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05
August
Wenn man's nicht mehr unterscheiden kann ...
... wenn ein Mülleimer wie der andere riecht, dann hat doch höchstens das dumme Publikum daran schuld - nicht wahr, Herr Broder?

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Broder und Fleischhauer ,
erinnern mich immer an Max und Moritz.

Was 'Max' irgendwie nicht zu realisieren schaint, ist, dass er mit seinem fröhlichen Geplapper die Front der Verschwörungstheoretiker befördert, die Breivik als Marionette der zionistischen Sache sieht.

In D'land ist diese mögliche Verbindung weitgehend unterdrückt.
Broder spielt hier mit dem Feuer wie ein kleines Kind.

liest man
Justin Raimondo
http://original.antiwar.com/justin/2011/07/28/anders-behring-breivik-mystery-man/
Israel Shamir (self-hating jew)
http://www.israelshamir.net/English/Breivik.htm
Gilad Atzmon (self-hating jew),
denen ich allen zuhöre, liest sich das schon etwas anders.

Atzmon und Broder haben (in Grenzen) eines gemeinsam, was Broder sicher nicht gern hören möchte:

siehe das:
...
Eric Walberg: Buddhism is based on the annihilation of the self. Islam – on the total submission of self. It’s at the heart of Christian beliefs too. (I don’t know about Judaism.) Self-hatred has respectable roots.

GA: I totally agree with you. However, I wonder, are you a self-hater? I ask because in your writing, you seem to be deeply familiar with that kind of intellectual adventure.

EW: In some way, I like Woody Allen’s riposte “I may be self-hating but not because I’m a Jew.” The self is constantly prompting us to do terrible things, so a bit of self-criticism is not such a bad trait.
...
http://www.gilad.co.uk/writings/self-hatred-vs-self-love-an-interview-with-eric-walberg-by-g.html#entry12399016

Was man daraus lernen kann, ist, dass 'Selbsthass' eigentlich Resultat einer reflexiven Schleife ist, die irgendwo stehenbleibt.
Mal bei 'Selbstliebe' (Broder), manchmal bei 'Selbsthass' (Atzmon).
Roulette.

Man entkommt dem nur, indem man sich auf die Meta-Ebene rettet.
Atzmon, OHNE den ethischen Aspekt der Übung zu verlieren.
das machen nur Zyniker wie Broder
Atzmon ist jedenfalls alles andere, nur kein Zyniker.

Atzmon hat das mE geschafft, sich auf die Meta-Ebene zu retten, Broder nicht.

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Zurück zum Thema (den Broder lasse ich mal aussen vor, sein Gebrabbel analysiert man einmal, und dann isses gut.)

Raimondo fragt:
Woher hatte Breivik das Geld?
Follow the money.
Diese Frage ist ungelöst, und ich bin schon sehr neugierig, ob und wie sie aufgeklärt wird.

Die Spuren scheinen ja sehr sorgfältig verwischt zu sein, wo man sich dann doch fragt, wer denn diesen Aufwand getrieben hat?

Das Feuilleton hat ja mittlerweile einige respektable Kopfstände gemacht, eine Tiefenanalyse zu machen, wie Nils Minkmar:
http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EC5EDDAE7A6854744B0D6227B2ECEF59B~ATpl~Ecommon~Scontent~Afor~Eprint.html

Warten wirs also ab, welcher Ansatz der ergiebigere ist.
 
Was mir auf den Senkel geht, ist vor allem das empörte Ablehnen jeden Zusammenhangs zwischen dem eigenen Geschreibsel und den resultierenden Taten anderer.

Die opulente Finanzausstattung dieses rechten 'Märtyrers' wird - hoffentlich - von der norwegischen Polizei aufgeklärt werden.
 
Ja, das unterscheidet die 'Linken von den 'Rechten',
wenn die 'Linken' eine Bestandsaufnahme machen, ist das gleich eine fundamentale Schwäche.
Den Rechten fällt sowas schon garnicht ein.

Lars von Trier zB hat sich so betroffen gezeigt, dass er vermutlich seinen Ansatz für zukünftige Projekte komplett ändern wird.
Obwohl seine Filme eher Kopfnüsse für hardcore intellectuals sind. Mal seinen letzten Ausrutscher aussen vor, für den er sich ja auch vielmals entschuldigt hat.
Dass mit den Mohammed-Karikaturen etwas nicht stimmt, dämmert mittlerweile einigen.
Eine Grauzone zwischen Liberalität und Toleranz.
Die Grenze muss immer wieder ausgelotet werden, aber das ist ein ganz heikles Unternehmen. Siehe Salman Rushdie.


Betr Breivik stellt sich für mich die grundsätzliche Frage:
a) Wurde er gedanklich genährt durch die üblichen Verdächtigen, zb die BNP (British National Party) und einige andere
b) Wurde er materiell durch eine Gruppierung X (da gibt es mehrere Kandidaten, die das gewesen sein könnten) unterstützt?

Dem Fall (b) weise ich persönlich eine Wahrscheinlichkeit von >70% zu.

Der sinnigerweise vom Feuilleton ausgespart wird.
Es konzentriert sich auf die Täterpsychologie und das 'Milieu'.
Das ist alles wichtig und oft auch richtig.

Aber die ganze 'Wahrheit' ist das nicht!

Ich bin fast soweit, Zusammenhänge zu den britischen Krawallen und etlichem anderen zu ziehen,was zZ vor sich geht, aber dazu muss ich noch ein paar -ähem- 'Daten'punkte sammeln.

Eine Rebellion des kollektiven Unbewussten, so unlogisch wie ein Alptraum, als Appell ans Bewusstsein, hier mal Ordnung zu schaffen?
(NICHT zB die Stimmungs-Surfer/Manipulatoren/'Deuter' auf der Finanzbühne --die sind eher Teil des Problems als der Lösung! Die Dummschwätzer, die momentan so durch die Medien tingeln und ihren Senf absondern, sind schier unerträglich. Siehe zb Rösler, der zum Wirtschaftsminister wie die Jungfrau zum Kind gekommen ist, und jetzt den Problemlöser simuliert. Gehts noch? Ich habe mich über 10Jahre mit den 'Märkten' in ihren diversen Aspekten beschäftigt, und glaube, halbwegs zu wissen, was da vor sich geht. jedenfalls mehr als gewisse Finanzblogger.
Dass dieser kollektive Wahnsinn sich auf die Börse etc beschränkt, wenn das Ökonomische in unserer Gesellschaft so eine zentrale Rolle spielt, ist ja eher unwahrscheinlich.)

Momentan bin ich unentschlossen.

Sorry. Das war mal wieder ein Rundumschlag.
Aber so ticke ich halt.
 
Nachbemerkung:
Ab einer bestimmten Schwelle bricht sich das kollektive Unbewusste Bahn --das ist meine Befürchtung -- bricht aus dem Alptraum, der ja zunächst ein individuelles Geschehen ist, und wird physisch, kollektiv, gesellschaftlich.
Die Alpträume synchronisieren und externalisieren sich.
Sind nicht mehr unterdrückt ala Norbert Elias, Michel Foucault etc.
Das Interessante bei Foucault zB ist ja, dass die Gesellschaft die ihr entgegenstehenden Tendenzen einsperren/ausgrenzen will.
Das hat er recht sauber herausgearbeitet.

So funktioniert das aber nicht!
Genauer: so kann 'Gesellschaft' nicht funktionieren.

Norbert Elias hat das System der Kontrolle schon nüchtern gesehen, aber wie die Soziologen nun mal sind, neutral als gesellschaftlichen Prozess gesehen.
Der Gesellschaftsprozess als Bindungsprozess an gewisse Dogmata, zb der 'Zeit', oder des 'Normalen'.

McLuhan genauso wie Luhmann.
'The medium is the message', was ja fast synonym zur These ist, dass 'Gesellschaft' ein System von Kommunikationen ist.

Ziemlich dürr, wenn Du mich fragst.

Wenn man das überstrapaziert, ist natürlich auch der physische Akt, zB dass ich jemandem den Schädel einschlage, auch ein 'Akt der Kommunikation.

Diese psychophysische Einheit von Wort und Tat haben die Beiden aber mE ziemlich missverstanden.

OK?
 
Naja, bei Norbert Elias besteht der 'Prozess der Zivilisation' ja in einer zunehmenden Distinktion, die sich in Kleidung, Habitus, Sprechweisen usw. äußerte. Das Phänomen kannst du heute auch noch beobachten - iPad, Porsche, Prada, Öchspertensprech usw. Nur wird die Gesellschaft heute nicht mehr 'zivilisierter', eher im Gegenteil. Insofern taugt mir Elias nicht mehr so recht.

Breivik ist Teil eines 'intellektuellen Phänomens', so bescheuert das jetzt klingt. Soziologisch geht nur der Doofe heute zu den Nazis, der Jura- und BWL-Studi aber zu den Islamophoben. Bei den Vordenkern dort herrscht gerade Sommerschlussverkauf, auf jeder Seifenkiste steht einer und brüllt.

Ich weiß nicht, ob solche Rollbacks in 'langen gesellschaftlichen Wellen' angelegt sind (das wären dann Fernand Braudel oder Karl Mannheim [lies den mal!]), klar ist nur, dass die 'konservative Revolution' an deutschen Universitäten zuvor, all die antisemitischen knallnationalistischen Jungakademiker damals mit ihren gewalttätigen Rassetheorien, dem Adoof auch gewaltig vorgearbeitet haben. Als Happihappi gab's dann lukrative Stellen im Tausendjährigen Reich, nachdem das Gesetz über das deutsche Berufsbeamtentum ihnen diese Posten freigeschaufelt hatte. So trägt auch schlechtes Denken seinen Lohn in sich ...

Ich neige derzeit immer mehr Schopenhauer oder Kierkegaard zu - es scheint mir 'die Krankheit zum Tode'.
 
Der Aspekt, der mich bei Elias interessiert,
ist der der Kontrolle.

Ein sehr ermüdendes -aber trotzdem aufschlussreiches- Traktat ist das über die 'Zeit'.
Damit wollte er diesen Kontrollaspekt durch die Historie der Verwaltung der Zeit nachweisen.
Kirchturmuhren etc.

Heute sind es die Überwachungskameras etc.

Foucault hat das ja auch historisch aufgearbeitet in "Überwachen und Strafen", oder "Wahnsinn und Gesellschaft."

Diese Polaritäten tauchen ja immer wieder auf, wie bei Klages:
'Der Geist als Widersacher der Seele'
Oder wie er gegen den Takt und pro Rhythmus gewettert hat.
Alles vergessen.

Ansonsten gebe ich Dir recht, was die Einordnung Breiviks betrifft.
Die riots werden den 'Linken' in die Schuhe geschoben, Breivik den 'Rechten'.
Siehe zB Melanie Phillips:
http://www.dailymail.co.uk/debate/article-2024690/UK-riots-2011-Britains-liberal-intelligentsia-smashed-virtually-social-value.html

Was Mannhein betrifft, kommt er mal auf meine Liste.

Eigentlich ist ja das meiste schon gesagt.
Wir sagen es nur immer wieder mit anderen Worten.
'Wir' produzieren im guten Fall Fussnoten, im schlechten Fall setzen 'wir' Zeichen fortschreitender kollektiver Verblödung.

Da kann man schon zum Kulturpessimisten werden.

Ich weigere mich trotzdem, davor zu kapitulieren.
Und wenn ich der Letzte wäre, ist mir das auch wurst.

Ich glaube, auch da sind wir uns einig.

"Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst", wie der gutste Achternbusch das formuliert hat.
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