... mit seiner feinen Witterung ist dem Qualitätsjournalismus immer eine Nasenlänge voraus:

"In dieser Unterhose steckte die Bombe."

... sieht anderswo viel aggressiver aus. Damit verglichen, bin ich ein knuddeliges Kuscheltier:

" ... Zudem müssen wir mit Medien leben, die Sprachrohr dieser glück- und ahnungslosen Politik und einer selbstreferentiellen Wirtschaft sind. Medien, die sich nicht trauen, sich vom geldgetränkten Rockzipfel der Macht zu lösen. Medien, die sich im größten Irrglauben der letzten 100 Jahre häuslich einrichteten und der Hexe die knochigen Finger durch die goldene Käfigtüre stecken. ..."

Schöner kann ich's auch nicht sagen.

... im deutschen Qualitätsjournalismus: "Papst spendet nach Angriff Segen."

... ist nahezu ergebnislos abgeraucht - und was titelt uns dummem Lesevolk die 'Süddeutsche':

Merkel: Eine Frau geht ihren Weg.

Tscha, wenn das ihr Weg ist ...

... als Periphrase für die übliche journalistische Praxis, die Beschreibung gefiel mir richtig gut (Kommentar 14 dort zu Stefan Niggemeiers Polemik contra Iken).

Was ist das eigentlich - die 'ausgewogene Berichterstattung'? Lassen wir es uns von einem Profi vom Hessischen Rundfunk erläutern:

"Der ehemalige ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser nannte die Entlassung seines Nachfolgers zu Recht "organisierte Verfassungskriminalität" durch den hessischen Ministerpräsidenten - doch der Rauswurf kam im Roland-Koch-Sender HR fast gar nicht vor. Die "Hessenschau" habe auf eine "tägliche Wasserstandsmeldung" zum Thema Brender verzichtet, bestätigt ein Sendersprecher. ... Zu keiner Zeit habe es sich um Restriktionen gehandelt, heißt es treu beim HR, der Intendant habe lediglich eine Anweisung zu "ausgewogener Berichterstattung" gegeben.

Ah ja, 'ausgewogene Berichterstattung' besteht also darin, schließen wir aus diesen zwei Sätzen messerscharf, über ein Thema zu schweigen wie das sprichwörtliche Grab. Diese Ausgewogenheit ist vermutlich auch der Grund, warum der Hessische Rundfunk zum Fall Weimar so fast rein gar nichts zu senden weiß. Der letzte Beitrag, den die Suchfunktion dort liefert, stammt vom 3. März des Jahres. Und er beschäftigt sich nicht etwa mit steuerlich geschonten Millionarios, sondern er klingt so: "Weimar sieht die internationale Gemeinschaft mit ihren Reformen der Kontrolle auf einem guten Weg." Armes ZDF - dein Schicksal ist hier vorgezeichnet ...

Eine steile, wiewohl einsichtige These, wie ich finde, dort beim Thomas Knüwer in den Kommentaren:

"Warum wollen Sie [Herr Neven-Dumont] mir seit Jahren korrupten Journalismus, wie Reise- oder Automobiljournalismus als Qualitätsjournalismus verkaufen? Warum betrachten sie Veröffentlichungen nur noch als Mittel um für Anzeigenkunden Leser ranzuschaffen? Sie haben mich als Leser damit zur Vermarktungsmasse degradiert, die meistbietend an Anzeigenkunden verhökert wird. Sie arbeiten nicht mehr für mich, den Leser, wie man auch an tendenziöser Politik- oder Finanzberichterstattung sehen kann. Das alles hat mein Vertrauen in deutsche Zeitungsverleger nicht gestärkt."

... bringt es bei Google schon auf 296.000 Treffer. Wenn der deutsche Journalist seine Phrasendreschmaschine nicht hätte, wäre er glatt aufgeschmissen ...!

... habe ich mal etwas Längeres geschrieben. Drüben im Stilstand ...