letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


21
Juni
Wenn deutsche Kreative ...
... Werbung fürs Nichtrauchen machen - dann kommt so etwas dabei heraus:







Brrrrrr!

 
 
opiPod
Wie ist das? Fahren, seitdem es warm wurde, auch anderswo so viele Rentner durch die Gegend, die ein plärrendes Plastik-Transistorradio am Lenker ihres Fahrrads befestigt haben, vorzugsweise mit festeingestelltem Volksmuzak-Sender?

Hier jedenfalls können die Drosseln schon "Griechischer Wein" pfeifen ... dank des innovativen iPods für kurzbehoste Kleingärtner mit Nick-Knatterton-Mützen.

 
 
Prekariat literaturfähig
Sie haben einen akademischen Abschluss, sie sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, ihre Freunde fahren in den Urlaub - nur sie nie: In Italien macht ein Buch Furore, das die wachsende Gruppe des akademischen Proletariats zutreffend beschreibt, das unversehens zwischen allen Stühlen gelandet ist: Generazione 1000 Euro von Antonio Incorvaia und Allesandro Rimasso. Bis Deutschlands Verlage endlich aus ihrem Tiefschlaf erwachen, können Interessierte auf der Homepage des Projektes schon einmal die internationalen Rezensionen des Textes lesen. Wer italienisch kann, darf dort auch im Original das erste Kapitel dieser Studie über die neuen Disposable Heroes schmökern.

 
 
Meisterdenker auf Abwegen
Was lesen meine entzündeten Augen dort für einen Text von Karl Marx, dieser ewig grünen Hoffnung all jener, die gern durchs Nadelöhr ins Himmelreich möchten? Am 30. Juli 1862, also jenseits aller Zeit der Jugendsünden, schrieb dieser Vollbart wahrlich böse Sätze an seinen Buddie Friedrich Engels über einen gewissen Ferdinand Lassalle, den neuen Superstar der sozialdemokratischen Konkurrenz, der nicht nur bei den Arbeitern sondern auch bei den Frauen wesentlich mehr Erfolg hatte als Kalle. Diesen "jüdischen Nigger" und Konkurrenten, der ihm mit seinem kleinen Gemüseladen den Karfiolmarkt kaputt zu machen drohte, charakterisierte der Exil-Trierer folgendermaßen:

"Dabei das fortwährende Geschwätz, die unästhetisch demonstrativen Bewegungen, der belehrende Ton! (...) Dabei das wüste Fressen und die geile Brunst dieses 'Idealisten'. Es ist mir jetzt völlig klar, daß er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist - von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen (wenn nicht seine Mutter oder Großmutter von väterlicher Seite mit einem Neger kreuzten). Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft." (Arnold Künzli: Karl Marx. Eine Psychographie. Wien et al. 1965, S. 216 f). Die Zahl der Zitate ließe sich übrigens vermehren - und der Engels, der Friedrich, der war in dem Punkt auch kein Engel. Bzw. erst wesentlich später.

Karl Marx

Aber was ist das denn: Ist das linker Antisemitismus? Oder ist das südstaatlich-sklavenhalterischer Rassismus? Oder beides? Fragen über Fragen in der Geistesgeschichte. Jedenfalls sollten Linke den Biologismus nicht immer bei den anderen suchen. Blanqui, Bakunin, Proudhon - die ganze frühsozialistische Blase beherrschte dies Metier ähnlich gut. Nennst du mich Jude, schimpf ich dich Nigger. Ganz wie bei Skinheads daheim ...

(Bild: wikimedia)

 
 
20
Juni
"Wer war das ?!"
Mir mit solch schweinischen Sprüchen derartig die Blog-Hütte vollzusauen! Drei Tage muss ich jetzt wischen, um diesen amoralischen Gestank wieder rauszukriegen. Marsch - zurück auf den Blocksberg, wo du hingehörst!




Es gibt in der geschichtlichen Welt kein Gut und Böse. Es gibt nur das Böse. Wer das nicht sieht, ist in der Substanz schmächtig und seelisch nicht herangereift.

 
 
Scylla und Charybdis
Aus Mali, las ich just, fliehen die Darfur-Flüchtlinge, die dort von der revolutionären Armee zur Befreiung Darfurs gejagt werden, zurück nach Darfur, wo sie die revolutionäre Armee sudanesischer Kamelreiter zu Tode hetzen wird. Vielleicht sollte man jeden, der heute noch eine "Befreiungsbewegung" gründet, auf der Stelle festnehmen?


 
 
19
Juni
Liebe Leser?
Des öfteren muss ich Editorials schreiben, weil die Geschäftsführung dafür angeblich "keine Zeit" hat. Über andere Gründe will ich hier nicht spekulieren. Geist verbindet bekanntlich: Man gebe mir drei Fakten, die im Text vorkommen sollen, und ich stelle girlandenartig einen ebenso argumentativen wie plausiblen Zusammenhang her.

Typisches Briefing also: "Diesmal müssen wir unbedingt was machen zu dem Ägypten-Special, am besten mit Pyramiden und deren Alter und auch Geheimnis, ja Geheimnis, wissen Sie, nech. Das interessiert die Leute doch. Den Geschäftsbericht, der kommt ja nächsten Monat, den dürfen wir natürlich auch nicht vergessen - aber mehr so allgemein, bloß keine Details. Wer will das schon wissen. Und dann Thema Höflichkeit, das hab' ich mir gedacht, das interessiert mich ja persönlich, weil ich letzte Woche in Österreich war. In Wien - aber ohne meine Frau, höhö! Jedenfalls - da sind die Leute vielleicht höflich, das kann ich Ihnen sagen. Das kennt man hier gar nicht mehr. Also machen Sie da denn mal was draus, ich weiß ja, sie kriegen das hin."

Die ersten zwei Wörter, die ich schreibe, heißen dann "Liebe Leser". Denn ein Editorial darf nach Ansicht dieses Kunden gar nicht anders beginnen. Während bei allen anderen journalistischen Stilformen der "liebe Leser" mausetot ist, er bestenfalls noch als "Zielgruppe", "Öffentlichkeit" oder "Publikum" vorkommt, da kumpelt der Herausgeber auf "seiner Seite" mit diesen imaginierten Wesen, als würde er sie alle noch persönlich kennen. An diesem Punkt hat ein Stück 19. Jahrhundert im Journalismus überlebt: Es wird ein persönliches Verhältnis zwischen dem Autor und seinem Leser fingiert, so als könne der Leser am Text noch erkennen, welches Individuum hier mit ihm spricht. Dabei hat die journalistische Sprache mit ihrem Objektivitätsanspruch den Texten jede Individualität längst restlos ausgetrieben.



Warum ich das erzähle? In den Blogs - finde ich jedenfalls, "liebe Leser" - kehrt ein wenig von dem ursprünglichen Verhältnis zwischen Leser und Schreiber in die Texte zurück.

 
 
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