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11
Dezember
Das Wort zum Montag
Es kommt diesmal von Niklas Luhmann und es erläutert, weshalb immer die Moralisten die wahren Kriegstreiber sind:
"Moral ist ein riskantes Unternehmen. Wer moralisiert läßt sich auf ein Risiko ein und wird bei Widerstand sich leicht in der Lage finden, nach stärkeren Mitteln suchen zu müssen oder an Selbstachtung einzubüßen. Moral hat daher, soweit sie sich nicht im Selbstverständlichen aufhält und hier fast unnötig ist, eine Tendenz, Streit zu erzeugen oder aus Streit zu entstehen und den Streit dann zu verschärfen. Moral ist polemogener Natur." "Die Gesellschaft versklavt die Individuen, ohne sie daran zu hindern, sich frei zu wähnen."
04
Dezember
Das Wort zum Montag
Plus ca change plus la meme chose - von der Antike bis zu den Public Relations und zu den Corporate Communications heute. Aber niemand will es hören:
"Dadurch erbrachte Perikles den Beweis, daß die Redekunst Seelenführung ist und daß ihre vornehmste Aufgabe darin besteht, auf die Gemütszustände und Leidenschaften einzuwirken; denn diese sind wie klingende Saiten der Seele, die man in richtiger Weise greifen und schlagen muss." (Plutarch: Doppelbiographien I, 553) Es geht eben NICHT um «Informationsübermittlung» ... Plutarch - Kupferstich um 1800 Bild: wikipedia
27
November
Das Wort zum Montag
In seinen Tagebüchern nimmt Victor Klemperer einen sehr klaren Standpunkt zur politisch-sozialen Verantwortlichkeit ein. Baumeln sollen vor allem die, die es besser hätten wissen müssen:
"Wenn es einmal anders käme und das Schicksal der Besiegten läge in meiner Hand, so ließe ich alles Volk laufen und sogar etliche von den Führern, die es doch vielleicht ehrlich gemeint haben könnten und nicht wußten, was sie taten. Aber die Intellektuellen ließe ich alle aufhängen, und die Professoren einen Meter höher als die andern; sie müßten an den Laternen hängen bleiben, solange es sich irgend mit der Hygiene vertrüge." Vae Hartz! Vae Rürup! Vae Kirchhoff!Möge der Stein dir leicht sein. Bild: wikipedia.org
20
November
Das Wort zum Montag
Es handelt diesmal von der Entbehrlichkeit der Liebe für das Lebensglück. Und es stammt von Stendhal aka Henri Beyle. Er schreibt hier an seine Schwester Pauline, die der frühreife Großstädter in die Philosophie einer affektierten Stoa einzuführen trachtet, Maßstäbe, die er übrigens selbst nicht befolgt. Nichtsdestotrotz beschreibt Stendhal als guter Beobachter die Heiratspolitik klügerer Pariser Frauen recht gut:
"Sieh zu, dass du nicht aus Liebe heiratest; Du wirst nicht glücklich dabei, es sei denn, Du heiratest einen Mann mit sehr viel Geist. An Deiner Stelle würde ich einen rechtschaffenen, sehr vermögenden Mann nehmen, der weniger Geist besitzt als Du." "Politik ist die Kunst, andere zu veranlassen, nach unseren Wünschen zu handeln." Bild: wikipedia.org
15
November
Wolf Biermann zum 70.
Der Mann hat stets recht gehabt - aus einem untrüglichen Grund: Ihm stand die Sprache immer zur Seite. Natürlich möchten ihm heute, zum 70. Geburtstag, kleine Lichter wie Benno Schirrmeister ans längst errichtete Denkmal rotzen - in diesem Auswurf aber geht nur Schirrmeister unter: "Das alles ist so lange her". Jaja, warum sollten wir über diese ollen Kamellen bloß noch reden? So jedenfalls hätte es unser kleiner Spucki gern, der stattdessen vor dem DKP-Barden Degenhardt dienert. Wie üblich erfahre ich aus solchen Texten viel über den Schreiber und viel über die Hassliebe der Linken zu dieser mächtigen, frei rollenden Kanone auf dem schlingernden Schiff sozialistischer Utopien - aber nur wenig über Biermann.
"Komm lass dich nicht verbiegen in dieser krummen Zeit ..." Bild: wikipedia.org Biermanns Ausweisung war zunächst einmal jener Fehler, der den Untergang der DDR einleitete. Denn die DDR hatte sich als "Republik der Schriftsteller" konstituiert, im Gegensatz zur "Republik der Koofmichs" im Westen. Aus Literaten wurden nur hier Minister, fast alle wesentlichen Konflikte in diesem Staat von Moskaus Gnaden waren Richtungsfragen der Kultur. Mit der Ausweisung Biermanns schmissen Honecker und Co. den eigenen Gründungsmythos über Bord. Seither war die DDR ohne Legitimation. Auch im Westen nahm Biermann dann den Platz zwischen allen Stühlen ein, der ihm genehm ist. Auf gewerkschaftliche Vereinnahmungsversuche ließ er sich gar nicht erst ein. Er hat auch hier viel bewegt. Die Frage nach "gerechten Kriegen" hat seit seinem Engagement im ersten Golfkrieg "die Linke" - sagen wir's höflich - in "viele Linke" gespalten. Reichlich frische Luft fegte den Dogmatismus aus allen Denkerstübchen, einige Leichtgewichte wurden gleich mit fortgerissen. Mich riss Biermann dagegen immer nur hin - selbst dort, wo ich ihn "neben der Spur" fand. Aber was hatte ich schon zu sagen, wo die Sprache ihm doch recht gab: Diese gewaltige und manchmal auch gewalttätige Rhetorik, die vor barocken Antiquismen nicht zurückschreckte. Tote Wörter blühten wieder, verloren geglaubte Kategorien erstrahlten im Glanz neuer Selbstverständlichkeit, kleine Pinscher verröchelten im eigenen Wortmist und mit einem Winseln. Selbst wenn gepflegte altlinke Blütenwiesen nach Biermanns Auftritten aussahen, als hätte ein Rhinoceros auf ihnen Hochzeit gefeiert, der Mann aus der Chausseestraße 131 hat auch für die Linke gesellschaftlich viel geleistet. Ein "Held der Arbeit". Nicht nur für die DDR, sondern auch und vor allem hier im Westen. Alles Gute, Wolf Biermann! Und nimm die kleinen Kläffer nicht so ernst, die sich daran aufgeilen, dass du auch bei Springer schreiben darfst, was du willst. Als großer Nummer steht dir das nämlich zu ...
13
November
Das Wort zum Montag
Weil ich ihn gerade lese und jedem den Text nur wärmstens ans Herz legen kann, hier ein Zitat aus der Autobiographie von Alexander Herzen:
«Es wäre besser, die Moralisten tränken ihren Irish oder Scotch Whisky und schwiegen, sonst werden sie mit ihrer unmenschlichen Philanthropie noch die furchtbarsten Antworten herausfordern». Bild: wikipedia.org Bleibt für mich die Frage, woher Herzen 1863 schon wusste, dass künftige Theoriebefolger und Menschheitsbeglücker wie bspw. Hitler oder Lenin den Alkohol ablehnen würden.
06
November
Das Wort zum Montag
Es spricht Frank Thiess, der Erfinder des Begriffs der «inneren Emigration», zu den Themen Rentensystem, Fondsentwicklung, freie Marktwirtschaft, Printmedien, Liebe und noch zu so mancherlei «Pseudo-Ewigkeiten», die auf dem Kinderglauben an Kontinuität und Kontingenz aufbauen:
«Ich habe nie verstanden, daß vernünftige Leute ernsthaft daran glauben, es könne und müsse alles so bleiben, wie es ist." Ergänzend dazu sein hormonelles Gesetz der Religion: "Jeder Glaube, auch der dämlichste, macht glücklich." Syllogistische Schlussfolgerung aus diesem Vor- und Nachsatz: Thiess war nicht glücklich.
01
November
Ganz nackig und schamlos ...
... porträtiert dieser «Lehrer Lämpel» den ersten stürmischen Herbsttag dort im Gedichteforum.
Was für eine Wort
30
Oktober
Das Wort zum Montag
Weil's zum Abschied von diesem Sommer passt,
hier eine Lebenselegie von Frank Wedekind: Auf mein Faulbett hingestreckt Überdenk ich so meine Tage, Forschend, was wohl dahinter steckt, Daß ich immer nur klage. Ich habe zu essen, ich habe Tabak, Ich lebe in jeder Sphäre. Ich liebe je nach meinem Geschmack Blaustrumpf oder Hetäre. Die sexuelle Psychopathie, Ich habe sie längst überwunden - Und dennoch, ich vergeß es nie, Es waren doch schöne Stunden. «Was aber kümmert es den Weltverächter, Ob all der Flitter besser oder schlechter Entgegeneilt der schließlichen Vernichtung?!»
28
Oktober
Nicht schlecht:
«Nur aus den Schwächen eines Schriftstellers kann der Eindruck entstehen, seine eigentliche Stärke sei die Philosophie» (Francois Mauriac).
"Jedes Kunstwerk ist die richtige Lösung eines technischen Problems." (Bild: wikipedia.org) Andererseits gäbe es dann verdammt viel Geschwächel!
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