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04
August
Der deutsche Journalist: hellwach und voller Wächterfunktionen
Dass ausgerechnet der SWR-Chefreporter Thomas Leif, Vorsitzender des Netzwerks Recherche, offenbar alles gern macht, außer mal ein wenig zu recherchieren, das erstaunt mich schon.


Dem entgeht so leicht nichts.

 
 
02
August
... betont gern seinen Rang als unabhängige Informationsquelle für die deutsche Wirtschaft. Schön ist es da, dass das Koofmich-Magazin auch die Herkunft seiner unabhängigen Autoren so offen benennt:

Thorsten Gerke, Consultant bei MairDumont

Jörg Peters, Leiter Marketing IBM Deutschland

Philippe Roten, Regional Head of Omega

Richard Joerges, Medienexperte und Consultant

Andrea Rinnerberger, Avaya

Fast schon überflüssig erscheint es da, dass soeben ein "Sonderheft Sponsoring" erschienen ist.

 
 
Überlegt man ...
..., dass jemand vor 20 Jahren für diesen neudeutschen Sprachgebrauch noch auf der Stelle eingewiesen worden wäre ...

Schade eigentlich!


 
 
Wenn der Marketender erzählt ... Folge 1
In den heutigen Zeiten, wo sich unsere Eliten auch sprachlich und kulturell immer mehr von uns, der dummen Konsumentenmasse, entfernen, ist es manchmal ganz lustig, sich das abgehobene Gequäke ins Standard-Deutsche zurück zu übersetzen. Hier einige Beispiele aus dem Spiegel-Interview mit Sony BMG-Chef Rolf Schmitz-Holtz:

Wo der Normalbürger sagt:
"Die Leute kaufen unseren Bullshit einfach nicht mehr",
da sagt R S-H:
"Die Fragmentierung des Marktes hat dafür gesorgt, dass die Spitzen flacher ausfallen."

Wo der Normalbürger sagt:
"Wir hoffen und beten - und verbrennen dabei natürlich weiterhin das Geld der Aktionäre",
da sagt R S-H:
"Wir werden die Erosion unserer Marktanteile durch einen intensiven Marktangang stoppen und Ergebnis sowie Profitabilität im Vergleich zum Vorjahr erhöhen."

Wo der Normalbürger sagt:
"Für meinen Beruf braucht man keine Ausbildung",
da sagt R S-H:
"Es ist besser, wenn man Vorbildung hat. Aber offensichtlich muss man auch ohne diese Kenntnisse nicht scheitern".

Ja, denn:

Auf zur Markenpflege!

 
 
01
August
Ein neues WAZ-Zeitalter ...
... hat heute begonnen. Langgezogene Worte wie "Jugendschützenkönigspaar" bieten schon mal viel Perspektive. Und so sieht die Zukunft der Regionalzeitung aus:


Was sie wohl darunter tragen?

 
 
31
Juli
Liebe PR-Leute ...
... wenn schon mal die alte Mythenfabrik an der Brandstwiete am heutigen Montag eurer Branche einen jubeltonreichen Achtseiter widmet, so dass Unbedarfte mutmaßen, der Stefan Aust könnte das "Sturmgeschütz der Demokratie" unter der Hand an Burson-Marsteller verkauft haben; wenn also dort zu lesen ist, wie eure Branche Abermillionen Regierungsdollars im Irak für die Propaganda von Aufklärung über Freedom and Democracy versenken durfte, dann muss doch - bitte schön - die Frage nach dem Erfolg mal erlaubt sein.

Oder waren das im Spiegel nur Public Relations?


Bombenstimmung dank PR

 
 
30
Juli
WAZ: Die Inkompetenz als Kompetenzbeweis
Als ich diesen Text an der Blogbar las, fiel ich fast vom Glauben ab. Man betreibt also "new journalism", indem man sich den nerdfernsten Redakteur greift und zu etwas verdonnert, was er nicht kann. Resultat: Moderner Qualitätsjournalismus. Oder: In diesem Blog bloggt der Chef!


Erst kommt Essen, dann ...

 
 
Blog 0.0
Wie man ohne Arbeit am Text zu Traffic kommen könnte, darum drehen sich viele Diskussionen in Blogville - vornehmlich im Business-Bereich. Aus Marketing-Sicht ist das Gelächter darüber wohl bei amardi am lautesten in der deutschen Blogosphäre, vermutlich deshalb, weil dieser Mann schon etwas älter ist, selbst aus dem Marketing kommt und eben nicht aus der PR-esse, die für das meiste Ballyhoo derzeit verantwortlich zeichnet. Doch unverdrossen wird weiter an Klickwüsten gestrickt, die nur nach einem Kriterium beurteilt werden, nach ihrem Ranking bei Google, Blogscout, Technorati oder what so ever, nicht nach dem, was sie faktisch bewirken an Umsatz, Umdenken, Image oder was immer durch diese Kommunikation erzeugt werden soll.

Als ein Beispiel für diesen - in meinen Augen - notwendigerweise wirkungslosen Ansatz, soll hier das Blog von Peter Turi dienen. Es hätte aber auch genug andere treffen können. Unter dem visuellen Banner von "Sex Sells" posten dort der ehemalige Kress-Report-er und einige andere zu Business-Blog-Themen, wobei sie die weit offene literarische Flanke ihres Handwerks mit einigen bunt gemischten Tucholsky-Zitaten abdecken zu können meinen.


No medium: My message is the massage

Nehmen wir einfach mal diese Geschichte von Eric Gubitz aus Turis Blog: Noch nie war es leichter, eine prall gefüllte Website zu bauen - den wundersamen Schnittstellen APIs sei Dank. Wie wäre es mit einem Finnland-Reiseführer inklusive Ortsplänen, Fotos aus Lappland und dazugehörigen Lexikoneinträgen? Oder soll es eine Community sein mit Bewertungssystem für Nachtschwärmer und der Routennavigation fürs Handy? Kein Problem - API heißt die Lösung. In dunklen Webeinsnullzeiten waren solche Vorhaben WIRKLICH aufwändig. Während teure Programmierer die Funktionen programmierten, füllten billige Inder Kartenschnipsel in Datenbanken. Am Ende waren die Kassen leer und die Nerven des Internet-Pioniers erschöpft. Tja, heute stehen alle dafür notwendigen Inhalte und Funktionen live und kostenlos bei Google, Flickr & Co zur Abholung bereit. Jeder Webmacher darf die Datenbanken der großen Internetplayer direkt anzapfen und beliebig kombinieren. Und die Zugänge zu solchem Contentreichtum heißen APIs (engl. application programming interface, deutsch: Schnittstelle zur Anwendungsprogrammierung) und sind jeweils das technische Regelwerk, mit der Programmierer die Schätze heben kann. Es lebe das => Web2.0: Hinter einer kreativen Webseite muss also nicht mehr unbedingt ein genialer Programmierer sitzen - im Grunde reicht es, die APIs zu verstehen und damit die Inhalte der Bigplayer frisch und kreativ zu re-mixen. Ebenso wie Popstars schon lange keine Noten mehr lesen müssen. Ein Hip-Hop-Musiker kann schon einen Hit landen, wenn er gerade mal seinen Sampler und die Soundsoftware ordentlich bedienen kann. Er muss halt etwas von Marketing verstehen... Der Begriff API ist übrigens weder neu noch webzweinullig: Schon immer wurde Hardware und Software über APIs gesteuert. Ohne BIOS hätte das Betriebssystem keine Chance, den Computer zu steuern, und ohne offene Microsoft- oder Sony-APIs könnte niemand ein Spiel für Windows oder die PlayStation 2 entwickeln. Noch ein paar Infos am Rande: Gerne verwendet wird der Begriff zusammen mit „mashup“, was die Mix-Arbeit des Web-DJ bezeichnen soll. Und: Zur Gattung der APIs gehören neben den derzeit bekannten Schnittstellen von Google, Yahoo, Filckr:, Amazon und eBay auch alle Webservices, SOAP und DirectX.

Ich habe diesen Text deshalb etwas ausführlicher zitiert, weil er eine bestimmte Einstellung dieser Business-Blogger illustriert: Die Vorstellung nämlich, man käme ganz ohne Schreiber aus. Aller Inhalt dieser Welt muss nur noch wie im Hiphop "re-mixt" werden, es kommt nichts Neues, das Alte wird nur noch in scheinbar neuer Gestalt bis in alle Ewigkeit recycelt. Dieser Text will uns weismachen, man müsse sich nur allerlei "Content" aus dem Internet zusammenklauen, die technische Lösung, die APIs, würden den eigentlichen kreativen Part übernehmen, und die Story zusammenbasteln nach dem Motto: Schnippschnapp hier und Ratzfatz da - und fertig ist der Blog-Artikel, für den der Kunde dann viel Geld bezahlt, für das man sich das weiße Marschierpulver besorgen kann, während der Text massenhaft Klickrate generiert, weil die Kunden seinen nahezu identischen Vorgänger ja auch angeklickt haben. Jeder Gedanke an Entwicklung und Innovation ist in diesem technikgläubigen Elaborat ausgeklammert: Web 2.0 ist demnach das neue Sterntaler-Universum für Text-Arme, das glücklicherweise genau so funktionieren soll wie das alte. Und diese Business-Blogs tradieren dabei ein Menschenbild, dass es die Sau graust.


Die PR-Szene: Klon-Schafe schauen dich an

Ich weiß ja nicht, ob diesen Bullshit viele Leute glauben, zugunsten der Menschheit möchte ich annehmen, sie tun es nicht. Das Lächerliche aber daran ist, dass zumindest viele innovationsverlegene Marketer mal wieder auf die Windbeutel und Fuzzy-Logiker von der PR-Front hereinfallen werden, allein schon, um ihre gewohnten Vorstellungen vom Marketing 1.0 in die Verlängerung zu retten. In kürzester Frist ist das Interesse dann wieder ruckzuck tot, die Turis dieser Welt haben's wieder mal geschafft und sie müssen mit dem (un-)verdienten Geld nur noch die Dürreperiode bis zur nächsten Morgenluft-Saison überbrücken - und in der Blogosphäre zieht endlich wieder Ruhe ein.

Um es mit dem ach so beliebten Tucholsky zu sagen: "Ja, vom Kopf zur Schreibmaschine ist a long way."

Nachtrag: Die Diva hat ihr Blog jetzt so lange geschlossen, bis genügend flehentliche Bitten um Wiedereröffnung von den Verehrern eingegangen sind. Auch ich will mich da nicht lumpen lassen: "Ach Gottchen, was ist das alles schröcklich, nej!"

 
 
27
Juli
"Manche Schweine sind eben gleicher ..."
Die Hamburger Bürgerschaft kann dank trogfüllender Selbstbedienung frohgemut der GEZ-Ausweitung auf PCs zustimmen: "Die um 17 Euro erhöhte Büropauschale soll die GEZ-Gebühr ausgleichen, die die Abgeordneten künftig für Computer mit Internet-Zugang zahlen müssen."


Blick in den Koben

Via Law Blog: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2006/07/27/nackte-aggression/

 
 
25
Juli
Textwesen
Gestern saß ich mit einem Freund und Berufskollegen noch spät - sehr spät! - im Garten beisammen. Wie alle Klatschbasen kamen wir irgendwann auch auf jenen komischen Beruf zu sprechen, den wir ausüben. Ich holte zur Illustration ein Büchlein herunter, dass ich mit der Bremer Zeichnerin Anne Rieken vor Jahren gebastelt habe. Es heißt:


Über artgerechte Tierhaltung

Während wir zwei weitere Tschechen-Biere köpften, herrschte unter uns beiden Einverständnis darüber, dass Texter immer ein wenig aus jener Tanja-Anja-Szene herausfallen, für die sie ja meist arbeiten. Auf Feten wüsste manch unbedenklicher Dampfschwätzer jener Agenturen gar nicht, welch randständig-rezeptive Wesen dort mit großen Ohren lauern, denen sich jedes Wort geradezu schmerzhaft einprägt.


Verdammter Zuhörzwang!

Eines der weit verbreiteten Missverständnisse bestünde darin - auch da stimmten wir unter großem Hallo und Flaschengeklingel überein - dass viele Leute glauben, Schreiben sei ganz leicht: Diese Texter würden sich ihr Geld im Schlaf verdienen - und der Kunde könnte die Buchstabendressur hochverfreilich auch selbst erledigen, wenn er doch nur mehr Zeit für solch brotlosen Quatsch hätte. "Ich hatte damals in Deutsch auch 'ne Zwei", hat allen Ernstes mal so'n Geschäftsführer zu mir gesagt. "Da waren Sie besser als ich", lautete die Antwort. Was zwar nicht stimmt - aber naja. Im übrigen bleibt die Frage, weshalb es viele Grafiker gibt - und doch damit verglichen immer nur recht wenige Texter. Die diesen Namen auch verdienen ...


Goethe als Klonschaf

Der Rest des Abends liegt im Dunkeln - der Kollege soll aber heil nach Haus gekommen sein. Ich will meine Erinnerung daher nicht weiter malträtieren und führe zu einem gegebenen Zeitpunkt das Thema fort.

 
 
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