letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


20
August
50 Jahre DKP statt KPD
Es klingt verrückt - aber es ist wohl wahr. Zum 50-Jährigen Jubiläum des KPD-Verbots vom 17. August 1956 schreibt ausgerechnet eine linke Zeitung: Das Verbot war das Beste, was der KPD passieren konnte. So konnte der unaufhaltsame Niedergang des Kommunismus noch ein letztes Mal übertüncht werden, obwohl er sich bei den Wahlergebnissen zuvor schon abzuzeichnen begann. Anders ausgedrückt: Als Stalin starb, war auch der Kommunismus in Deutschland bereits am Ende. Der Rest war nur noch Koma. Die KPD wurde verboten, als es schon eigentlich gar nichts mehr zu verbieten gab. Massenhaft gab es eigene "Fehler" im Vorfeld des Verbots: "Der 17. Juni 1953 war keine Sympathiewerbung für die KPD. Hinzu kamen eigene Fehler: Man verfolgte eine so sektiererische Gewerkschaftspolitik, dass es den Apparaten des DGB und der IG Metall leicht fiel, die Kommunisten zu isolieren. Der Wirtschaftsaufschwung machte die eigene Politik unplausibel, die von der Wahrscheinlichkeit einer baldigen Krise ausging. Im Jahr 1953 flog die KPD aus dem Bundestag, zuvor und danach aus fast allen Landtagen. Die Mitglieder verließen massenhaft die Partei."


Am 17. Juni war der Spuk eigentlich schon vorbei

Rückblickend gilt aber auch: Die neue Märtyrerrolle gab den Kommunisten plötzlich eine moralische Integrität, die sie überhaupt nicht mehr verdienten. Insofern war das Verbot durch die kalten Krieger der Union rückblickend ein großer Fehler, weil die Unbelehrbaren blieben. Da rochierte nur ein Buchstabe: DKP statt KPD.

 
 
18
August
Ghostbusters
Erneut nimmt dankenswerterweise jemand die politischen Kornkreisjäger gründlich auseinander: Auf Spreeblick trifft der große Rundumschlag diejenigen, die an die Verschwörungstheorie vom 11. September glauben - und gewisse junge Filmemacher, die Gewisses gewisslich besser wissen sollten.

Im Grunde - was nützt's: Diese Leute sind so unbelehrbar wie die Hisbollah.

Dennoch ein Hinweis: Zur Prüfung ist meistens Ockham's Rasiermesser ganz nützlich. William von Ockham führte Kriterien ein, um zwischen zwei angeblichen "Wahrheiten" zu entscheiden. Wahr ist diejenige, welche die wenigstens Axiome benötigt, die also einerseits alle Daten integriert - und dabei nicht eine Annahme mehr machen muss als erforderlich.


Die Welt ist kompliziert genug

So wäre zum Beispiel im Fall von Nine-Eleven die Annahme, dass Al Qaida die Türme angriff, deswegen "wahrer" im Sinne Ockhams, weil ich nicht auch noch annehmen muss, dass der CIA nur so getan hat, als wäre es Al Qaida gewesen. Ohne dass es dafür irgendeinen belastbaren Beweis in der Realität gäbe. Ich muss also einfach nur die Welt nicht unnötig kompliziert machen, schon bin ich vor Verschwörungstheoretikern gefeit.

Trotzdem wird es immer Leute geben, die der unverbrüchlichen Überzeugung sind, dass diese komplexe Welt nur von 327 Gottheiten geschaffen werden konnte, und der Affengott Hanuman dabei mit dem Rattendämon kämpfte, der die Schale zerbrach, die das Licht der Welt enthielt, wodurch wiederum die Milchstraße entstand ...

Ach ja?

 
 
12
August
Unser Günna?
Deutschlands Stolz, der hochdekorierte Nobelpreisüberflieger aus dem zweiten Weltkrieg war in der Waffen-SS? Und das erzählt er uns erst jetzt? Na, da wird der Absatz der Memoiren aber einbrechen, die Anfang September erscheinen: DATUM UNBEDINGT VORMERKEN!!!


Im Herbst gibt's braunes Grass

Jetzt weiß ich aber auch, warum Martin Walser neuer Hisbollah-Chef wird.

 
 
07
August
Wie einst im Mai!
In meiner alten Heimatstadt Bremerhaven haben sich die Gäste einer Hochzeits- und einer Geburtstagsgesellschaft am Wochenende eine stundenlange Massenschlägerei geliefert.

Das erinnert mich an alte Zeiten ...


Der Andre war's ...

 
 
06
August
Wenn Pfarrer träumen
Sie hatten alle das Große Latinum, das Graecum und das Hebraicum - jene Pfarrer, die im 19. Jahrhundert auf den Dörfern im Auftrag der Obrigkeit über ihre Bauern wachten. Trotzdem sehe ich zum wiederholten Mal hier in der Region diesen bildungshubernden Sinnspruch über einer Bauerndiele:


Horaz rotiert im Grabe

Da hat also irgend so ein herrschaftlicher Pinguin einem seiner Bauern das Horazische Carpe Diem als Sinnspruch fürs neue Haus angeschnackt, und, weil seine Bauern ja kein Latein sprechen, eine ebenso falsche wie asketische Übersetzung gleich mitgeliefert: "Nutze den Tag". Auf diese Art entsteht der Bullshit.

Denn das Verb «capere» hat mit der protestantischen Nützlichkeitslehre, mit dem Utilitarismus, etwa so viel zu tun, wie ein Hochseekapitän mit dem Almauftrieb. Es geht dem römischen Dichter nicht darum, dass man keine Minute des kostbaren Arbeitstages ungenutzt verschwenden dürfe. Im Gegenteil: Das Wort "capere" meint das "Pflücken" (von Trauben oder Beeren), das "Nehmen" des Angebotenen. Die korrekte Übersetzung lautet also: "Genieße den Tag", genau so, wie es ein alter Epikuräer namens Horaz ausdrücken wollte. Vollständig lautet das Zitat ja auch: Pflücke diesen Tag, nimmer traue dem nächsten! (carpe diem, quam minimum credula postero).

Das allerdings wäre wiederum eine Empfehlung, die der Herr Pfarrer seinen ohnehin zum Saufen und Faulenzen neigenden Bauern wohl kaum gerahmt übers Haus gesetzt hätte. Nehmen wir also zu seinen Gunsten an, dass Hochwürden im Lateinunterricht fest geschlafen hat, während er von einer drallen Pfarrersköchin träumte - dass er es also einfach nicht besser gewusst hat.

Max Weber jedenfalls hätte an diesem Falsifikat seine helle Freude gehabt.

 
 
31
Juli
Stilvolle Abgänge für unzufriedene Blogger
Ich finde, es hat einfach keine Art, sich so sang- und klanglos aus Blogville zu verabschieden, wie es in den letzten Tagen geschah. Hier einige Vorschläge, um post mortem im Gedächtnis der Menschen zu bleiben:

1. Major Peter Labelliere beispielsweise ließ sich kopfüber begraben, um seine Unzufriedenheit mit der Welt zum Ausdruck zu bringen. Ist so viel Stil den Bloggern wirklich fremd?

2. Hannah Beswick fürchtete sich davor, lebendig begraben zu werden. Einhundertundzehn Jahre wartete ihr Körper daher aufrecht in einer Standuhr auf jenen testamentarischen Zeitpunkt, wo ein Arzt dem Skelett ein finales Mal den Puls fühlte, um den Tod zu konstatieren. So viel Zeit, finde ich, muss auch beim Bloggen sein.

3. Auch Joe Newman, legendärer Trompeter der Count Basie Band, wählte einen spektakulären Abgang: Sein Penisimplantat, dem er notorisch zu viel Druck auf die Bereifung pumpte, platzte mitten in einem Restaurant. Aus solchen Blutlachen wachsen Legenden - ganz sicher auch in Blogwinkel.

4. D. H. Lawrences Asche dagegen wurde von der Freundin des Schriftstellers in einen Betonmischer gekippt, woraus die neue Kamineinfassung entstand. Auch nicht schlecht.

Lady Chatterley's Kamin

5. Absolut stylish ist aber der Tod der Tänzerin Isadora Duncan. Ihr langer roter Schal verfing sich in den Speichen ihres nagelneuen Bugatti-Sportwagens und brach ihr das Genick.

Stilvoll bis zum bitteren Ende

Also bitte, liebe Leute: Einfach ein letztes Mal im Blog richtig Gas geben ...

 
 
22
Juli
Geiz ist ja soo geil!
Henrietta Howland Robinson wurde 1835 in Massachusetts in eine reiche Familie von Quäkern und Walfangreedern hinein geboren. Mit 22 Jahren besaß sie dank ihrer Erbschaften schon 7,5 Mio. Dollar. Sie benutzte grundsätzlich keine Seife, weil sie das für Luxus hielt, und sie trug ein einziges langes schwarzes Kleid, das vor Schmutz ins Grünliche changierte. Bei ihren Anblick liefen die Kinder davon, weshalb sie den Namen "Wall Street Hexe" erhielt.

Wenn der Schmutz dort unten zu schwer wurde, ging sie zu einer Wäscherin mit der Anweisung, nur "den unteren Teil" des Rockes zu waschen. So lange stand sie in Unterröcken in Lower Manhattan herum. Natürlich erhielt die Wäscherin auch nur den entsprechenden Bruchteil ihres Lohns.


Geiz ist sparen, ohne zu wissen, wozu

Statt der Intimwäsche verwendete "Hetty" Second-Hand- Herrenunterwäsche und alte Zeitungen. Irgendwie brachte sie es trotz Dreck und Gestank zu einer Tochter und einem Sohn. Letzterem verweigerte sie einen Arzt, als der sich das Knie verletzte. Stattdessen gab sie sich an der Notaufnahme eines Krankenhauses als mittellose Bettlerin aus, um "medical care" zu schnorren. Der Sohn verlor später das Bein, nachdem die Mutter es mit "Sandverbänden" selbst heilen wollte.

Sie ernährte sich von kaltem Porridge, weil ihr die Kosten fürs Kochen widerstrebten, und von alten, zerbröckelten Keksen, die sie in einer zerrissenen Handtasche bei sich trug. Zeitlebens plagte sie die Vorstellung, sie könne entführt werden. 1916 starb sie aus Ärger während eines Streits an einem Schlaganfall, weil man ihr vorgeworfen hatte, geizig zu sein. Sie hinterließ ungefähr 100 Mio. Dollar. Noch im Oktober 1998 führte sie American Heritage an 36. Stelle unter den reichsten Amerikanern aller Zeiten.

Eigentlich ein ganz guter Stoff für themenverlegene Theaterautoren ...

 
 
05
Juli
Weit haben wir's gebracht!
Die Familie Laeisz zählt zum ältesten Kaufmannsadel Hamburgs. Ein Spruch des Hapag-Reeders Carl Heinrich Laeisz, den er seinem legendären Vorstand Albert Ballin im Aufsichtsrat ins Gesicht schleuderte, verdient hier festgehalten zu werden: "Laut Paragraph eins unserer Statuten ist der Zweck dieser Gesellschaft der Betrieb von Schiffen - und nicht die Verteilung von Dividenden!".

Welch ein Abstand zum Zwergwuchs heutiger Wirtschaftsmoguln, die vor lauter Shareholder-Value-Dienerei schon gar nicht mehr wissen, ob sie gerade Autos oder Rasierapparate verkloppen.


Carl Heinrich Laeisz
Quelle:Wikipedia

 
 
ÖkonoMedia und ÖkonoMist
"Ein Physiker, der nur Physiker ist, kann durchaus ein erstklassiger Physiker und ein hoch geschätztes Mitglied der Gesellschaft sein.

Aber gewiss kann niemand ein großer Ökonom sein, der nur Ökonom ist - und ich bin sogar versucht hinzuzufügen, dass der Ökonom, der nur Ökonom ist, leicht zum Ärgernis, wenn nicht gar zu einer regelrechten Gefahr wird."


Friedrich August von Hayek


Gefunden in der aktuellen Ausgabe von brand eins, dem einzigen Wirtschaftsmagazin, das Ökonomie und Geist zu verbinden weiß.

 
 
03
Juli
Schönheit wird gnadenlos überschätzt
In unserer Zeit des Körperkultes ist es vielleicht angebracht, daran zu erinnern, dass auch Hässlichkeit ihren Reiz haben kann.

Für den Sohn und Erben Ludwigs XIV., für den "Grand Dauphin", suchte sein Vater im Jahr 1680 eine Braut. Die Wahl fiel auf die bayrische Prinzessin Maria Anna Victoria, die der französische Gesandte Croissy in seinem Münchner Brautwerbe-Gutachten als frei von körperlichen Nachteilen beschrieb - bis auf die braunen Flecken auf der Stirn, die fahle Haut, die roten Hände, die verfaulten Zähne und die sehr große, fette Nase.

Maria Anna Victoria
Maria Anna Victoria / Quelle: Wikipedia

Leider sind in jener Zeit die Bilder der hohen Herrschaften alle stark geschönt. Der entsetzte französische Hof jedenfalls wollte die adlige Lady gleich wieder mit der Bemerkung "Annahme verweigert" ins heimische Bayern zurückschicken. Doch der exzentrische Dauphin setzte gegen diese Widerstände seinen Willen durch, weil er sich auf Anhieb in die überdimensionierte Nase dieses Wittelsbacher Pfundsweibes verguckt hatte.

Die beiden zeugten drei Kinder - und als ihm seine Anna mit 30 Jahren starb, da ließ sich der untröstliche Dauphin nur von der anerkannt hässlichsten Hofdame trösten, einer Mademoiselle de Choin, die neben ihrem riesenhaften Wuchs noch einen sehr großen Mund, Hängebrüste und eine gewaltige Nase zu ihren Gunsten ins Feld zu führen wusste.

Le Grand Dauphin Louis
Louis, le grand Dauphin / Quelle: wikipedia

 
 
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