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... neuere Stories
15
Juni
Im Zoo, Folge 1
So wird das ganz bestimmt was mit der rosaroten Zukunft, die uns alle restlos glücklich machen wird.
Ach ja, es wären nur achtzig Konsomolzen gewesen, das schreibt jedenfalls die linke Konkurrenz aus dem benachbarten Gehege, die sich da bei ihnen im Berliner Zoo getroffen hätten. Ich finde, das ist Erbsenzählerei angesichts einer solch mächtigen, gar bundesweiten Bewegung und eines großartigen Manifestes mit einer beeindruckend griffigen Headline, die überhaupt gar keine Idee von der Zerrissenheit der Linken aufkommen lässt: "Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir möchten Euch hiermit über die Ergebnisse des gestrigen Treffens in Berlin zum Aufruf „Für eine antikapitalistische Linke“ informieren. Es waren über zweihundert Personen anwesend; einige von Euch haben ja auch selbst daran teilgenommen. Nach gut zweistündiger Diskussion zu unseren politischen Schwerpunkten im Parteineubildungsprozess wurde mehrheitlich die Erklärung „Gegenmacht organisieren - Gesellschaft verändern. Dieses Land braucht weder eine gespaltene noch eine angepasste, sondern eine starke antikapitalistische Linke!“ verabschiedet."
Sucht macht klug
"Peter Behrens hat es ein Jahr darauf am Bodensee versucht, sich sein Trinken als böse Krankheit einzureden, und gab sich arge Mühe damit. Sie wurde nach einem Jahr Wassertrinken damit belohnt, daß er wieder Wein trank bis in sein hohes Alter." Gefunden in Franz Bleis Autobiographie.
14
Juni
Sockenschuss
Im Auto hörte ich gerade Deutschlandfunk; sie befragten dort einen Gehirnforscher. Der erklärte mir, wie es zu den Furchen im Gehirn kommt. Man müsse sich das vorstellen, sagte er, wie beim Stopfen eines alten Sockens: Wo viele neue Fäden durch mentalen Gebrauch eingezogen werden, bilden sich Wülste, dort wo das Gewebe dünn wird, Furchen.
Soll das etwa heißen, dass ich einen alten Socken im Kopf herumtrage? Wird demnächst meine Zerebralflüssigkeit mit Fußschweiß verglichen? Ist nicht die Würde des Menschen unantastbar?
In 100 Worten um die Welt:
Mit Interesse blättere ich gerade in einigen Präsentationsunterlagen der Firma REINSCLASSEN i. Gr., hinter der Armin Reins, der Vorstand der Texterschmiede Hamburg, firmiert, der mit diesem neuen Outlet sein Konzept von Corporate Language auf dem Markt positionieren möchte. "Durch Sprache" will er künftig "eine Marke bilden und stärken", so lautet das Versprechen auf der ersten von 14 Präsentationsfolien. Zu diesem Zweck skizziert Reins den Weg zu einer "Corporate Language in 12 Schritten". Am Ende dann erhält der Kunde eine "ca. 100 Worte fassende Sprachbank" (doch so viel?), mit deren Hilfe alle Mitarbeiter künftig ebenso flexible wie festgeschriebene "Sprachkorridore" durchwandern dürfen, um - so geführt - ihre brand-mäßig höchst durchgestylten "Anzeigen, Funkspots, TV-Spots, Internet-Auftritte, Kurzmitteilungen, Angebote, Briefings, Rundbriefe, Infos, Schwarze-Brett-Texte, Booklets, Flyer, Prospekte, Kataloge, Mailings, Messe-Einladungen, Vorträge, Pressemitteilungen, Jubiläums-Broschüren, Rezensionen, Testberichte, Kundenzeitschriften, Packungstexte, Callcenter-Argumentationsketten, Sales Folder, Fachhandelsanzeigen, Gebrauchsanweisungen, Garantiekarten, LKW-Beschriftungen, Geschäftsberichte, Firmenporträts, Personalanzeigen, Zeugnisse, Absagen, Einladungen, Rechnungen, Mahnungen, Schulungsunterlagen, POS-Materialien, Werbegeschenke, Visitenkarten" zu verfassen. Also - wenn dat man nicht schon mehr als 100 Wörter sind! Sind nicht 1.000 "sinntragende Einheiten" allein schon erforderlich, so meine ich mich zu erinnern, um den Sprachschatz einer chica-mäßig aufgebrezelten Friseuse einigermaßen korrekt nachzubilden? Jedenfalls bin ich auf das Ergebnis dieser sprachlichen Magerkur und auf amputiert daherstammelnde Unternehmen nach einer "generellen Tonality-Definition" schon tüchtichlich gespannt. Bisher habe ich immer gedacht, die kommunikative Potenz der Sprache beruhe darauf, dass es innerhalb einer Sprachgemeinschaft nur eine Sprache nebst einigen Soziolekten gibt, so dass sich alle einigermaßen verstehen. Jetzt aber bekommt im Zuge der Markenpolitik - sorry: "branding strategy" natürlich! - jedes Unternehmen eine eigene Sprache, damit niemand mehr die Marke versteht. Aber, wat soll's - lang lebe der Markterfolg! Gut ist übrigens auch der folgende Link.
13
Juni
Trotzdem doof
"Trotzdem wir noch offene Fragen haben, planen wir den Start des Projektes für den XX. XX. 2006", mailt mir ein Kunde.
Obwohl ich meinem Kunden gegenüber natürlich den Mund halten werde, treibt mich innerlich eine Frage um: Wer hat eigentlich diesen Adverbial-Terroristen ihre grammatische Transvestiten-Show erlaubt? Ich kriege von so etwas Pickel!
Super-WM - außerhalb der Stadien
Kinder, nee - was ist das nachmittags und am frühen Abend jetzt schön in der Innenstadt! Nirgends Gedrängel, zuvorkommende Verkäufer, Platz in den Cafés, freie Fahrradständer. Naja, Bremen ist auch kein Austragungsort. Aber das stört nur die heimische Hotellerie ...
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