeitgenosse gewesen sein, aber er stemmte sich seine gesamte Regierungszeit hindurch nun mal gegen "koloniale Abenteuer" Deutschlands, zum Verdruss einflussreicher Wirtschaftskreise. Richtig abenteuerlich wurde es daher erst unter dem Abenteurer Willem Zwo. Ausgerechnet die 'Bismarckstraße' umzubenennen zeugt also nur von einem: von historischer Ahnungslosigkeit: "Insbesondere Reichskanzler Bismarck lehnte territoriale Erwerbungen in Übersee ab, da er im Zusammenhang mit Kolonialerwerb nur geringe wirtschaftliche Vorteile, jedoch erhebliche politische Störungen erwartete" ...

 
 
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