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13
Juli
Dusseliger dank Rechtschreibreform
Trotz oder wegen der Rechtsschreibreform, die doch angeblich alles leichter und lockerer machen sollte, haben deutsche Kinder immer mehr Probleme mit der Rechtschreibung. Drei Viertel der Kinder, welche die Schule verließen, seien heute Legastheniker, sagt der Leiter einer Studie des Max-Planck-Instituts.


Hier spricht Ihr örtlicher Sprach-Scherriph!

Und wer von diesen kommunikationsunfähigen Dösbaddeln bezahlt meine Rente?

 
 
Neue Medien - alte Phrasen
"Wenn du ein Adjektiv erwischst, bring es um!", forderte einst Mark Twain. So weit würde ich nicht gehen, aber die "stehenden Adjektive", die mit ihrem angetrauten Hauptwort schon Goldene Hochzeit feiern, die zumindest sollten wir standrechtlich erschießen:

In erster Linie ist natürlich die PR-Szene voll davon - bei ihren "kompetenten" Dienstleistungen, der "transparenten" Unternehmenskommunikation oder den "neuesten" Entwicklungen erübrigt sich jeder Einzelnachweis. Das fällt allen Tanja-Anjas einfach so in den Schoß.

Aber wirklich gefeit ist niemand: Da drückt die gesellschaftliche Verantwortung, die begeisterten Marktwirtschaftler klopfen sich auf die Schultern, ein einfacher Bürger spukt durch die Zeilen oder die fetten Karpfen schnappen nach Luft. Das Phänomen ist buchstäblich überall.

"Wo ist dein Problem?", könnte vielleicht jemand sagen. "Mein Problem ist die Phrase, die daraus resultiert", würde ich ihm antworten: "Und zwar nicht deshalb, weil es eine Phrase ist, sondern weil sie Leser aus dem Text vergrault. Jedes Fett im Text wirkt so wie Körperfett am Badestrand: Den Leser ekelt's, seine Augen wandern ab, er sucht etwas Reizenderes, das seine Aufmerksamkeit erneut fesselt. Findet er nichts, ist er weg."



Schenken wir uns also die "abgedroschenen" Phrasen - den "schnellen" Sportwagen, das "weltweite" Netz, die "attraktiven" Konditionen, die "verarmten" Massen, das "andere" Geschlecht, die "unabhängigen" Medien, den "blutigen" Krieg - und probieren wir's, wenn wir den Adjektiv-Entzug schon nicht durchstehen, zumindest mal mit schrägen Neukombinationen, welche die Aufmerksamkeit des treuen ähh flüchtigen promisken Lesers wirklich fesseln.

 
 
Was aber ist der Journalist, dass er sich aufspielt?
In seinem Roman Morbus Fonticuli gibt Frank Schulz aus leidvoller Erfahrung Einblicke in die Lebenswirklichkeit deutscher Journalisten, meilenweit entfernt vom mystifizierten Leben an der Seite der Mächtigen, wie bei den wenigen Edelfedern , die sich die deutschen Zeitungsverleger des Renomées wegen (noch?) gönnen. Wo dann "selbst Günter Jauch ins Plaudern kommt". Merken die eigentlich noch was?

Hier also die Ansprache des Chefredakteurs Eugen von Groblock an seine neue Praktikantin:

"ELBE ECHO ist nichts weiter als ein Produkt, ja?, um Profit zu machen. Im Prinzip so überflüssig wie'n Lachsack. Nicht daß du hier investigativen Journalismus zu erlernen hoffst. ELBE ECHO ist Friedland. 'n Durchgangslager, ja? Bestenfalls 'n ausgeleiertes Sprungbrett. Die Finkenwerder wickeln ihre Bücklinge darin ein, ja? Kein normalbegabter Mensch liest unser Witzblatt. Ich jedenfalls werd' nicht mehr lange bleiben. - Unsere Auflage beträgt, einschließlich Altem Land und Nordheide, um die 200.000 Exemplare. Es handelt sich um ein Anzeigenblatt. Das heißt, wir finanzieren uns ausschließlich durch die Annoncen der Koofmichs und Krämerseelen unseres Verbreitungsgebietes. Deswegen sind Bart Bartelsen und Hasy Braune und ihre Helferlein hier die Stars, ja? Nej? Wir nicht. Wir sind ephemere Büttel. Wir sind die Souffleure für die wöchentliche Seifenoper unserer Leser. Wir machen nur deshalb 32 bis 40 Seiten voll, damit die Akquisiteure was anzubieten haben, Bart und Hasy müssen wenigstens behaupten können, es stünden brisante und kurzweilige Geschichten drin, damit der königliche Kunde auch glaubt, daß das freche Freizeitmagazin gelesen wird.


Investigatives von der Süderelbe

(...) Das Blättchen enthält verschiedene Rubriken. "Süderelbe aktuell": sagen wir, Reportage über die Explosion einer Bockwurst in Nincop. Nej? "Süderelbe persönlich": Porträts lokaler Persönlichkeiten wie zum Beispiel des Vorsitzenden vom Hühnerverein Fischbek. "Süderelbe sportiv": Porträts etwa vom Club Kalt duschen e.V. "Süderelbe sieht fern": komplettes Glotzenprogramm mit ironischen Inhaltsangaben von Spielfilmen. "Süderelbe Terminkalender", "Frage der Woche", "Stein des Anstoßes". Und so weiter, nej? Fünfzig Prozent des Textaufkommens bestehen aus sogenannten PRs - hemmungslos zusammengelogenen Lobhudeleien über Geschäftseröffnungen, -neueröffnungen, -renovierungen etc., zumeist billige Köder für Neukunden der Akquisiteure, ja? Und aus sogenannten Sonderseiten, Hoheliedern auf den Spätkapitalismus in Form von spezialthemenzentrierten Berichten oder Artikeln über Einkaufszentren. Nej? - Und zu unserem persönlichen Vergnügen bzw. um uns bei der Stange zu halten - oder, offen gesagt, wir wissen gar nicht warum -, toleriert unsere sehr geehrte Frau Schröder in der Rubrik "Süderelbe kulturell" auch Filmkritiken und Buchrezensionen, Glossen und Satiren progressiver Provenienz."
Frank Schulz: Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien. S. 162 ff

Schon klar, dass Groblock den Absprung erst sehr spät findet. Und ich weiß endlich, wie der Qualitätsjournalismus funktioniert, von dem die deutsche Verlegerschaft so viel Rühmens macht. Weshalb, glaubt der "Print" noch mal, laufen ihnen die Leser weg?

 
 
Syd Barrett ist tot ...
... das wollte ich angesichts der allgemeinen Ignoranz ringsum nur mal erwähnt haben. Und David Gilmour wiederum war der Tod der Musik bei Pink Floyd.


Schwanengesang: A Saucerful of Secrets
- Syd Barrett ein letztes Mal "Floyd"


Now - set the controls for the heart of the sun ...

 
 
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