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30
Juli
Blog 0.0
Wie man ohne Arbeit am Text zu Traffic kommen könnte, darum drehen sich viele Diskussionen in Blogville - vornehmlich im Business-Bereich. Aus Marketing-Sicht ist das Gelächter darüber wohl bei amardi am lautesten in der deutschen Blogosphäre, vermutlich deshalb, weil dieser Mann schon etwas älter ist, selbst aus dem Marketing kommt und eben nicht aus der PR-esse, die für das meiste Ballyhoo derzeit verantwortlich zeichnet. Doch unverdrossen wird weiter an Klickwüsten gestrickt, die nur nach einem Kriterium beurteilt werden, nach ihrem Ranking bei Google, Blogscout, Technorati oder what so ever, nicht nach dem, was sie faktisch bewirken an Umsatz, Umdenken, Image oder was immer durch diese Kommunikation erzeugt werden soll.
Als ein Beispiel für diesen - in meinen Augen - notwendigerweise wirkungslosen Ansatz, soll hier das Blog von Peter Turi dienen. Es hätte aber auch genug andere treffen können. Unter dem visuellen Banner von "Sex Sells" posten dort der ehemalige Kress-Report-er und einige andere zu Business-Blog-Themen, wobei sie die weit offene literarische Flanke ihres Handwerks mit einigen bunt gemischten Tucholsky-Zitaten abdecken zu können meinen. No medium: My message is the massage Nehmen wir einfach mal diese Geschichte von Eric Gubitz aus Turis Blog: Noch nie war es leichter, eine prall gefüllte Website zu bauen - den wundersamen Schnittstellen APIs sei Dank. Wie wäre es mit einem Finnland-Reiseführer inklusive Ortsplänen, Fotos aus Lappland und dazugehörigen Lexikoneinträgen? Oder soll es eine Community sein mit Bewertungssystem für Nachtschwärmer und der Routennavigation fürs Handy? Kein Problem - API heißt die Lösung. In dunklen Webeinsnullzeiten waren solche Vorhaben WIRKLICH aufwändig. Während teure Programmierer die Funktionen programmierten, füllten billige Inder Kartenschnipsel in Datenbanken. Am Ende waren die Kassen leer und die Nerven des Internet-Pioniers erschöpft. Tja, heute stehen alle dafür notwendigen Inhalte und Funktionen live und kostenlos bei Google, Flickr & Co zur Abholung bereit. Jeder Webmacher darf die Datenbanken der großen Internetplayer direkt anzapfen und beliebig kombinieren. Und die Zugänge zu solchem Contentreichtum heißen APIs (engl. application programming interface, deutsch: Schnittstelle zur Anwendungsprogrammierung) und sind jeweils das technische Regelwerk, mit der Programmierer die Schätze heben kann. Es lebe das => Web2.0: Hinter einer kreativen Webseite muss also nicht mehr unbedingt ein genialer Programmierer sitzen - im Grunde reicht es, die APIs zu verstehen und damit die Inhalte der Bigplayer frisch und kreativ zu re-mixen. Ebenso wie Popstars schon lange keine Noten mehr lesen müssen. Ein Hip-Hop-Musiker kann schon einen Hit landen, wenn er gerade mal seinen Sampler und die Soundsoftware ordentlich bedienen kann. Er muss halt etwas von Marketing verstehen... Der Begriff API ist übrigens weder neu noch webzweinullig: Schon immer wurde Hardware und Software über APIs gesteuert. Ohne BIOS hätte das Betriebssystem keine Chance, den Computer zu steuern, und ohne offene Microsoft- oder Sony-APIs könnte niemand ein Spiel für Windows oder die PlayStation 2 entwickeln. Noch ein paar Infos am Rande: Gerne verwendet wird der Begriff zusammen mit „mashup“, was die Mix-Arbeit des Web-DJ bezeichnen soll. Und: Zur Gattung der APIs gehören neben den derzeit bekannten Schnittstellen von Google, Yahoo, Filckr:, Amazon und eBay auch alle Webservices, SOAP und DirectX. Ich habe diesen Text deshalb etwas ausführlicher zitiert, weil er eine bestimmte Einstellung dieser Business-Blogger illustriert: Die Vorstellung nämlich, man käme ganz ohne Schreiber aus. Aller Inhalt dieser Welt muss nur noch wie im Hiphop "re-mixt" werden, es kommt nichts Neues, das Alte wird nur noch in scheinbar neuer Gestalt bis in alle Ewigkeit recycelt. Dieser Text will uns weismachen, man müsse sich nur allerlei "Content" aus dem Internet zusammenklauen, die technische Lösung, die APIs, würden den eigentlichen kreativen Part übernehmen, und die Story zusammenbasteln nach dem Motto: Schnippschnapp hier und Ratzfatz da - und fertig ist der Blog-Artikel, für den der Kunde dann viel Geld bezahlt, für das man sich das weiße Marschierpulver besorgen kann, während der Text massenhaft Klickrate generiert, weil die Kunden seinen nahezu identischen Vorgänger ja auch angeklickt haben. Jeder Gedanke an Entwicklung und Innovation ist in diesem technikgläubigen Elaborat ausgeklammert: Web 2.0 ist demnach das neue Sterntaler-Universum für Text-Arme, das glücklicherweise genau so funktionieren soll wie das alte. Und diese Business-Blogs tradieren dabei ein Menschenbild, dass es die Sau graust. Die PR-Szene: Klon-Schafe schauen dich an Ich weiß ja nicht, ob diesen Bullshit viele Leute glauben, zugunsten der Menschheit möchte ich annehmen, sie tun es nicht. Das Lächerliche aber daran ist, dass zumindest viele innovationsverlegene Marketer mal wieder auf die Windbeutel und Fuzzy-Logiker von der PR-Front hereinfallen werden, allein schon, um ihre gewohnten Vorstellungen vom Marketing 1.0 in die Verlängerung zu retten. In kürzester Frist ist das Interesse dann wieder ruckzuck tot, die Turis dieser Welt haben's wieder mal geschafft und sie müssen mit dem (un-)verdienten Geld nur noch die Dürreperiode bis zur nächsten Morgenluft-Saison überbrücken - und in der Blogosphäre zieht endlich wieder Ruhe ein. Um es mit dem ach so beliebten Tucholsky zu sagen: "Ja, vom Kopf zur Schreibmaschine ist a long way." Nachtrag: Die Diva hat ihr Blog jetzt so lange geschlossen, bis genügend flehentliche Bitten um Wiedereröffnung von den Verehrern eingegangen sind. Auch ich will mich da nicht lumpen lassen: "Ach Gottchen, was ist das alles schröcklich, nej!"
polissilop
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Das idiotische am...
..."Inhalte-Remixed-Konzept" ist die gnadenlose Ausbeutung, Verblödung und Talentverschleuderung von jungen Schreibtalenten. Die kurzfristigen Profiteure sind oben zutreffend beschrieben.
chat atkins
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Mit Teer und Federn ließen sich einst im Wilden Westen gegen Quacksalberei zufriedenstellende Wirkungen erzielen.
Das Problem bei solchen Internet-Turi-sten ist wohl, sie wollen sich immer nur die bekannten Sehenswürdigkeiten anschauen, Fotos machen, schnell weiter ziehen. Dann glauben sie, sie hätten halb Europa in 3 Tagen "kennen gelernt".
Das es da sehr viele Gassen, Winkel und Eckchen gibt, übersehen sie glatt. Und das die Einheimischen nicht davon leben Tand an Durchreisende zu verkaufen oder ihnen in optimierten Trachten Wurscht und Bier zu kredenzen, wissen sie gar nicht. Lassen wir sie besser in den Glauben sie hätten halb Europa in 3 Tagen kennen gelernt. Vielleicht ziehen sie dann einfach weiter und nächstes Jahr fallen sie in Ost-Sibirien ein. Wenn wir allerdings viel Pech haben, werden sie jede traumhaft schöne Bucht mit Betonburgen zupflastern, die sich schon während der Bauphase als Bauruine herausstellen.
chat atkins
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Trotzdem sollten es sich Schreiber angewöhnen, ihre bevorzugte Suchmaschine mit einer Funktion für die automatische Rechnungserstellung zu verknüpfen. Damit die Jungs mit den weißen Ringen um die Nasenlöcher nicht zu übermütig werden ...
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