«Für die optische Umsetzung des Themas schienen uns die Sujets geeignet, mit denen Agent Provocateur für seine neue Lingerie-Kollektion ‹Soirée› wirbt. Sie schmücken unser Cover und die Titelgeschichte. Diese können Sie jetzt schon lesen, während die exklusive Unterwäsche-Kollektion erst ab dem 14. November erhältlich ist.»

Irgendwie steht auch die werte Verlegerschaft in Unterwäsche da, und sie hat - rein ökonomisch gesehen - ihr Resthirn in der Anzeigenabteilung abgelegt. Was sind denn verkaufte Anzeigen noch wert, wenn kein Mensch solch ein marketing-gesteuertes Geschwalle liest?

... die steigende Zahl von Pressesprechern und PR-Leuten in Deutschland mit den sinkenden Auflagen der medialen Angebote in Korrelation gesetzt?

Aufklärung war gestern, denn diese Philippika schreibt ja nicht irgendwer:

"In den Verlagen haben oft kulturelle Analphabeten das Sagen, die schon lange keine Zeitung mehr lesen, aber sich berufen fühlen, uns Journalisten zu erklären, wie man eine Zeitung macht. Sie behandeln uns wie die Bandarbeiter der Lückenfüllproduktion zwischen den Anzeigen."

Und was sagen die Leser - also die verehrte 'Kundschaft' - zu den produzierten 'Waren' dieser Quartalszahl-Fetischisten in den Verlagen? Das hier:

"Wenn Volk und Meinungsmacher so wie in den letzten Jahren auseinander driften, bleiben die Meinungsmacher eben auf der Strecke. Nicht das Internet ist schuld, sondern der Inhalt der Zeitungen geht den Leuten auf den Keks. Für Propaganda will man in Zeiten knapper Kassen nicht auch noch bezahlen."

Ach ja, warum wohl gibt es inzwischen mehr Pressesprecher als Presseleute? Weit haben es die Verleger gebracht!

Vielleicht liegt es ja nicht am Wochentag, sondern an der zunehmenden Kritikfähigkeit der Bevölkerung: "Kerner" floppt auch am Donnerstag ...

In Gedanken an Erich Böhme ...

... wirklich ein lustiger Name für den künftigen ZDF-Chefredakteur.

Schöne Headline übrigens: "Deutschland ist jetzt Berlusconi-Land".

... wäre ein guter neuer Name fürs ZDF: Merkels Moderierende Mainzelmännchen ...

Auch das ist nur konsequent: Brender hat inzwischen seinen für Samstag geplanten Vortrag bei der Journalisten-Union abgesagt. ... Sein Thema lautete: "Das notwendige Überleben des Journalismus". Wie soll man auch über etwas überzeugend reden, was thematisch plötzlich zu einer Absurdität wurde ...?

... auf den allgemeinen Kulturjammer abstiegsgefährdeter Medienpäpste kommt von Peter Kruse:

"Agenda-Setting ohne Lobbyarbeit, ohne Parteistrukturen und weitgehend ohne die Macht der etablierten Medien. Da kann man schon mal ein wenig überfordert sein, nicht wahr Herr Schirrmacher?"

[Disclaimer: Ich durfte einige Zeit mit Peter Kruse zusammenarbeiten, und habe von seiner Intelligenz und Kommunikationsstärke viel lernen dürfen. Insofern bin ich voreingenommen, wenn ich hier diese Leseempfehlung gebe.]

Schreibe jeden Artikel so, als ob es dein letzter wäre.

... man kann nicht Schwarzgelb unaufhörlich publizistisch hofieren, und sich dann darüber aufregen, was die Tigerenten ganz erwartungs- und artgemäß in der Causa Brender betreiben. Das wirkt auf mich ein wenig so, als würde man Tag für Tag saufen - um dann auf den ewigen Kater zu schimpfen ...