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06
August
Prog-Rock (11)
Zu meinen musikalischen Kronjuwelen zähle ich die frühen Platten des Gitarristen Larry Coryell, auch wenn ich mit der oft allzu gniedeligen Vermischung von Jazz und Rock sonst nicht viel am Hut hatte. In seiner Frühzeit 'rockte' dieser Flinkfinger wie kaum ein anderer. Aber Vorsicht: Larry Coryell driftete kurz danach in den biederen Lounge-Jazz ab (Drogen alle?), wo er dann schwerst synkopierend für mösenbärtige Studienräte mit Pfeife und in Cordjackett gefällige Weisen intonierte. Wirklich progressiv und 'püschedelisch' sind also nur die frühen Sachen von diesem Wunderknaben. Unbedingt laut hören!
29
Juli
Prog-Rock (10)
Eine Gruppe, deren Platten bei mir so oft abgespielt wurden, dass sich am Ende die Nadel durch das Vinyl fräste, waren die Psychedeliker von Jefferson Airplane. Beeindruckend vor allem wegen der Lead-Sängerin Grace Slick, für die ich mich damals in offene Messer gestürzt hätte. Andere aus der Truppe - insbesondere Jorma Kaukonen und Jack Casady - wurden in anderen Bands wie 'Hot Tuna' später noch reifer und besser. Deshalb hier auch kein Titel von den Airplanes (und auch weil Sony die wirklich guten Airplane-Titel aus Youtube herausprivatisiert hat). Dafür ersatzweise die Lady mit der glasklaren Stimme solo am Mikrofon - mit Musik aus einem ihrer Filmprojekte namens 'Manhole' - und nahezu der kompletten Hausband nebst zahlreichen Streichern im Hintergrund:
25
Juli
Prog-Rock (9)
Wenn ich mir die heutige Instant-Mucke mit ihren Schnell-Schnell-Schnell-Beats anhöre, dann überkommt mich oft die Sehnsucht nach älteren Titeln, die auch Langsamkeit noch zu zelebrieren wussten - wie bei den New Yorkern Psychedelikern der Vanilla Fudge. Unversehens wird dann aus dem harmlos dahergeträllerten Folk-Liedchen des Donovan Leitch eine kühle Hexenhand, die dir ganz langsam das Rückgrat krault:
16
Juli
Prog-Rock (8)
Mein heißer Favorit für den besten Text im Prog-Rock ist eindeutig diese frühe Soft Machine-Perle. Die Band wurde mir - Geschmäcker sind verschieden - nach der zweiten Platte dann eindeutig zu jazz-vergniedelt, das Unglück verschlimmerte sich nochmals, als der trommelnde Unglückswurm Robert Wyatt ausstieg, um später aus einem Fenster zu fallen, während auch der Tieftontechniker Kevin Ayers sich Richtung Mittelmeerküste verabschiedete. Dieser eine Song der Soft Machine aber, der hat was ... auch und vor allem fürs Sprachzentrum, so etwas wird heute gar nicht mehr gebaut:
Lyrics: It begins with a blessing, it ends with a curse Making life easy by making it worse My mask is my master, the trumpeter weeps But his voice is so weak, as he speaks from his sleep ... so Why, why, why... Why are we sleeping? People are watching, people who stare Waiting for something that's already there Tomorrow I'll find it, the trumpeter screams And remembers he's hungry, and drowns in his dreams ... so Why, why, why... Why are we sleeping? My head is a nightclub with glasses and wine The customer 's dancing or just making time While Baby is cursing, the customer screams Now everyone's shouting, get out of my dream! ... so Why, why, why... Why are we sleeping?
14
Juli
Prog-Rock (7)
Zu den Vorläufern aller Jam-Bands - ob sie später dann Phish oder Moe hießen oder Why Store - gehören neben 'Grateful Dead' sicherlich die Waliser Gitarreros von 'Man'. Stolz behaupteten die von sich, sie seien vielleicht nicht die beste, wohl aber die 'dichtgerauchteste' Band der Welt. Was in der Folge dazu führte, dass die Fans, die um das Wohlergehen ihrer Helden besorgt waren, während der Konzerte Tütchen und kleine Stanniolpäckchen auf die Bühne warfen. Weshalb diese nicht nur musikalisch höchst experimentierfreudige Gruppe aus den Pausen oft mit einem seltsamen Lächeln auf dem Gesicht zurückkehrte, um sich dann in ungewohnte Sphären zu versteigen. 'Never say Nups to Nepalese' heißt jener Song, in dem die Gruppe selbstironisch diesen Aspekt des Bandlebens auf Vinyl bannte (auf 'Back into the Future'). Die Man-Band jedenfalls brachte das Westcoast-Feeling nach Europa. Nicht ohne Grund spielte John Cippolina von den legendären 'Quicksilver Messenger Service' einige Jahre ebenso problemlos wie kongenial dort mit.
12
Juli
Prog-Rock (6)
Eine kleine Besetzung war damals kein Hindernis, zum Prog-Rock gezählt zu werden. Orgeln, Flöten, Zymbeln und anderer Tinnef waren dann völlig entbehrlich. Ein typisches Beispiel sind die 'Groundhogs', hier in ihrer klassischen Besetzung. Das Trio wurzelte eindeutig im Blues, überbot dessen klassische Harmonik aber um Lichtjahre ... und umwaberte das geneigte Publikum auch mit viel erwünschtem HALLHAllhall. Vorn turnte Reverend Tony McPhee über die Bühne, ohrverbrecherisch laut wie später erst der Heavy Metal. Aus jedem Akkordmeer tauchte er mit einem brandneuen Riff im Maul wieder auf. Der Schlagzeuger Ken Pustelnik - der hieß wirklich so - fühlte sich mehr für psychedelische Ornamente zuständig als für den handfesten Beat. So dass der Bassist Pete Cruikshank in allen Fragen des Zusammenhalts selbst die Fundamente beim Tiefbau legen musste. 'Completely underrated' - diese Band ...
11
Juli
Prog-Rock (5)
Popol Vuh, Ash Ra Temple, Tangerine Dream ... in der Hippiezeit ging die Zahl der nicht nur spirituell aus indischer und afghanischer Richtung schwerst durchgeknallten Bands in die Hunderte. Ich war verhältnismäßig resistent gegen das große pseudo-religiöse Wagalaweia, trotz Zuhilfenahme einschlägiger Drogen. Wirklich beeindruckt hat mich nur eine von jenen Yogi-Combos: Englands 'Quintessence'. Weil die eben nicht nur Klaus-Schulze-mäßig ein wenig auf dem Synthie fiepten, bzw. Georg-Deuter-artig in wattige Esoterik diffundierten oder ziellos auf der Sitar klimperten, was ja später alles prompt uschi-obermaier-mäßig mit blanken Titten auf dem Boulevard, im Yoga-Studio für frustrierte Zahnarztgattinnen oder im großen Langhans-Gefasel folgerichtig endete.
Quintessence glänzten dagegen durch wirkliche Musikalität, vor allem durch einen grandiosen Sänger und einen begnadeten Flötisten, so dass ich all das religiös aufgeladene Räucherstäbchen-Brimborium schlicht zu ignorieren vermochte. Bei der folgenden Hymne beachte der geneigte Zuhörer den Übergang ab 1:51 min:
02
Juli
Prog-Rock (4)
Es ist ein Mythos, dass der Prog-Rock textlastig gewesen sei, und ständig von Elfen, Propheten und Märchenländern daherfaselte. Es ging auch ganz ohne Worte. Was allerdings nahezu zwingend den Soundtepich bemusterte, das war eine aufgemotzte Hammond-B3-Orgel, am besten mit rotierenden Leslie-Lautsprechern, die dann diesen flirrenden, sirrenden Sound der Zeit erzeugten. Wie in diesem Beispiel aus dem Großreich der zu Unrecht Vergessenen:
29
Juni
Prog-Rock (3)
Die einzige Band, der ich je aus Begeisterung hinterherreiste, war die Kölner Band 'Can' in den 70iger Jahren. Mit Malcolm Mooney am Mikrofon, einem schwarzen Sänger und bildenden Künstler, der auf Anraten seines Psychiaters urplötzlich die Band verließ, und damit auch das geistesverstörende Hippie-Umfeld von Psychedelia und sexueller Libertinage. Er wurde durch den ebenso kongenialen Damo Suzuki ersetzt, einen japanischen Straßenmusiker, den die Band, dem Mythos zufolge, an irgendeiner Münchner Straßenbahnhaltestelle auflas. Am Schlagzeug hockte Jaki Liebezeit, eines der Präzisionswunder der Pop-Musik, Holger Czukai schlug sich mit dem Bass seitwärts durchs Lydische, Mixolydische bis tief ins Orientalische hinein, Irmin Schmidt drückte alles an sein Herz, was Tasten und Elektronik hatte, und Michael Karoli zupfte in maximaler Distanz zum Blues die coolste und minimalistischste Gitarre, die damals für Geld zu hören war. Hier eine Aufnahme noch in 'Erstbesetzung', also mit Malcolm Mooney:
'Can' ist heute Kult für jene Bands, die sich selbst für 'prog of the prog' halten. Die folgende Radiohead-Cover-Version des gleichen Can-Titels zeigt aber klar, woran es ihnen allen mangelt: Etwas Weinerliches hat bei diesen Bands aus Emo-Posern in den Song Einzug gehalten, wo zuvor gewebt wurde, wird jetzt gebreit, aus Klangtepppichen wird allzu oft Getöse, was wiederum jeden Vergleich mit Can zu einem Treppenwitz der Rockgeschichte macht. Sie können an ihren Vorbildern einfach nicht klingeln:
26
Juni
Prog-Rock (2)
'The Green Manalishi' ist der unbestritten 'weirdeste' Titel von Fleetwood Mac - und Peter Green's Schwanengesang dazu. Später sagte der damalige Kopf der Mac, nachts und 'unter Einfluss' sei ihm beim Anblick eines Greenbacks, einer Dollarnote also, ein riesiger grüner Hund erschienen, was ihn zu diesem Song über den verderblichen Einfluss des Geldes inspiriert habe: "Making me do things I don't want to do ...". Nach seinem Ausstieg unmittelbar danach gingen seine verbliebenen Buddies aus der Band prompt den Green-Manalishi-Way, den Weg des Geldes, mit harmlosen Pop-Liedchen, die ebenso verkäuflich, wie nervig und geschmackstötend waren. Millionen von Fliegen ...
Anmerkung: Wer eine glänzende Parodie auf die späten Fleetwood Mac in ihrer Verfallsphase hören will, dem sei Camper van Beethoven empfohlen: Die nahmen das vorgebliche Mac-Meisterwerk 'Tusk' kongenial und Note für Note auseinander. Erwartbares Resultat: blankes Trallala, Kinderliedchen und Schützenfest-Mucke mit Stromgitarren.
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