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22
August
"Wie reagieren die Märkte? ..."
... diese dämlichste aller Wirtschaftsjournalistenfragen sollten wir einfach mal einige Wochen aus unserem Repertoire streichen, um die Spekulanten allein und unbeachtet in ihrer Nische vor sich hinjuckeln zu lassen, um später vielleicht mal zu schauen, wer noch in seinem Biotop anzutreffen ist ...

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Märkte, Anleger, ...
mit so einem Dummschwatz wird das Publikum genarrt.
Paradebeispiel Anja Kohl (bei ntv hiess sie noch Fichtel, wo sie sich mit Sandra Maischberger abwechselte; ich glaube die hat geheiratet, weil ... )

Anyway.
Die mittlerweile seltene Spezies der 'Anleger' ist Schlachtvieh, das man bei Gelegenheit mit einem Bolzenschuss erledigt.

Als ich mich noch mit Börse beschäftigt habe, habe ich gelernt dass es mehrere Typen von marktteilnehmern gibt:
a) dumb money (die Institutionellen, wie Pensionsfonds)
b) smart money (Hedgefunds und 'Investmentbanken')
c) Kleinspekulanten (Zocker)
d) naive 'Anleger' (Lieschen Müller)

Das Verhältnis war ca 2000 ungefähr 70:20:5:5.

Es war damals schon so, dass (b) den Rest abgezockt hat.

Heute ist das Verhältnis etwas wie 50:45:2:3.

Das 'smart money' hat heute das Heft fest in der Hand, und täuscht 'Marktemotionen' und Besorgnis nur vor.
Da dem dumb money allmählich das Kapital ausgeht, nimmt man die Zentralbanken ins Visier, die sich vor das dumb money stellen, um das System zu stützen.
Soros on steroids sozusagen.

Das Pathologische daran ist, und das kann jeder Soziopath offenbar recht gut, dass der S. etwas vortäuscht, und sei es der eigene Tod, der dann zum kollektiven Tod hochstilisiert wird, um die nicht mehr vorhandenen Mittel der Gesellschaft notfalls aus der Zukunft zu borgen.

Das Rumpelstiltzchen, das diesen Zinnober aufführt, darf aber nicht erkannt werden (ich liebe die Weisheit von Märchen).

Manchmal denke ich, dass die Zeit gekommen ist dass die Mehrheit erkennt, was da abläuft.

Es werden zwar mehr, aber es ist immer noch eine verschwindende Minderheit.
(Vgl Benoit Mandelbrodt, den Mentor von Taleb, der Marktbewegungen als random walk with a long tail (Talebs Spezialität) gesehen hat. Eine These, der ich massiv widerspreche.)
(Dass der 'Kaiser keine Kleider' hat, wie mittlerweile gerne kolportiert wird, ist ein unzutreffendes Bild).

Es ist eher so, dass die einen etwas simulieren, was die anderen körperlich spüren (zB Gier und Angst).
Wie die Erfahrung zeigt, hat der Simulant (=intelligenter Soziopath) einen strategischen Vorteil gegenüber dem, der wirklich empfindet.

Das Spiel funktioniert solange, wie der Simulant dem Rest vorspiegeln kann, dass er einer von ihnen ist, und dass es einen (haha) 'effizienten' Markt gibt.

Leider haben sich da der gutste Adam Smith und etliche andere mächtig geirrt.
Es war ihm zwar bewusst, dass es da ein Problem gibt --deshalb hat er ja die 'Moral sentiments' VOR 'whealth of nations' geschrieben, aber er hat die Durchtriebenheit dieser 'Marktteilnehmer' krass unterschätzt, sodass wir heute wohl unsere Gesellschaftstheorie umschreiben müssen.
Hoffentlich zum Besseren.

Das 'System' hat jetzt 200 Jahre Feinschliff hinter sich, was eigentlich nur dazu diente, die Verhältnisse zu verschleiern.
Marx war da nur eine Episode in der Dekodierung.
Das 'System' hat sich anonymisiert --zB weg vom Kapitalisten, hin zur 'corporation' als juristische Person, und sich dadurch quasi ewiges Leben verschafft.
Heute spenden die corporations unlimitiert für die US-Wahlkämpfe.
One-dollar-one-vote. Endlich erreicht, und durch den supreme court abgesegnet. Was wiill 'man' mehr?
Sollen die Habenichtse doch verrecken. Sie haben es verdient, weil sie nichts verdienen.

Die Fiktionen der neoklassischen Ökonomie (Homo oeconomicus, Markt-Gleichgewicht etc) sind ja an Weltfremdheit kaum zu toppen, wie jeder, der sich das genauer anschaut, jeden Tag feststellen kann.
Trotzdem werden sie von 90% der 'Ökonomen' wenn schon nicht mehr geglaubt (da müssten sie sich doch zu sehr schämen), so doch praktiziert und gelebt.

Nochmal:
Die Bilder von Bö(r)sianern, die vor den Monitoren die Hände überm Kopf zusammenschlagen, sind reines Kasperletheater.
Die mag es zwar geben, aber zu den 'smarten' gehören die definitiv nicht!

Was mir in letzter Zeit als eine der nützlichsten Quellen untergekommen ist:
http://taxjustice.blogspot.com/

und Shaxons Buch 'Treasure islands'.
Man bekommt da eine vorstellung, was da wirklich abläuft.

Und natürlich der unermüdliche Bill Black, der das Ganze, wie es sich gehört, kriminalistisch angeht.
Er schreibt hauptsächlich da:
http://neweconomicperspectives.blogspot.com/

Und wenn ich schon dabei bin: Michael Hudson, der als HET'ler (History of Economic Thought) zu genau denselben Schlussfolgerungen kommt.

Ich hoffe, Du (or whoever reads that here) bist bis hierhin noch nicht eingeschlafen.

Wenn ich mal mehr Zeit (und Lust) habe, werde ich mir den Herrn weissgarnix vorknöpfen, der zwar schlau -aber nicht klug, geschweige denn weise- ist, aber ansonsten seinem Namen viel Ehre macht.
Sozusagen eine post-mortem-Analyse. Schlau wie er ist, beendet er seine Schaustellerei. Fast rechtzeitig, kann man sagen.
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