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11
Juli
Ich hab' ihn! ...
Präsentation gewonnen, ein weiterer Neukunde in Sicht, dessenthalben zum Antiquar geradelt und zugeschlagen: 13 Bände Ferdinand Lassalle in der Erstausgabe 1919 ff, hg. von Eduard Bernstein. Die Bände zum Teil noch ungeöffnet, die Lesebändchen noch eingeschlagen.

Ich stelle mir vor, dass diese Ausgabe mal einem Bremer SPD-Senator gehörte: Dort musste Lassalle natürlich neben Bebel und Willi Brandt im Regal stramm stehen, aber ansonsten hatte der Besitzer das mit dem Lesen nicht so. SPD-Bezirksversammlungen mit anschließendem Skatspiel, Einweihungen, Parteitage und die Vorbereitung der Schaffermahlzeit füllten sein Leben restlos aus. Der Sohn brauchte den "alten Staubfänger" auch nicht, denn der hat BWL studiert und mit Pappas komischer SPD und gar mit dem sozialen Denken nichts mehr am Hut.



Jetzt also habe ich die gesammelten Werke dieses begnadetsten Demagogen, den die Deutschen je hatten - eine einzige große Schule der Argumentation. Denn wie dieser "rotzfreche Judenbengel" mitten in Preußens finsterster Reaktionszeit allen Richtern, Staatsanwälten und vorgeblich fortschrittlichen Fabrikanten öffentlich ihren eigenen Bullshit zurück ins Maul stopft, immer eiskalt und souverän trotz drohender Zuchthausstrafen, daran konnten Schreibtischpupser und Exilanten wie Engels und Marx nie auch nur annähernd klingeln.

Hinzu kommt ein glücklich ausuferndes Liebesleben, wo am Schluss ein schnaubender Vater einen rumänischen Desperado mietet, der dem Lassalle in Genf beim provozierten Duell buchstäblich die Eier wegschießt. Daran stirbt diese grandiose Opera-Buffa-Gestalt der deutschen Arbeiterbewegung - leider, leider viel zu früh. Obwohl die Art des Todes schon passt ...

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