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... neuere Stories
21
Juli
Öl nur noch an den Salat!
Die ASPO hält gerade ihre fünfte Jahreskonferenz in San Rossore bei Pisa ab. Die Organisation befasst sich mit der Situation der Energieversorgung in der Welt, nachdem der "Peak" der Förderung überschritten ist, so dass jetzt bei einsetzenden Verteilungskämpfen die Menge des geförderten Öls von Jahr zu Jahr rapide abnehmen wird. Der schwedische Physiker und Präsident des Kongresses Kjell Aleklett - hier sein Blog - sieht uns in der Situation von Junkies, die sich endlich in eine Klinik begeben sollten: Die Welt ist süchtig nach Öl - Zeit für eine Entziehungskur!". Das ist keineswegs eine ideologische Position, weil die Ölproduzenten das ganz ähnlich sehen. Saddad al-Husseini, der Ex-Chef der saudischen Ölförderung, sagt, dass die Welt zehn Saudi-Arabiens brauchen würde, um ihren Bedarf zu stillen. Wenn Öl, dann also nur noch Extra Vergine? ...
![]() Das peakt uns alle in den Mors / Quelle: ASPO
Der moderne Mensch
Täglich hören wir, dass der moderne Mensch flexibel sein müsse. Kaum aber ist ein solch moderner Mensch mal flexibel, da ist es den Quakbüdeln dieses Landes auch wiederum nicht recht. Wie im Falle von Norbert Röttgen, der das fortschrittliche Konzept der Mehrpersonenperson unter einem Skalp zu verwirklichen sucht: Morgens als BDI-Trompete Frau Merkel verhöhnen, mittags als Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion Frau Merkel knutschen - und als Privatmann vermutlich abends dann SPD wählen gehen. So ist das heute, das muss alles in einen Kopp hinein, so gelenkig fügt man sich jede evolutionäre Nische.
Aufdatierung: In der CDU bleibt niemand lange modern. Röttgen wird der deutschen Industrie untreu und verehrt ab jetzt nur noch Frau Merkel. ![]() Charakterstudien der Jetztzeit
20
Juli
Jetzt zeigen sie's uns aber!
Am Sonntag, um 19.10 Uhr - das sah ich eben erwartungsfroh am Rande der Tour-Berichterstattung - wird ein echter Profi-Journalist namens Peter Frey [Anklicken auf eigene Gefahr!] den Lyssas und all den anderen vloggenden Amateuren dieser Blogosphäre mal zeigen, wie ein Meister der Berichterstattung vollkritisch und weitab von jeder Homestory ein wirklich professionelles Interview mit der Bundeskanzlerin führt: harte Fragen, kein Ausweichen, auch unangenehme Themen exakt auf den Punkt gebracht. Bestimmt wird der deutsche Qualitätsjournalismus ein wahres Feuerwerk abbrennen und alle seine Vorzüge entfalten. Und wir haben endlich den erwünschten Vergleich!
Beim zweiten Blick: Journalismus hat der Mann, streng genommen, aber auch nicht studiert ... Aufdatierung: Angesichts dieses praktizierten Byzantinismus' war Lyssa klar besser. Was nicht heißt, dass sie gut war.
Schokoladenseite
Grafisch durchaus eine Schokoladenseite, richtig agenturmäßig aufgebrezelt. Textlich allerdings weniger. Der Satz mit diesem Loch im Strumpf steht seit fünf Tagen schon ohne "seinen" Schuhe da.
Mich irritiert das, deswegen gucke ich immer wieder vorbei, um zu gucken, ob ich noch irritiert sein muss. ![]()
Galoppierender Qualitätsjournalismus
Auch bei uns im Norden fahren die deutschen Verleger mit ihrer Offensive für mehr Qualitätsjournalismus unbeirrt fort. Der Weser-Kurier, Bremens lokaler Pressemonopolist, setzt in der benachbarten Lokalredaktion von Delmenhorst künftig eine Leiharbeitsfirma ein statt ausgebildeter Journalisten, die dem Verleger aber, wie er versichert, weiterhin (zu) teuer bleiben. Die Konkurrenz von der Oldenburger Nordwest Zeitung lässt sich auch nicht lumpen - und schickt 30 Redakteure und Volontäre an die Front der Berichterstattung, die künftig in einer Leiharbeitsredaktion kaum Kosten verursachen, dafür aber viel Arbeit bewältigen werden. Derweil analysiert der DJV brav die neuen Berufsstrukturen, wo ein fleißiger Schreiber, wenn er rastlos am Ball bleibt, auf satte 13.570 Euro im Jahr kommen kann. Brutto wie netto. Wenn er sich sonst rein gar nichts gönnt, schon gar nicht Reise, Ruhe oder Familie, hat er so nach drei oder vier Jahren das Geld für einen höchst gebrauchten Mittelklassewagen zusammen. Kurzum - Journalismus ist und bleibt ein Beruf mit einer weit offenen Zukunft.
Wir Leser aber freuen uns, dass unter diesen Umständen der deutsche Journalismus immer "gehaltsärmer", dafür aber qualitativ von Tag zu Tag immer outgesourcter wird. Erste Offshore-Lösungen dürften nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das sind nur einige von vielen Gründen, weshalb wir bloggen - statt zu abonnieren. ![]()
19
Juli
So kriegt ihr eure Periode
Wer heute von Periode spricht, der denkt nur noch an eine - an die biologische nämlich. Vor 100 Jahren aber wäre in erster Linie die Satzperiode gemeint gewesen - und die entsprechende Wissenschaft hieß folgerichtig und erstaunlicherweise Periodik. In ihr ging es um Satzmelodie, um Satzrhythmus und um das Steigen und Fallen der Tonhöhe im Satz. Um Sprachmusik folglich - und nicht um so außerordentlich fuuuchbaaaare Dinge wie Grammatik etwa. Heute noch, meine ich, wäre die Kenntnis sprachmelodischer Gesetze vielen Bloggern ganz nützlich: Wer besser klingt, wird nämlich auch öfter gelesen. Neudeutsch: So jemand hat mehr Traffic auf seiner Homepage.
Grob gefasst, kann man sagen, eine solide gebaute Satzperiode sollte erst steigen und dann fallen. Der Ton der Stimme hebt sich also zunächst: "Wenn du noch einmal so mit den Türen ballerst ... Um dann, wenn der Hörer erwartungsfroh und gespannt auf dem höchsten Ton des Satzes verharrt, mit der Tür der Konklusion abschließend und tief unten in der Oktave ins Schloss zu fallen: ... dann ist mir das auch egal.". Gourmets haben natürlich gleich gemerkt, dass jener Text, der zwischen dem Kursiven stand, dem gleichen Gesetz gehorchte, auch wenn er erheblich länger war. Weitere Feinheiten - dass man auch einen doppelten Kadenzfall an das Aufsteigen der ersten Takte anknüpfen kann - die sollen uns hier nicht groß beschäftigen. Zur Illustration - das klänge dann in etwa so: "Wenn du noch einmal so mit den Türen ballerst ... dann ist mir das auch egal. ... Dann zieh' ich nämlich aus!" Zum Periodenbau kommt oft noch "Vokalismus" hinzu - man unterscheidet dann zwischen den hellen "aufsteigenden" Vokalen und den dunklen absteigenden. Zu den ersteren zählen E, EI, Ä oder I, zu den letzteren A, O oder U: [aufsteigender Ast] "Ich geh jetzt in die KnEIpEEE, [absteigender Ast] da hab ich meine RUUUh'!". Insbesondere im Bereich des populären Sprachgebrauchs scheint der richtige Klang sogar den Satzinhalt erst nach sich zu ziehen. ![]() Mit den Regeln des Vokalismus und der Periodik lassen sich ganze Stilformen "nachbauen", zum Beispiel eine bestimmte Art vorstädtischen Frauengezeters, das sich gerade dadurch auszeichnet, dass es nur die aufsteigenden ersten Hälften der Periodik verwendet: Soll ich hiääh denn alles alleinEE machEEn ... Wiäää döss hiää wieda aussIIIeht, nEEEJ! Kannssu doin'n Kroam nüch selba wechräumEEEn? Das Erfreuliche daran: Wenn wir die Periodik bewusst nutzen, können wir prompt Gezeter, Gekeife und Schimpfbrabbeln bestens nachahmen. Denken wir uns dann noch die abfallenden Teile des kurzangebundenen Kommentars hinzu, den "Männe" griesgrämig beisteuern könnte, dann haben wir unseren ersten Dialog für das kleine Volkstheater zusammengepfriemelt: Sie: "Soll ich hiääh denn alles alleinEE machEEn ..." Er: "Ja, ichja wOUhl kAUm, wAAA!" Sie: "Wiäää döss hiää wieda aussIIIeht, nEEEJ!" Er: "Dann woart doch nächsmoal nüch so lange, dU AAAlte KUUUH!" Sie: "Kannsu doin'n Kroam nüch selba wechräumEEEn? Er: "Joah, so weit komms nOUch!" Wie man sieht, beherrschen die meisten Leute die Regeln der Periodik offenbar ganz von selbst. In deren Alltag ist richtig Musik drin. Und beim nächsten Mal geht's hier ums Thema "Sprachrhythmus". Dann rockt das richtig.
Wer jetzt nicht abnimmt ...
... der ist schon tot.
![]() Im Zentrum des ortsfesten Nordsee-Hochs
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