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20
Juli
Galoppierender Qualitätsjournalismus
Auch bei uns im Norden fahren die deutschen Verleger mit ihrer Offensive für mehr Qualitätsjournalismus unbeirrt fort. Der Weser-Kurier, Bremens lokaler Pressemonopolist, setzt in der benachbarten Lokalredaktion von Delmenhorst künftig eine Leiharbeitsfirma ein statt ausgebildeter Journalisten, die dem Verleger aber, wie er versichert, weiterhin (zu) teuer bleiben. Die Konkurrenz von der Oldenburger Nordwest Zeitung lässt sich auch nicht lumpen - und schickt 30 Redakteure und Volontäre an die Front der Berichterstattung, die künftig in einer Leiharbeitsredaktion kaum Kosten verursachen, dafür aber viel Arbeit bewältigen werden. Derweil analysiert der DJV brav die neuen Berufsstrukturen, wo ein fleißiger Schreiber, wenn er rastlos am Ball bleibt, auf satte 13.570 Euro im Jahr kommen kann. Brutto wie netto. Wenn er sich sonst rein gar nichts gönnt, schon gar nicht Reise, Ruhe oder Familie, hat er so nach drei oder vier Jahren das Geld für einen höchst gebrauchten Mittelklassewagen zusammen. Kurzum - Journalismus ist und bleibt ein Beruf mit einer weit offenen Zukunft.

Wir Leser aber freuen uns, dass unter diesen Umständen der deutsche Journalismus immer "gehaltsärmer", dafür aber qualitativ von Tag zu Tag immer outgesourcter wird. Erste Offshore-Lösungen dürften nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das sind nur einige von vielen Gründen, weshalb wir bloggen - statt zu abonnieren.

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Leiharbeitsredaktion!
...wie wärs mit Sklaven-Galeere? Und "Rent-a-Blogger" lauert sicher auch bereits um die Ecke. Oder gibts das schon?
 
So ist das in einer Informationsgesellschaft. Ihr Rohstoff wird immer billiger. Zum Schluss ist er so billig wie eine Straßennutte. So sieht er dann auch aus.

"Rent-a-Blogger" gibt's als Geschäftsidee schon, heißt aber meist Blogsitting.
 
Die Liste wird lang und länger.
 
Das Versagen der Presse beantwortet das Publikum am effektivsten, indem es sich der Presse versagt.
 
Karl Kraus' Lied von der Presse...:
Im Anfang war die Presse
und dann erschien die Welt.
Im eigenen Interesse
hat sie sich uns gesellt.
Nach unserer Vorbereitung
sieht Gott, daß es gelingt,
und so die Welt zur Zeitung
er bringt [...]
Sie lesen, was erschienen,
sie denken, was man meint.
Noch mehr läßt sich verdienen,
wenn etwas nicht erscheint.....
 
wobei man die künstlersozialkasse auch als mittel zur umverteilung verstehen kann: das, was beim normal sozialversicherungspflichtigen der arbeitgeberbeitrag ist, bezahlt bei der ksv der steuerzahler.

mal daran denken, wenn wieder einmal einer unserer pressemagnaten ein museum eröffnet, dann jubelt doch alles und überschlägt sich, anstatt zu fragen, woher das geld kommt und auf wessen kosten es vereinnahmt wurde.
blogoscoop