letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


27
Juni
Katzen würden Whiskas kaufen ...
... dieser Slogan-Klassiker ist natürlich ein vierhebiger Trochäus. Mit einer Binnen- und einer Außen-Alliteration.

Der Duft, der Frauen provoziert
... das ist dagegen ein Jambus auf vier Füßen.

Es gibt aber auch Anapäste, Daktylen und vieles mehr.

Die Vorstellung vom Slogan, der dem kokainbeseelten Texter beim Duschen unter der prickelnden Champagner-Brause mal eben vom Parnass zufällt, während ihm die Muse aus der Prekariats-Bar die Testikel krault, die ist jedenfalls ziemlich albern.

Früher gab's sogar mal Bücher dafür.


 
 
Handke - letztmals nachgetreten
Ich habe lange überlegt, was mich an dieser Kritik an der Verleihung des Heine-Preises an Peter Handke nervt. Seine unkritische Verehrung des Massenmörders Milosevic ist zwar eklig, trifft aber nicht den Punkt: Hamsun, Benn, Heinrich oder auch Thomas Mann - viele Schriftsteller litten an massiven weltanschaulichen Aussetzern. Wer politische Argumente sucht, sollte eben nicht zur Literatur gehen. Auch Heine war kein aufrechter Revolutionär, sondern gern gesehener Gast auf den Parties der Bankiers-Familie Rothschild und wohlversorgter Staatspensionär der liberalen Bourgeoisie Frankreichs unter Louis Philippe.

Dass aber ein Schriftsteller, dessen hervorstechendstes Kennzeichen absolute Humorlosigkeit ist, ausgerechnet den Heinrich-Heine-Preis erhalten soll, das ist ein stilistischer Fehlgriff dieser seltsamen Jury, der nicht verziehen werden kann. Das ist Rufmord statt Kritik - und zwar durch diese Jury an Heine.

Der Rudolf-Alexander-Schröder-Preis hätte es für Handke auch getan.

 
 
26
Juni
Kurz und gut
Ich bin einfach mal ans Regal gegangen, und habe mit geschlossenen Augen einen Band herausgezogen. Erwischt habe ich Alexej Tolstoi: Der Leidensweg, Band 1 in der hervorragenden Übersetzung von Maximilian Schick. Auf Seite 47, zufällig aufgeschlagen, finde ich das erwartete Ergebnis:

»Dascha öffnete die Tür ihres Zimmers und blieb befremdet stehen: Es roch nach feuchten Blumen, und im selben Augenblick bemerkte sie auf ihrem Tisch einen Korb mit hohem Henkel und einer blauen Schleife, sie lief darauf zu und steckte ihren Kopf hinein. Es waren Veilchen, etwas verdrückt und feucht.«

In diesem Text gibt es ganze drei dreisilbige Wörter, dafür aber 21 zweisilbige und 20 einsilbige. Aber nicht ein einziges viersilbiges. Salopp und versuchsweise als These ausgedrückt: Gute Schriftsteller sind höchst einsilbig.

Wir sollten ernsthaft die Wörter, die fünf und mehr Silben zählen, nach dem Recht ihrer Existenz im Text fragen. (ein Drei-Silber, sieben Zwei-Silber, elf Ein-Silber).

Den Text zu kürzen, in ihm ohne Erbarmen zu wüten, ist wohl der kürzeste Weg zu einem guten Stil. »Ich bin doch nicht blöd!« heißt es in der Werbung - und nicht politisch korrekter: »Ich bin doch nicht minderbemittelt!« Der Werbeslogan, in dem »Autolackpolitur« vorkäme, wäre wohl einfach nicht zu schreiben.



Alexei Tolstoi

 
 
25
Juni
Können Tastaturen kernschmelzen? ...
... Oder Mäuse einem Hitzschlag erliegen?

Hier steht vielleicht ein Hecht! Die Gedanken rinnen so zäh wie geschmolzener Gummiteddy.


 
 
Die Hymne des deutschen Prekariats
Das ist die Not der schweren Zeit!
Das ist die schwere Zeit der Not!
Das ist die schwere Not der Zeit!
Das ist die Zeit der schweren Not!


(Adalbert von Chamisso)

Adalbert von Chamisso
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Angehende Blogger und Halbtagsjournalisten möchten bitte die Kreuzstellungen beachten.

 
 
Schreibt euch das hinter die Ohren:
wer in der sahara
miete zahlt
beweist mut

doch wer mit tomaten
tennis spielt
beschwört sodom


[Gerhard Rühm]



Jacques Tati in "Die Ferien des Monsieur Hulot"

An die Amateur-Tennisspieler der großen Koalition gerichtet.

 
 
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