letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


08
Oktober
Was aber ist die andere Hälfte der halben Wahrheit?
Die bewährteste Taktik jedes Verkäufers ist es bekanntlich, einfach über etwas anderes zu reden: Wenn also an dem Gebrauchten das Getriebe rasselt, dann macht man den Kunden auf die glänzenden Radkappen oder die Holzarmaturen aufmerksam. Wenn's beim Zahnersatz nicht so klappt, dann holt man eben Ying und Yang aus der Schublade. Zum Beispiel so: "Den Spitzenplatz bei den Naturheilkundeleistungen erreichte die Hamburger SECURVITA Krankenkasse."


Achtung: Galoppierende Schleichwerbung!

kommentieren

 
Wenn's beim Zahnersatz nicht so klappt...

Was wollen Sie damit eigentlich sagen? Dass diese Krankenkasse im Gegensatz zu anderen gesetzlichen Krankenkassen ihren Mitgliedern nicht den entsprechenden Anteil beim Zahnersatz zahlt? Was nicht stimmt, die zahlt das wie jede andere Kasse auch.
Oder regt es Sie etwa auf, dass diese Kasse z.B. homöopathische Erstanamesen bis zu einer gewissen Höhe bezahlt? Wenn ja, wieso?
Es ist doch niemand gezwungen, Mitglied dieser Kasse zu werden. Die, nebenbei bemerkt, Renterinnen, die sich aufgrund fehlender Beitragsjahre in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht zum regulären Rentnertarif versichern können, anstandslos und zu günstigeren Konditionen aufnimmt als die AOK.
 
Sagen wir's mal so: Wer hierzulande gebildet ist, gut verdienend und gesundheitsbewusst, zählt zu jenen "Rosinen" oder "guten Risiken", nach denen jede Krankenkasse lechzt. Esoterik wirkt da als Selektionskriterium. Eine Krankenkasse also, die sich als "Alternative" zwischen Aromatherapie und Feldenkrais im Wettbewerb positioniert, muss wenigstens nicht befürchten, dass jene armen Schlucker und Schlechtverdiener in ihre Reihen geraten, die am Ende größere Kosten verursachen könnten. Man ist "chez nous". Anders ausgedrückt: Ein studienrätlich affiziertes Schamanentum zwischen Waldorf und Reiki wirkt auch ohne Wirksamkeitsnachweis exklusiv - und auf genau die richtigen Leute abschreckend. Ansonsten geht Securvita mit immer der gleichen, leicht variierten Presseerklärung in die Öffentlichkeit - die sind ziemlich mono-argumentativ. Dass sie aber jetzt auch noch in ungebrochener Blauäugigkeit die Gesundheitsreform als "Chance" loben, die ihnen zukünftig den Einheitstarif per Gesundheitsfonds bescheren wird, das schlägt letztendlich dem Fass wirklich den Boden aus. Zum Zahnersatz schließlich schweigt sich seit einigen Jahren jede gesetzliche Krankenkasse gern und ausdauernd aus - mehr war damit nicht gemeint.

Im übrigen habe ich tatsächlich eine Esoteriker-Allergie, unter anderem deshalb, weil ich einfach nicht daran glaube, dass eine Substanz, die so sehr verdünnt ist, dass sie ungefähr dem Äquivalent von zehn Molekülen je Milchstraße entspricht, noch irgendetwas bewirken kann.
 
muss wenigstens nicht befürchten, dass jene armen Schlucker und Schlechtverdiener in ihre Reihen geraten, die am Ende größere Kosten verursachen könnten.

Hauptsache, Ihnen geht es gut mit Ihren vielen Klischees im Kopf.

Ich habe mich damals u.a. für diese Kasse entschieden, weil sie eine der günstigsten war (Dank Strukturausgleichszahlungen an AOK und andere sind deren Beiträge inzwischen allerdings auch gestiegen), denn ich gehöre zu den Schlechtverdienern, von denen Sie glauben, dass die sich dort nicht hinverirren. Und ich habe die sicherlich schon mehr gekostet, als die an mir verdient haben. Gab nie ein Problem deshalb. Und jene Renterin haben die auch anstandslos versichert, das war völlig stressfrei.

Aber wo sind Sie eigentlich krankenversichert? Und haben Sie das nach der Vielseitigkeit deren Pressemitteilungen entschieden?

P.S. Die Gutverdiener sind übrigens meistens privatversichert. Die esoterikaffinen unter ihnen wahrscheinlich bei den anthroposophisch angehauchten Versicherungsgesellschaften. Müssten Sie eigentlich wissen, eine von denen sitzt ja bei Ihnen da oben.
 
Sagen wir's mal so: Ich habe lange genug für Krankenkassen gearbeitet, um zu wissen, worum es dort geht. Dass die Verantwortlichen sich nicht direkt mit verschränkten Armen vor die Tür stellen, wenn eine rüstige Oma mit Zucker und beginnendem Alzheimer zu ihnen rein will, ist klar. Sie werden nur einfach für diese unerwünschte Zielgruppe keinerlei Kommunikation betreiben.

Im übrigen sind die Hürden für einen Wechsel zu den Privaten sehr hoch gelegt, vor allem dann, wenn man Familie hat. Weil man dort für jeden einzelnen Kopf seiner Lieben Beiträge berappen muss. Nur für Ledige rechnet sich das früher - oder überhaupt. Die Sätze für lohnende Wechsel liegen jedenfalls weit jenseits der Studienratsgehaltsgrenze - und die Gesetzlichen versichern keineswegs nur die Schlechtverdiener.
 
Wissen Sie was? Ich glaube, Sie haben sich mit ihrem Securvita-Posting einfach etwas vergaloppiert. Nachdem Sie - aufgrund Ihres Problems mit Homöopathie - es nämlich anfangs so darstellten, als würde speziell die Securvita durch ihre Pressearbeit alte und kranke Leute abschrecken wollen (wer sagt eigentlich, dass eine rüstige Oma mit Zucker und beginnendem Alzheimer sich nicht für Naturheilkunde interessiert?), räumen Sie jetzt ein, dass alle gesetzlichen Krankenkassen nicht scharf auf solche Versicherte sind und keinerlei Kommunikation für diese unerwünschte Zielgruppe betreiben. Warum also sollte dies im Falle der Securvita dann verwerflicher sein als bei anderen Kassen?

Ihre Argumentation ist völlig löchrig. Und meine beiden Fragen haben Sie damit auch noch nicht beantwortet.

Wie das mit den PKVs läuft, weiß ich. Ich war schließlich selbst mehr als drei Viertel meines bisherigen Lebens privatversichert.
 
Nicht ganz - die Securvita war für mich nur der Anlass, über die "Verkaufe" gesetzlicher Krankenkassen in Zeiten der Krise und über "Business as usual" zu reden. Wäre mir statt des Securvita-Textes ein Text der Barmer in die Hände gefallen, hätte ich eben darüber geredet.

Denn zur Zeit herrscht bei allen Gesetzlichen blanke Panik, sie sind die Gekniffenen der Reform, so wie sie sich zur Zeit darstellt: Denkt man den Gesundheitsfonds nämlich zu Ende, dann sind die Kassen - ob Techniker oder Securvita - irgendwann der Wurmfortsatz einer einzigen grauen Großkrankenkasse und Muttergesellschaft, über deren Beitragseinnahmen nur noch der Staat nach gusto verfügt - oder aber sie sind schlicht private Kassen mit Kopfprämien wie die DKV auch.

Über solche gravierenden Probleme, die alle Versicherten betreffen, aber wird nicht geredet, sondern lieber wird über die "halbe Wahrheit"der tollen Naturheilverfahren geschwätzt, um Versicherte zu keilen, so als wäre nichts geschehen. Nichts anderes sollte der Beitrag aufspießen. Dass es nicht mein bester ist, das gestehe ich gern zu.
blogoscoop