Manchmal - immer seltener - gibt es in den Holzmedien richtig aufregende Artikel zu bestaunen, an denen der Leser sich abarbeiten mag - zum Beispiel den dort unten verlinkten. Er befasst sich mit einer depressiv gestimmten Jugend, die zunehmend schon vor dem Abitur vergreist ist, die keine Ideale verbrennen kann, weil sie nie welche besaß. Vieles von dem - so mein Schluss daraus - was in den Blogs von den Hellsichtigeren weltuntergangshaft bekakelt wird, wäre demnach von ebenjenen zu verantworten, die in den Blogs dort herumkakeln. 'Social Media' - bloß die Klagemauer einer neuen 'Lost Generation'?

"Die Blase der New Economy, ihr Aufblubbern und Platzen, die Vernichtung von Arbeitsplätzen an der Börse, alles das Werk einer neu eingestiegenen Generation, in der Morgenröte ihres Lebens geleistet. Die Verblödung der Künste, die primitiven Scherze der Fernsehunterhalter, die verächtlichsten und zynischen Werbesprüche, sie wurden nicht von verdorbenen Greisen, sondern von den Jungen und Jüngsten vollbracht."

In jedem 'Biedermeier' steckt allerdings auch ein Brandstifter ...


Dann eben so ...

... des Herrn Jessen, der ziemlich genau beschreibt, was bei der Jugend "so abgeht". Ich habe selbst so einen angehenden "traurigen Streber" zuhause. Und Jens Jessen kennt den gar nicht, den zukünftigen "Geschäftsführer" von Google ...

Das unterschreibe ich. Durchaus. Und Jessen ist eben nicht, wie so oft (auch mal wieder in den – teilweise von keinem Wissen getrübten – Kommentaren) schuldzuweisend behauptet wird, ein 68er. Dazu ist er mindestens zehn Jahre zu jung. In den von ihm hier angerissenen (und gerne von ihm kritisierten) Siebzigern war er gerade mal um die zwanzig. Das ist allerdings nicht weiter von Belang. Denn unsereins äußert sich ja auch über Revolution und Romantik.

Was mir fehlt, ist ein deutlicherer Hinweis auf weitere mögliche Ursachen. Ich denke dabei an eine Politik, die zielgerichtet wirtschaftsfreundliche Maßnahmen ergriffen hat, die in eben diesen Teil- oder Freizeithedonismus münden mußte: Kurzschule, Kurzstudium zugunsten rascheren Einsatzes der Produktivität. Pauken und ein bißchen chillen, büffeln und ein wenig Ablenkung, gerne via Desinformationsfernsehen. Ich ziele auf achtzehn Jahre Kohl, der das befeuert hat, dem allerdings die bereits fahle Glut zuvor übergeben worden war. Und das gerne untergeht in der Debatte um diejenigen, die das unter dem Deckmantel sozialdemokratischen Denkens fortgeführt haben und die jetzt regieren, als ob sie schon immer in der rechten christ- oder «liberal»demokratischen Ecke auf ihren wirtschaftspolitischen Einsatz gewartet hätten.

bitte bitte bitte nimm das bild raus