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26
Juli
Diskurs der Besserwisser
Bei Robert Misik heute in der taz kriegen alle ihr Fett weg - ob Friedensfreunde und Neocons, Antiimperialisten und Antideutsche. Er nutzt die Diskussion über den Libanonkrieg zu einem Rundumschlag gegen unsere versaute Diskurskultur.

Weil der Text über den Hautgout der Vorurteile aller Seiten so bitter nötig ist, deswegen verlink ich ihn hier. Ad usum delphini ...

 
 
Götterdämmerung?
Die Prominenz kommt einfach nicht mehr nach Bayreuth. Was ist mit der deutschen Nibelungentreue? Erlebt das Wagalaweia samt Jotoho sein verdientes Armageddon?


Schön deutsch: das größte Wagnerdenkmal in der Welt

 
 
Sprachmusik
Unsere Kindheit war angefüllt mit zahllosen Rhythmisierungen, Reimspielen und Wiederholungen: «Hoppe, Hoppe, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er …», «Hänschen klein, ging allein ...». Über Doppelungen, Reime und Alliterationen (gleichlautende Silbenanfänge) erlernten wir im Brabbelalter jene Silben und Vokale, die irgendwann auch die Dinge benennen: »Wauwau«, »Mama«, »Pipi«, »AA«, »Ei, ei«, »guckguck«.

Alle Lütten murmeln solche Silben selbstvergessen vor sich hin, auch dann, wenn weit und breit kein Zuhörer zu finden ist. Das Repetieren gleicher An- und Endlaute wie auch wiederkehrender rhythmischer Strukturen ist mit einem tiefen Gefühl des Wohlbehagens verbunden: Menschen lernen sprechen, weil ihnen der Vorgang des Sprechens angenehm ist. Das wiederum ist der Fall, sobald bestimmte "musikalische Formen" vorliegen. Da aber alles Lesen immer "ein inneres Sich-Vorsprechen" ist, gelten diese Lautgesetze auch dann, wenn Texte nicht laut gesprochen werden.

Später, als wir selbst lesen konnten, kam die Märchenzeit, die sich auch mit zahllosen musikalischen Formeln in unser Gehirn einbrannte: «Oh Fallada, der du hangest, oh Fallada, der du bangest ...», «Timpe Timpe Timpe Tee, Fischlein, Fischlein, in der See ...», «Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden ...».


Das Märchen von der Unwichtigkeit der Märchen

Was dieser Ausflug in die Sprachentwicklung mit uns Erwachsenen zu tun hat, die wir doch solch Wortgeklingel gar nicht mehr nötig haben? - Gegenfrage: Warum tragen im Fernsehen zahllose Sendungen, die auf "Quote" schielen, "alliterate" Titel, die mit dem gleichen Anlaut beginnen? »Bios Bahnhof«, »Titel Thesen Temperamente«, »Der Siebte Sinn«, »Tagesthemen«, »Kennen Sie Kino«, »Sterns Stunde« usw.? Warum reden wir selbst unwillkürlich in Doppelungen am Beginn oder am Ende unserer Worte: »ohne Rast und Ruh«, »mit Sack und Pack«, »Herr und Hund«, »Schimpf und Schande«, »Eile mit Weile«, »mehr Schein als Sein«, »dumm und dämlich«?

Auch unter Erwachsenen sind es musikalische Resonanzen, die uns sprachliche Formeln als angenehm und zugleich als einprägsam erleben lassen. Anders gewendet: Sobald wir – neben allem Inhalt und aller argumentativen Sinngebung unseres Textes – ihn musikalisch und klanglich malerisch gestalten, dürfen wir hoffen, für unser Interesse mehr Aufmerksamkeit, mehr Wohlwollen und mehr Erinnerung an das Gesagte zu finden.

Uninteressant? Finde ich nicht ...


Der Menschenfänger von Hameln

 
 
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