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05
März
Der Bernd Graff schon wieder:
'Sind Blogger gefährlich?' mit dieser rhetorischen Frage erfreut uns der große Internet-Experte der Süddeutschen Zeitung an diesem Mittwoch - und die Antwort ist angesichts seiner Vorurteilsstruktur auch von vornherein klar, selbst wenn Bernd Graff zum Beleg seiner steilen These, dass ein Werber durch Blogs in den Tod getrieben worden sei, nur ein On-Dit aus der Klatschküche von Old Media anzuführen weiß: "Tilley, Führungsmitglied der Werbe-Agentur DDB in Chicago, die unter anderem für die McDonalds-Kampagne "Ich liebe es" verantwortlich zeichnet, hatte sich im Februar aus einem Hotelfenster gestürzt. Das sei nicht von ungefähr geschehen, mutmaßt die Times und überlegt, ob ihn die offenen Beleidigungen aus anonymen, offensiv gegen Tilley gerichteten Blogs in den Tod getrieben haben könnten." Jaja, schon klar, nix Genaues weiß man nicht - auch wenn bei der seriösen Times solch Klatsch und Tratsch natürlich unter Bezeichnungen wie 'Überlegung' oder 'Mutmaßung' segelt. Wir sind ja schließlich unter Bildungsbürgern und gewieften Printjournalisten!

Lichtenberg
"Ein Buch [Das Netz] ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinguckt, so kann freilich kein Apostel heraus sehen". (G. Chr. Lichtenberg)

Ähnlich ziseliert und feinsinnig sehen übrigens auch die anderen 'Überlegungen' des Bernd Graff aus. Manchmal weiß ich vor lauter Nebensätzen und konditionalen Einschüben schon gar nicht mehr, was er eigentlich meint, Vermutlich ja nix, wie bei dieser Auslassung über die brandgefährliche Trennung des wikipedia-Gründers von seiner Freundin, ein Ereignis, das er aus mir unbekannten Gründen mit dem Selbstmord grammatisch zu verhäkeln weiß: "Ungeachtet der inzwischen ebenfalls in Blogs geäußerten Vermutung, dass die Schlammschlacht in digitalem Cinemascope auch nur ein weiteres PR-Manöver von selbstverliebten Bewohnern des Silicon Valley sei, weil "sie es eben so mögen", ungeachtet also dieser Vermutung hat Arringtons Frage nach dem Selbstmord, in den die ungefilterte Hetze der anonymen Blog-Postings einen Verzweifelten treiben könne, zu Wochenbeginn an Verve gewonnen. Soso - 'ungeachtet' also, da also trägt der Frosch die Klöten! Vielleicht ist hier das dunkle Geheimnis Graff'scher Web-2.0-Invektiven zu suchen ...

Halten wir also fest: ein Rosenkrieg unter Start-up-Betreibern und ein Werber-Selbstmord, von dessen Ursache niemand nichts weiß - fertig ist die kleine Internet-Story über den Horror aus Bloghausen für die große 'Süddeutsche' und ihren Qualitätsjournalismus, alles frisch verschnitten aus amerikanischen Druckvorgaben. Wollte man auf diese Art dem Holzjournalismus mal 'seine Toten' vorrechnen, dann wären die Killing Fields ein Klacks dagegen. Das macht im Web aber niemand - da will sich nämlich niemand zum Affen machen ...

Bild: Public Domain

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