letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


28
August
Das Wort zum Montag
Ein kleiner Nachschlag zur Patriotismusdebatte, von jenem Mann, der einst das Weserbergland literarisch geadelt hat. Nationalgesinnte versuchen gern, ihn zu beerben. Ist aber nicht drin:


Wilhelm Raabe

"Deutsches Volk? Ach was! Deutsch redender oder schwätzender Bevölkerungsbrei, für einen kurzen Augenblick von ein paar großen Männern in eine staatliche Form gepresst!" (BA, Ebd. 2, 257)

 
 
21
August
Das Wort zum Montag
Dieses Wort zum Montag illustriert, dass es die typischen Prekariatsprobleme schon etwas länger gibt:

"Wie ich bei dem pausenlosen Benefizen noch die Hasen bezahlen soll, die ich aus dem Hut ziehe, sagt mir kein Mensch." (Peter Rühmkorf).


Zu hohe Hasenkosten

 
 
18
August
Der Normalbürger hat nichts zu sagen ...
... zumindest nicht in Sachen Kunst: Das las ich gerade im Nachwort zum ersten Band meiner Genet-Ausgabe, die ich mir peu à peu antiquarisch zusammenkaufe.


Dem Reinen ist alles rein,
den Schweinen ist alles Schwein.


Bis 1962 galt das George-Grosz-Urteil, der sich in der Weimarer Republik für seinen gekreuzigten Jesus mit Gasmaske noch eine deftige Strafe einfing. Das Gericht damals: Entscheidend ist das Empfinden des normalen Bürgers. Wenig später wurde daraus dann das "gesunde Volksempfinden".


Heute genauso erlaubt wie - ähem! - Mohammed-Karikaturen

Ganz anders die Große Strafkammer des Landgerichts Hamburg am 31. Juli 1962: Obszön ist nicht mehr das, was die notorischen Ferkel dafür halten, denen nichts Kunst, sondern all das Unbegreifliche im Text ein S-kaaandal ist. Obszön ist seither gewissermaßen nur noch das, was auch nach Maßstäben der Kunst obszön ist, und damit nach den Maßstäben eines hochgebildeten Kunstpublikums. Dieses Urteil aus dem Prozess gegen Jean Genet und seine Notre-Dame-des-Fleurs gilt im Prinzip bis heute.

Ich als höchst kunstsinniger Mensch stelle daher hiermit dem gesunden Volksempfinden gegenüber ein für allemal fest, dass all das, was ich in diesem Blog schreibe, zur großen Kunst zu zählen ist und niemals strafrechtlich relevant sein kann.

Oder gildet das so nicht?

 
 
14
August
Das Wort zum Montag
Zum 50. Todestag des Erfinders der Augsburger Puppenkiste, hier ein etwas überraschendes Zitat:

"Bevor nicht der letzte Zuschauer an den Därmen des letzten Schauspielers aufgehenkt ist, gibt es keine Kunst." (Bertolt Brecht, SW XXVIII, 46)


Hang down your head, Arturo Ui ...

 
 
10
August
Im Land der Maulwurfshügel
"Der Mensch", sagt Maxim Gorki, "braucht das Gefühl des Geschichtlichen, um schreiben zu können. Den weiten Blick vom Hügel".

Alles schön und gut - woher aber soll man in diesem Land einen solchen Hügel nehmen?


Maxim Gorki mit dem Herrn der Hügelgräber
Quelle: wikipedia

 
 
09
August
Vom Nutzen der Recherche
Gestern kam ein Freund zu Besuch. Der will einen Kriminalroman schreiben, der unbedingt in Herne spielen soll. Da kommt er nämlich her. Deswegen will er nochmals dorthin, um in der Landschaft seiner Jugend zu recherchieren. Ich habe ihn gefragt, ob das denn nötig sei? Okay, wenn man über Faktisches schreibe, wie meinethalben Fontane über die Mark Brandenburg, dann sei Recherche sicherlich unverzichtbar, dann müsse jeder Stein auch dort zu finden sein, wo ihn der Schreiber hinlegt. Aber bei einem Roman?

Als Beispiel führte ich Stendhal ins Feld. Für "Rot und Schwarz" genügt dem ein kurzer Zeitungsauschnitt, um die großartige Geschichte um Julien Sorel aus dem Boden zu stampfen. Und den Inhalt dieses Zeitungsauschnittes hat er auch noch "verfälscht", damit die Geschichte "richtiger" wird. Resultat: Weltliteratur - lebendig wie am ersten Tag. Stendhal sagt ferner, er gäbe sich niemals in seinen Büchern mit der Beschreibung des Äußeren seiner Personen ab, das überließe er komplett der Phantasie seiner Leser.

Jetzt will mein Freund nicht mehr nach Herne fahren, sondern aus seiner durch und durch verlogenen Erinnerung schöpfen. Die dortige Tourismus-Zentrale möge mir bitte verzeihen ...


So schön ist nur Herne

 
 
07
August
Das Wort zum Montag
Weil wir ja das Benn-Jahr haben, weil fast alle Blogger täglich mit den Worten hadern - hier ein Zitat, das sich gegen jene Dampfplauderer von Blogville richtet, denen der Content nur so aus den Tippfingern rinnt:

"Das Wort kam ja nicht in die Welt, um die Wissenschaft und den Sozialismus und die Krankenkassen zu rechtfertigen, sondern als die furchtbarste Waffe, die grausamste Schneide, der blutigste Morgenstern dem waffenlosen Menschen in der grausamsten aller Welten zu helfen."

Gottfried Benn


Der Ruhm ist ein lebender Leichnam

 
 
31
Juli
Das Wort zum Montag
Von Jean Paul kommt heute dieser warnende Hinweis an unsere beleidigten Leberwürste in ihren geschlossenen Blogs:

"Es gibt jetzt der Unsterblichen eine solche Menge,
daß man nur die neuesten kennt
und die übrigen schon vergessen hat."



Weises aus Wunsiedel

 
 
24
Juli
Das Wort zum Montag
Diesmal - tätä! - habe ich rechtzeitig an meine Rubrik gedacht. Passend zur Diskussion über "individualisierte Massenkommunikation" dort drüben an der Blogbar, warnen wir diesmal mit Bert Brecht vor allen ungesunden Übertreibungen in Sachen Individualität:

"Wenn ich zwei Selbste hätte, würde ich eines ermorden."



Der Theatermann und sein Komponist (Paul Dessau)

 
 
17
Juli
Das Wort zum Montag
Peinlich - da hätte ich meine einzige Rubrik doch fast schon wieder vergessen:

Weil's so schön passt zu den Lyssas, den Merkels, den Zidanes und den Web 2.0-Posaunen der vergangenen Tage, greifen wir uns heute den Lichtenberg zum Thema "Ruhm":

"Die Zeitungschreiber haben sich ein hölzernes Kapellchen erbaut, das sie auch den Tempel des Ruhms nennen, worin sie den ganzen Tag Porträte anschlagen und abnehmen und ein Gehämmer machen, daß man sein eignes Wort nicht hört."


 
 
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