Der Mann ist ja nicht irgendwer: "Die Verlängerung der AKW-Laufzeiten sei eine "nicht nur marginale, sondern wesentliche Änderung des bestehenden Atomrechts und damit zustimmungsbedürftig nach Art. 87c Grundgesetz", so der Kern von Papiers Argumentation." Tscha - und im Bundesrat weht dann ein rauer Wind über die schwatzgelben Blütenträume.

"Umweltminister Röttgen geht davon aus, dass der Atomkompromiss vor dem Bundesverfassungsgericht keinen Bestand haben wird."

Ach, deswegen hat er also zugestimmt! Trotzdem, gemein ist das: Da will die Union den großen Vier brav das Stöckchen apportieren - und dann so etwas.

Vielleicht aber, der Verdacht überkommt mich zunehmend, ist diese "Revolution", die jetzt leise zischend in sich zusammensackt, auch nur ein perfider Trick der Angela Merkohl gewesen, um nach Wulff, Merz, Koch usw. jetzt den Röttgen endlich mal zu desavouieren und kaltzustellen. Eine bloße Palastrevolution also ...

... den nahezu alle beteiligten Geologen schon als ungeeignet für ein Endlager beschrieben haben, jetzt "weitererkundet" werden muss, das soll mir mal einer erklären.

Wenn schon ein Endlager, dann bitte in den dicken Tonflözen am Tegernsee.

... galt für die Atomindustrie schon immer: "Mit der Erprobung beginnt die weltweit wohl teuerste Sanierung eines Atomlagers. Das ehemalige Kali- und Salzbergwerk Asse II diente von 1967 bis 1978 ohne ausreichende Genehmigung als Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle." Und die Industrie hat nicht einen Cent dazu bezahlt!

Da geht's ja allmählich zu wie beim Hitler-Stalin-Pakt seligen Angedenkens - Geheimabkommen, diskrete Zusatzklauseln - und über allem eine dicke Schicht von Omertá. Klar ist nur, dass es auch bei einer Abwahl der schwatzgelben Atommarionetten keinen Ausstieg aus dem Wiedereinstieg in eine strahlende Zukunft geben soll: "Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik hat eine Regierung die Sicherheit der Bevölkerung so dreist verkauft", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel der Nachrichtenagentur dpa. Wo er recht hat, hat er recht. Und Angela Merkohl sorgt emsig dafür, dass es am 18. September in Berlin richtig voll wird ...

"[D]ie Verpflichtung der AKW-Betreiber zur Nachrüstung, insbesondere auch der sogenannten Altreaktoren, [soll] weitgehend abgeschafft werden."

Nach ökonomischer Logik lohnt sich das bei solch altem Schrott ja auch nicht mehr. Kein Wunder, dass die Tigerenten ihren famosen Atomvertrag nicht herausrücken wollen. Und dafür wollen sie jetzt sogar das Atomgesetz ändern, vermutlich möglichst wieder ganz stiekum am Bundesrat vorbei. Ich prophezeie euch levantinischen Teppichhändlern schon mal, dass dies Gesetz unbeschadet das Bundesverfassungsgericht niemals passiert ...

Interessant auch die Kommentarleiste im publizistischen Flaggschiff unseres Bildungsbürgertums. Das geht hin bis zu Aufrufen zur Gründung einer neuen RAF. Und so etwas in der 'Zeit'! Diese Bundesregierung hat wirklich jeden Rückhalt verloren ...

Jetzt wollen die Atomdinos gegen diejenigen klagen, die ihnen erst den Wiedereinstieg in die Steinzeit ermöglicht haben und ihnen eine satte Laufzeitverlängerung auf Knien darbeuten. Da muss doch noch mehr drin sein: "Klar ist: Die Steuer trifft uns hart."

Hihi - wenn ich Schwatzgelb das betreiben sehe, was sie Politik zu nennen belieben, kann ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Schilda war dagegen ein Großreich der Vernunft ...

... ist schließlich auch eine "Revolution". Da haben Sie völlig recht, Frau Merkel.

Gerade hörte ich, dass der Ertrag der Brennelementesteuer gar nicht 2,3 Milliarden bringt, woran "auch nicht zu rütteln sei", wie Sie es uns vorher unter großem Augenklimpern treuherzig verkündeten, sondern nur magere 1,5 Milliarden. Das macht bei 6 Jahren einer unversehens auch nur noch befristeten Steuer dann 9 Mrd. insgesamt - und zwar von den satten 100 Mrd. Zusatzgewinn für die vier Energiekonzerne. Das wäre der Zehnte sozusagen ... "historisch" ist Ihr Kniefall vor unseren neuen Feudalherren Ihnen damit wirklich vollendet geraten. Und beeindruckt von den hochglanzpolierten Talmi-Vokabeln der Schwatzgelben plappern die übrigen Medien unbeirrt und allesamt weiter von 2,3 Mrd. ... die Recherchetiefe im deutschen Journalismus ist wahrlich beachtlich. So können die regierenden Atomzwerge ungestört und mitten im allgemeinen Medienversagen "Autobahnen als Durchbruch für Radfahrer feiern" ...

Wie man sich das Zustandekommen dieses Ergebnisses vorstellen soll? Nun - vielleicht so: "Gegen Ende der Verhandlungen ließ Angela Merkel die Details telefonisch von den Chefs der vier großen Energiekonzerne abnicken." Eine treue Dienerin ihrer Herren. Auf welchem Planeten aber der Holger Seltzner von der FAZ lebt, das würde mich schon mal interessieren: "Die schwarz-gelbe Koalition treibt den Umbau der deutschen Industrie zur ökologischen Musterwirtschaft ohne Rücksicht auf die Kosten voran." Geht's denn noch?

Nachtrag vom 7.9.: Die FR redet jetzt auch korrekterweise von 1,5 Mrd.

Vereinbart hat unsere Isotopregierung nämlich Volllastjahre, so als ob die siechen Reaktoren rund um die Uhr an jedem Tag im Jahr volle Kraft voraus laufen könnten. Heute schon liegt die faktische Last aber durchschnittlich bei unter 90 Prozent des Möglichen. Absehbar ist, dass der versprödende Schrott in ein paar Jahren schon die Hälfte des Jahres stillstehen wird, ohne dass ich aus meiner gefühlten Prognose jetzt à la Sarrazin gleich eine exakte Vorhersage machen will. Die Stillstandszeiten dürfen dann hinten dran gebammelt werden. Und auch beliebig von Reaktor zu Reaktor verschoben. Konkret heißt all das jedenfalls: Der versprochene Atomausstieg kommt frühestens am Sankt-Nimmerleins-Tag. Statt der Brückentechnologie bekommen wir eine ewig weiterwurstelnde Krückentechnologie, da können sich Röttgen und Brüderle noch so lange auf die Schultern hauen ...

"Die Koalition habe ein energiepolitisches Gesamtkonzept für die nächsten Jahrzehnte erstellt, sagte Röttgen." Jeder weiß doch, dass spätestens 2013 der Wahnsinn wieder gestoppt ist ... der vermutlich bis dahin auch noch gar nicht in Kraft getreten sein wird. Aber 'Gesamtkonzept' klingt natürlich erst einmal gut, so nach Pfeifen im Walde. Womit ich selbstverständlich die Mitglieder unserer hochverehrten Bundesregierung nicht als 'Pfeifen' bezeichnet haben will ...