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26
August
Chefredakteure sind zukünftig überflüssig ...
... behaupte ich jedenfalls - immerhin mit Jeff Jarvis an meiner Seite - da drüben in der 'medienlese' ...

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Nähmen sie ihre Aufgaben verantwortungsvoll wahr, oder so: Gingen sie nicht unter gegen sich von jeder Verantwortung verabschiedenden Verlagsgeschäftsführungen oder hätten sie das Kreuz, sich dagegen aufzulehnen, dann wären sie es eben nicht: überflüssig. Und: Frühstücksdirektoren waren es schon immer.

Andere Variante:
Ich erlebe es an einem anderen Ort, daß die Autoren die Verantwortung übernommen haben, da sich um die Qualität der Inhalte niemand mehr kümmern mag, vermutlich, um Kosten zu reduzieren (oder etwas bewußt gegen die Wand zu fahren, weil das Geld für das Produkt anderswo benötigt wird, man aber Verträgen unterworfen ist, so klar ist das noch nicht), und die meisten der Autoren dabei überfordert sind.

Letzteres kommt der Misere gleich, die entsteht, wenn der Leser das Korrektiv übernimmt. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern: Nicht jeder, der die Qualität eines Bildes zu beurteilen vermag, kann auch malen. Nicht jeder, der ein Flugzeug zu konstruieren und vielleicht auch noch zu bauen in der Lage ist, kann auch fliegen. Und nicht jeder, der eine Webseite, ein Blog in die Luft kriegt, kann ein Verkehrflugzeug sicher durch harte Sturmwirbel lenken.
 
Der Briefwechsel zwischen dem Bucerius und der Gräfin Dönhoff zeigt natürlich ein medienantikes Ideal, dass es nie wieder geben wird. Die Frage ist daher, ob der heutige, extra tief gelegte Standard einer Medienproduktion auf BWL-verantworteter Schwundstufe nicht sinnvoll durch diese Community-Korrektur ersetzt werden könnte? Und wozu es dann noch Chefredakteure geben müsste? In mitlaufender Diskussion, so wie jetzt hier ...
 
Ja, in diesem Zusammenhang gebe ich Dir recht. Da sind sie überflüssig, weil besser Informierte die Direktion bestimmen. Wer aber (medienantik gedacht) hilft bei der Kanalisation des überall die Deiche flutenden Informationsflusses? Meinst Du, eine Renaturierung könnte auch hier hilfreich sein? Saufen dabei nicht doch zuviele ab, weil ihnen niemand sagt, wo sie suchen sollen in diesem Ozean?!

Oder wird der Chefredakteur einfach umbenamt in Moderator?

Ich fühle mich da ziemlich ratlos.

Was ist, wenn der von Dir erwähnte tiefgelegte Standard zu einer Flucht in eine mitläuferische Romantik führt? Oder gar in einer Neuauflage der biblia pauperum endet und die Wissensmesse demnächst nur noch in der lingua latina gelesen wird, wie vergangene Woche die Kulturzeit auf 3sat (so sehr ich das genossen – und vieles nicht verstanden – habe).

Am Rande: Ja, ich hänge an Maßen der Antike an (allerdings ohne die Inhaltslöcher der winckelmannischen Dekorateure). Aber das betreibe ich als Privatvergnügen, und es dürfte sich kaum negativ auf die Allgemeinheit auswirken.
 
Jarvis will den Chefredakteur durch einen Community Manager ersetzen. Das Publikum ist übrigens regelhaft weniger dumm, als es der Redakteur sich imaginiert (aus Gründen der Selbstachtung?). Um einen Bild-Artikel überhaupt an- und abfassen zu können, müsste ich mein Publikum irgendwo zwischen Spulwürmern und Kellerasseln einordnen. Da bin ich als Schreiber - trotz 'Bild'-Zuträgerschaft - dann doch noch mehr.

Die Renaissance dieser mittelalterlichen lingua franca wundert mich auch, ohne dass ich eine Erklärung dafür hätte.

Das verwendete Bild von der Information halte ich übrigens für falsch ... es ist immer nur 'noise', Lärm, Belästigung, was dort an die Deichkrone der Wahrnehmung schlägt. In-Formation wird es erst in meinem Kopf - das heißt, ich wähle aus, nach meinen Relevanzkriterien. Ich habe längst nicht mehr - wie früher - die Angst, irgendetwas zu verpassen, ich versuche nicht mehr, überall mitzuhecheln und ich konnte seither den Lärmpegel all der medialen Quakbüdels erheblich reduzieren. Das nennt sich wohl Souveränetät: Ich informiere mich - und eben nicht die Medien mich ... ;-)
 
Das sehe ich nicht anders: Ich wähle aus ...

Aber was ist mit den anderen, die das nicht lange Zeit üben durften? Da gibt es viele. Und es sind nicht die Dümmsten. Aber möglicherweise am Ende die Dummen. Das ist damit gemeint.
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