letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


03
Juli
Das Buch gibt's gar nicht ...
... sagt da jemand. Und versucht sich an einer widerlegung meiner werten Person, obwohl es doch eigentlich die Fälschung seines geschätzten Kollegen wäre, weil der nämlich einiges durcheinander kriegt. Von einem Koslowski hat schließlich der noergler erzählt, wenn überhaupt jemand fälschte, dann Adörnchen mit erfundenen Titeln wild durch die Gegend.

Hier ist übrigens mein Beleg:



Darf's denn auch noch die ISBN-Nummer sein?

Okay, okay, so ist Sport. Jetzt aber löst eure Bringschuld auch mal ein.

 
 
01
Juli
Salonaristokraten
Guter Artikel dort in der taz über die 68er, die noch immer gern unsere Nerven töten. Im Grunde fordert Franz Walter diese Zauselbärte recht freundlich auf, doch bitte endlich ohne weitere Geräuschentwicklung in die Kiste zu springen und Ruhe zu geben. Einer Generation, die nicht einen Theoretiker von Rang hervorbrachte, die nur beim intellektuellen Ladendiebstahl Initiative entwickelte und höchstens einen Westerwelle als rebellischen Nachwuchs zeugte, stünde mehr Bescheidenheit gut: "Eben das", schreibt Walter, "ist mein Problem mit den 68ern: ihr Defizit an Politik; ihr Mangel an einem ernsthaften, klugen, lebensnahen, realistischen, zäh und konstant betriebenen, dabei volkstümlichen, listigen, strategischen und zielorientierten Radikalreformismus. Am Ende war 68 lediglich ein spätbürgerliches Distinktionsgebaren, die Hoffnung, mit dem sperrig esoterischen Vokabular von Adorno, Marcuse, Horkheimer und ein bisschen Marx noch einmal auf geistesaristokratischen Höhen Abstand und Distanz zu den als "eindimensional" verachteten niederen Massen zu wahren."


Adorno gegen Achselschweiß

 
 
22
Juni
Das Bildnis des Urian Grey
Den ganzen Tag habe ich heute schon den "Moralischen". Fürchterlich. Vor das Tun schiebt sich ständig irgendwelches Nachdenken, über mich, über andere, über Vergangenes. Jeder Gedanke an Produktivität kommt an solchen Tagen schon mit dicken Spinnweben auf die Welt.

So schien es mir, als ob die Leute, die ich früher kannte, im Wesentlichen damit beschäftigt wären, sich ihre Biographie als Gefängnis auszugestalten; vor dem Leben einfach hinter Schloss und Riegel geflohen. Gelobt sei der Karrierezwang der Verhältnisse, und der Chef ist ihr Muezzin. Diese Mauern haben sie sich auch noch selbst gebaut - und sie wähnen sich trotzdem frei in gesiebter Luft, nur weil es zweimal im Jahr nach Costa Rica oder auf die Malediven geht. Als ob Freiheit eine Frage der Reisekilometer wäre. Dass sie ganz pünktlich und wie an der Schnur gezogen wieder zurück sein müssen, das merken sie noch nicht einmal.

Konsequenter sind da doch die Leute, die es gleich über Leichen ins Kittchen zieht. Finde ich jedenfalls. Vermutlich aber nur heute ...


Great Depression

I'm gonna go
where there's no depression ...
(Carter Family)

 
 
21
Juni
Meisterdenker auf Abwegen
Was lesen meine entzündeten Augen dort für einen Text von Karl Marx, dieser ewig grünen Hoffnung all jener, die gern durchs Nadelöhr ins Himmelreich möchten? Am 30. Juli 1862, also jenseits aller Zeit der Jugendsünden, schrieb dieser Vollbart wahrlich böse Sätze an seinen Buddie Friedrich Engels über einen gewissen Ferdinand Lassalle, den neuen Superstar der sozialdemokratischen Konkurrenz, der nicht nur bei den Arbeitern sondern auch bei den Frauen wesentlich mehr Erfolg hatte als Kalle. Diesen "jüdischen Nigger" und Konkurrenten, der ihm mit seinem kleinen Gemüseladen den Karfiolmarkt kaputt zu machen drohte, charakterisierte der Exil-Trierer folgendermaßen:

"Dabei das fortwährende Geschwätz, die unästhetisch demonstrativen Bewegungen, der belehrende Ton! (...) Dabei das wüste Fressen und die geile Brunst dieses 'Idealisten'. Es ist mir jetzt völlig klar, daß er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist - von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen (wenn nicht seine Mutter oder Großmutter von väterlicher Seite mit einem Neger kreuzten). Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft." (Arnold Künzli: Karl Marx. Eine Psychographie. Wien et al. 1965, S. 216 f). Die Zahl der Zitate ließe sich übrigens vermehren - und der Engels, der Friedrich, der war in dem Punkt auch kein Engel. Bzw. erst wesentlich später.

Karl Marx

Aber was ist das denn: Ist das linker Antisemitismus? Oder ist das südstaatlich-sklavenhalterischer Rassismus? Oder beides? Fragen über Fragen in der Geistesgeschichte. Jedenfalls sollten Linke den Biologismus nicht immer bei den anderen suchen. Blanqui, Bakunin, Proudhon - die ganze frühsozialistische Blase beherrschte dies Metier ähnlich gut. Nennst du mich Jude, schimpf ich dich Nigger. Ganz wie bei Skinheads daheim ...

(Bild: wikimedia)

 
 
20
Juni
"Wer war das ?!"
Mir mit solch schweinischen Sprüchen derartig die Blog-Hütte vollzusauen! Drei Tage muss ich jetzt wischen, um diesen amoralischen Gestank wieder rauszukriegen. Marsch - zurück auf den Blocksberg, wo du hingehörst!




Es gibt in der geschichtlichen Welt kein Gut und Böse. Es gibt nur das Böse. Wer das nicht sieht, ist in der Substanz schmächtig und seelisch nicht herangereift.

 
 
07
Juni
Sokrates, der Philister
Und wieder stolpere ich über einen Text, der Immanuel Kant als "wichtigsten Denker der deutschen Aufklärung" abfeiert. Okay, okay, er hat den Aufsatz "Was ist Aufklärung?" geschrieben, selbst aber ist er mit seiner Vernunftsskepsis und der Absage an jede Erkenntnis a priori eher nach der Aufklärung anzusiedeln.

Der Held der geselligen Bildungsphilister zu Nicolais Zeiten aber war Sokrates - ein Wiedergänger aus der Antike. Kein Autor, der etwas auf sich hielt, der nicht "sokratische Gespräche" verfasst hätte. Vor allem Moses Mendelssohns "Phaidon", ein aufklärerischer Aufguss sokratischer Dialoge, stürmte die Bestsellerlisten.

Bezeichnend, dass ausgerechnet ein Erz-Steißtrommler wie Sokrates die deutsche Aufklärung derartig dominierte. Ein Mann, der immer so lange rechthaben wollte und noch einmal alle Argumente wiederkäute, bis alle Gesprächspartner entnervt den Laberknopp verließen; ein Schwatzsack, der jeden in Grund und Boden ramenterte; ein Walter Jens der Antike. Und abends, wenn sich der philosophische Marktschreier endlich nach Hause verdrückte, gab's so lange Senge von seiner Frau, der Xantippe, bis er endlich still war. Eine überforderte Frau, die mir immer absolut sympathisch war. Letztlich ist es kein Wunder, dass ihm das Volk den Schierlingsbecher genau dann reichte, als die Demokratie in Athen regierte. Dieses Gebräu war der Ausdruck eines demokratisch vollstreckten Volkswillens, der sich durchaus auch auf manche Großschwätzer unserer heutigen Medien anwenden ließe.

Jedenfalls - dass ausgerechnet Sokrates der Held der deutschen Aufklärung wurde, sagt viel über ein grundlegendes deutsches Missverständnis aufgeklärten Handelns aus. Erfolgreiche Aufklärung kann auf die Guillotine nicht verzichten - und auf einen Schierlingsbecher für die Rampensäue unserer Diskurskultur.

Sargt jedenfalls
dieser Chat

 
 
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