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13
Mai
Eine Blogführung ...
... und zwar schon den zweiten Teil, gibt es von mir dort drüben in der medienlese.

Ach ja - und über den desolaten Zustand des Feuilletons habe ich mich dort auch ausgelassen.

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Das klassische Feuilleton als Kunst, auf der eigenen Glatze prächtige Locken zu drehen, mag ausgestorben sein. Das groß zu beklagen erscheint mir indes müßig.
 
Widerspruch: Deine verächtlich apostrophierte 'Kunst, auf einer Glatze Locken zu drehen', ist, genau genommen, die einzig wahre Kunst. Mit vollen Hosen rumpupen, das kann dagegen jeder alphabetisierte Knilch ...
 
Ich habe diese Fertigkeit
keineswegs "verächtlich apostrophiert". Ich vermag nur keinen großen persönlichen Verlust darin zu erblicken, dass dieser Kunst heute in den Feuilletons nicht mehr so gefrönt wird wie zu Olims Zeiten. Man mag die Themenauswahl aktueller deutscher Kulturberichterstattung für willkürlich, beliebig oder sonstwie kritikwürdig halten, das steht jedem frei. Das als solches empfundene Elend allerdings daran festzumachen, dass es die großen Feuilletonisten nicht mehr gebe, das ist mir irgendwie zu eng und zu monokausal argumentiert. Der Kulturbegriff hat sich halt auch gewandelt in der Zwischenzeit. Und selbst wenn man konstatieren muss, dass die durchschnittliche deutsche Kulturredaktion ziemlich damit überfordert ist, hier verlässliche Orientierung zu liefern, dann sehe ich trotzdem nicht, dass mit der Wortkunst der altvorderen Feulletonisten-Granden hier noch viel zum Besseren zu richten wäre.

Zustimmen würde ich indes Deiner Beobachtung, dass das Feuilleton vielerorts zum seltsam sortierten Gemischtwarenladen geworden ist. Aber das hat weniger mit den redaktionellen Sachzwängen zu tun, thematische Irrläufer aus anderen Ressorts verwursten zu müssen - sondern meines Erachtens eher damit, dass der immer extensiver gefasste Kulturbegriff immer mehr Themenfelder absorbiert.

Und was heißt hier "volle Hosen"? Heißt das, dass jemand, der sich bemüht, ein Thema zu beackern, grundsätzlich einen leeren Kopf haben muss, weil er sonst
 
Ich meinte damit, dass ein Spezialist für Modelleisenbahnbau auch immer etwas halbwegs Sinnvolles zum Thema Modelleisenbahnbau zu Papier bringen wird. Aber lass ihn mal über das 'im Gras liegen' reden ...

Joseph Roth schrieb bspw. 'Über die Ursachen der Schlaflosigkeit im Goethe-Jahr' - diese beiden Pfeiler muss man erst einmal zusammenbringen, da führt nicht für jeden eine sprachliche Brücke von A nach B. So etwas meine ich. Vor allem aber die Verachtung der Sprache überhaupt. Feuilleton klingt für mich oft, wie schlecht verdautes Hauptseminar, akademisches Tutti Frutti ...

Was alles heute 'Kultur' heißen möchte, das wiederum ist längst Thema für eine Glosse. Einst stritt man sich, ob 'Zivilisation' oder 'Kultur' ranghöher seien, heute haben wir's bis zu einer 'Unternehmenskultur' und einer 'Unterwäschekultur' gebracht. Weit haben wir's gebracht. ;-)
 
Ja, die ungebremste Expansion der Kultur
auch ins Essens-, Badezimmer- und Wäschefach kostet natürlich Kernkompetenzen. Und gleichzeitig bringt das kulturelle "anything goes" eine gewisse Beliebigkeit mit sich, die ihre Entsprechung findet in den thematischen Potpourris auf den Kulturseiten der Zeitungen. Wie sollte es zugehen, dass sich diese Seiten von den Entwicklungen des Kulturbetriebs mit all seinen Auswüchsen und Wurmfortsätzen abkoppeln - wäre ein Rückzug in die elitären Elfenbeintürme der traditionellen Hochkultur das richtige Rezept? Ich weiß es nicht. Aber ich glaube nicht, dass früher alles besser war.
 
Da die immer wieder propagierten 'Qualitätsmedien' faktisch auch nur 'Qualitätsleser' binden werden, sollte dieses verlegerische Unternehmensziel denn wirklich ernst gemeint sein, wäre doch die 'Rückkehr des Anspruchs' vielleicht tatsächlich eine Lösung. Solange aber die Anzeigen nach Auflage abgerechnet werden, ist mir eher dubiös zumute ...

Früher gab es zumindest nicht diesen medialen Einheitsbrei. Das ist ja der 'Dudelfunk' auf Rotationspapier, was die Zeitungsverleger uns heute anzubieten wagen: Allen recht und keinem weh ...
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