Der Herr Medienprofessor ...
... wohnt bekanntlich auf einem Lehrstuhl, nicht in einer Redaktion. Dieser hier zählt biographisch zu den 'Bertelsmännern', also zur Prinzengarde des größten Medienkonzerns hierzulande. Was mag der Mann uns auf den 'Münchner Medientagen' wohl zu verkünden gehabt haben? Nun - unter anderem dies:
Ewiglich Schuld haben die bösen Suchmaschinen: " Machill warnte davor, "dass im Netz Relevanz technisch sehr einfach generiert" werden könne, denn "Suchmaschinen lieben Blogs". --- ' Wow, sagt sich da die kleine Google-Maschine, da ist ja ein Blog, das muss ich indizieren, auch wenn da gar nichts drinsteht' ... Und ich frage mich, warum die Medienkonzerne unter den Umständen nicht einfach selbst mehr Blogs machen, wo's doch so einfach ist ...
Der ehemalige Bundesvorsitzende des Marxistischen Studentenbundes Spartakus springt - tempora mutantur - dem Herrn Professor stöckchenreichend an die Seite: Bernd Gäbler stimmte Machill zu: "Vieles in der Blogosphäre ist nur technisch erzeugte Relevanz".
Und der Herr von der 'Zeit' verleugnet abschließend dann die Blinky-Blinky- und Klickstrecken-Fraktion verlegerischer Online-Magazine: Wolfgang Blau, hält nichts von Tricks, um Bedeutung zu erlangen: "Wir machen keinen Nachrichtenlärm".
Fazit: Auf den Münchner Medientagen, fernab der Realität, ging es wieder einmal recht lustig zu. Alle Teilnehmer amüsierten sich wie Bolle ...
Der Journalismus erreicht sein Abbruchstadium ...
Zitat des Tages:
Das Buch bleibt hölzern ...
Folgen des Qualitätsjournalismus:
So was kommt von so was ...
... oder: Unsere Verleger und Programmverantwortlichen produzieren genau die Medien, die wir nicht verdienen:
" Die freien Journalisten wurden nicht gefragt, oder sie schwiegen, weil ihnen die betriebswirtschaftliche Konsequenz nicht klar war, oder sie fürchteten, sie würden nicht mehr beschäftigt werden. Doch dieses Schweigen führte genau dazu: Es kam zur massenhaften Enteignung einer ganzen Zunft. Von einem Tag auf den anderen wurde für dieselbe Arbeit nur noch ein Bruchteil gezahlt: € 2000 bis € 3000. Der Arbeitsaufwand blieb aber derselbe: sechs Wochen bis ein Vierteljahr. Und das bei Lebenshaltungskosten, die sich verdoppelt hatten, und einer Halbierung bis Einzehntelung des Einkommens. Und so kam es bei denjenigen, die betriebswirtschaftlich dachten, zur Verseichtung der Arbeit, es wurde eben nur noch so viel Zeit in ein Stück gesteckt, wie bezahlt wurde. Statt aufwändig recherchierter Stücke gibt es rasch realisierbare Beiträge, die optisch umsetzen, was tagesaktuell ist. Für diejenigen, die aber den alten Qualitätsmaßstäben huldigen, führt diese Arbeit in die Armut."
Rheinische Post ...
... es reicht! Deshalb habe ich einfach mal einen Artikel eurer halbdebilen Schreiber dort auseinandergedröselt, obwohl es dabei arg bräunlich duftete: Drüben im Stilstand ...
Fundstellen:
Wie werde ich Neoliberalalla?
Nein, das ist nicht das 'Neue Deutschland ...
... das ist nicht der 'Freitag' oder die 'Junge Welt', das ist auch nicht 'Jungle World' oder 'taz', noch nicht einmal die 'Titanic' --- nein, nein, nein, das ist unsere gute, alte 'Frankfurter Allgemeine Zeitung':
" Die Neoliberalen, oder sagen wir besser, die Finanzjongleure und Weltverkäufer, haben verloren, auch wenn sie es noch immer nicht wahrhaben wollen. Das Vertrauen, das sie verspielt haben, kehrt nie wieder zurück, ganz gleich, wie hoch die Bürgschaften sind, mit denen der Staat nun antritt. ... Das Bramarbasieren von den globalen Märkten, das wir uns auch in Talkshows jahrelang angehört haben, ist decouvriert als Lüge von weltumspannendem Ausmaß. Die Verantwortungslosigkeit, ja Ruchlosigkeit der Hedge-Fonds-Filibuster und Zertifikats-Zerberusse liegt offen zu Tage. Sie hatten nie etwas anderes im Sinn als ihren ganz persönlichen goldenen Schnitt. Diesem folgend bestimmen zwei Zahlen das Leben des gemeinen Investment-Bankers: Die erste gibt an, mit wie vielen Millionen er aussteigen und sich in Südfrankreich bei einem Weingut einkaufen will. Die zweite benennt das Alter, mit dem der Banker dieses Ziel erreicht haben muss. Zahl eins sollte zweistellig sein, Zahl zwei sollte unter fünfzig liegen. Dann hat man es geschafft und kann den lieben Gott einen guten Mann sein und die Welt laufen lassen. Der Preis, den andere dafür zahlen, spielt keine Rolle. Und zur Verantwortung gezogen für eine solch dem Wortsinne nach asoziale Haltung wird auch niemand, denn das machen ja schließlich alle - zumindest alle Mitglieder einer bestimmten Kaste - und der angerichtete Schaden ist so groß, dass die Allgemeinheit einfach dafür einstehen muss, soll nicht alles untergehen."
Ja - so etwas nenne ich doch noch Kapitalismuskritik vom alten Schrot und Korn!
|
|