letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


11
August
Die Zeitung als Resterampe ...
... die ihre segmentgerecht zu Zielgruppen gebündelten Leser als intellektuelle Vollpfosten ansieht, allerdings mit strotzenden Melkzitzen, denen redaktionell deshalb vom Billigschreiber massenhaft Ramsch angedreht werden muss - das ist der 'Masterplan'. Jeder andere 'redaktionelle Auftrag' sei nur etwas für die festlichen Märchenstunden - zwar gut fürs Image, aber schlecht fürs Geschäft. So soll die Zukunft der Zeitung aussehen, sagt jedenfalls Frau zu Salm, realitätsenthobene Burda-Vorständin.

Bulldozer auf Deponie / PD wikimedia
Altmedium auf postuliertem Zukunftsmarkt.

Herrgott - die Verleger machen es doch selbst, dass ihnen ihr Publikum feind wird! Hier lasse ich daher nur noch das Zitat sprechen, sonst würde ich der Dame aus Gründen der Gleichgewichtigkeit am Ende ebenfalls einen Satz mit 'Bratpfanne' ins Gesicht schleudern:

"[Wir müssen] Commerce, Inhalt und Monetarisierung zusammenbringen. Im Hause Burda bauen wir die Vermarktungsplattform der Zukunft. Wir bündeln so Zielgruppen, verknüpfen Print, Online-Auftritt und E-Commerce. Wer dann auf die Homepage von "Elle" klickt, kann vielleicht eine Designertasche kaufen. Oder bei "Meine Familie & ich" Tischdekoration und Küchengeräte bis hin zur Bratpfanne."

via: F!XMBR
Bild: wikimedia / Public Domain

kommentieren

 
Was hat Burda außerhalb von Strick + Häkel bzw. Euro (Ihro) Peinlichkeit überhaupt an Titeln produziert, das inhaltlich von Belang wäre? Sogar auf der Schiene von Hubsis modischem Zeitvertreib, der Spielzeugeisenbahn Kunst, hat selbiger nichts bewegt als Baden-badisch-Museales. Vielleicht frißt mich ja der Altersheimer auf, aber es will mir partout nichts einfallen.

Von daher kommen doch solche Sätze eher weniger überraschend: «Journalistisch gestaltete Inhalte allein sind sehr schwer zu refinanzieren. Mag sein, dass der ein oder andere Fall profitabel wird, die Erlösquelle der Zukunft ist der Verkauf von Inhalten bestimmt nicht.» Denn Häkel + Strick, Koch + Dunst sind im Internetz längst (kostenfrei) abgefischt. Wenn man das überhaupt journalistisch als relevant bezeichnen darf.

Also darf in Zukunft jeder bei der im Offenburger Bauerngarten hockenden angelernten Freifrau anrufen, gegen Gebühr, versteht sich. Burda Live sozusagen.

Oder liege ich da so falsch (und habe was vergessen)?
 
Eben - 'Inhalte' sollen es also nicht sein, und den bunten 'Reste-Content' aus 'Strick und Häkel' in Kombination mit jeder Menge 'Kauf mich', den gibt es im Netz längst zuhauf für lau. Fehlt nur noch, dass sich das endlich bei deutschen Hausfrauens mal rumspricht.

Kurzum: Der Burda-Masterplan ist so zukunftssicher wie eine McDonalds-Bude in Bagdad ...
 
Also ein Mäckes
in Bagdad verspricht doch ein Bombengeschäft. Und sei es nur über Umweg der Gebäudeversicherung. Auf alle Fälle vermag ich darin mehr Perspektive zu erkennen als in der Geschäftsstrategie von Hubsi. Hey, ich kenne nun wirklich keinen Internet-Benutzer, der zuvörderst crossmediale Plattformen sucht, wo ihm dann schnöder E-Commerce-Schlunz angedreht wird, den er genausogut anderswo bestellen kann. Wenn die redaktionelle Qualität und Unabhängigkeit nicht mehr weiter reicht als bei den Content-Versatzstücken auf der GMX-Startseite, dann gute Nacht. In einer Community aus dem Hause Burda möchte ich jedenfalls nicht mal als Karteileiche beerdigt sein.

Dabei sah es vor ein paar Jahren kurzzeitig so aus, als habe man ansatzweise etwas verstanden vom Wandel im Web. Selbst wenn die Verpflichtung eines damals semiprominenten Bloggers nicht in die große Blogoffensive mündete, wurden auf DLD-Veranstaltungen schon mal die richtigen Fragen gestellt, und Leute wie Marcel Reichart standen als Hoffnungsträger dafür, dass dieser Wandel auch irgendwie im Verlag ankommt. Die Verpflichtung der ehemaligen Telefon-TV-Trulla hingegen zeigt, in welche Richtung es stattdessen geht, nämlich das Portfolio möglichst vermarktungskonform umzustricken und auf die letzten Schmerzgrenzen des journalistischen Selbstverständnisses keine Rücksichten mehr zu nehmen. Es gärt schon jetzt nicht wenig in den Contentfabriken in Offenburg, München und Hamburg...
 
Tscha, wenn man mit leckem Schiff auf hoher See ständig die Strategie (den Kapitän) wechselt, dann segelt man mal hier hin und mal da hin, und im Endeffekt ganz schnell auf der Stelle.
 
Meister! Verzeiht, wenn ich auf den Inhalt nicht eingehe (und auf die Designertasche verzichte). Ich bin einmal mehr begeistert von Eurer feynsinnigen Wortwahl.

Dank und Gruß!
 
Pardon gewährt!

:-)
blogoscoop