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28
August
In einen muslimischen Bürgerkrieg ...
... sollten wir uns nicht einmischen, denn zu einem solchen Religionskrieg ist der Kampf in Syrien längst mutiert. Auf der - grob gesagt - 'schiitischen Seite' haben wir den Iran, Assads Alewiten, die Hizbullah, die Regierung des Irak und neuerdings wieder - religiös allerdings ein wenig deviant - die Hamas im Gaza-Streifen, die formal ja eher zu den Sunniten zählt. Aber seit ihr Mursi weg ist ... Dazu gibt's dann noch die Chinesen und die Russen, die sind aber aus ökonomischen und geostrategischen Interessen engagiert. Auf der anderen, auf der 'sunnitischen Seite' finden wir dann Al Qaida, Wahhabiten, Saudi-Arabien, die Emirate, die Türkei, die jemenitischen Banden, den Sudan, die Aufständischen in Syrien, die längst zwischen allen Stühlen sitzen, und zum Teil auch noch die Kurden, die aber eigene Brötchen backen. Dazu die üblichen Verdächtigen, also La France, John Bull und Uncle Sam. Den Trotteln von der PI sei also gesagt: DEN Islam gibt es gar nicht ...

Was sollten also auch noch die anderen Europäer in dem Kuddelmuddel? Diesen Krieg müssen diese islamischen Sekten unter sich selbst austragen, vielleicht lernen sie ja was daraus. Die Bartholomäusnacht hatte bei uns ja damals auch eine gewisse Aufklärungswirkung in Hinsicht auf religiöse Fanatiker.

Das einzige Argument, das ich bereit wäre, zu diskutieren, besteht darin, dass dort eine der teuflischsten Kriegswaffen, nämlich Giftgas, zum Einsatz kam. Dank Sarin erstickst du zwei, drei Tage vor dich hin, bevor du endlich sterben darfst. Giftgas war 100 Jahre lang ein ziemliches Tabu, selbst Hitler oder Stalin setzten es nicht ein. Wollte also jemand diesen großen Tabubruch hart sanktionieren, damit zumindest der nicht noch mehr Nachahmer findet, dann hätte der für seine Motive mein Verständnis. Aber auch nur für die Motive ...

Aber einen Assad und potentielle Nachahmer beeindruckt man doch nicht, indem man jetzt zwei Tage Bömbchen wirft ... das schafft keinen Frieden und rettet auch kein syrisches Kind. Trocken oder nass - halbnass geht nicht.

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Assad? Glaube ich nicht.
Vorab: Ich war einige Male in Syrien, die Zerstörung Aleppos bricht mir das Herz.

Zum angeblichen Giftgaseinsatz von Assad: Das kann doch niemand ernsthaft glauben - was soll der damit gewinnen? Die Lage ist zur Zeit relativ unter Kontrolle, wohl auch dank irregulärer iranischer Truppen. Warum soll er ausgerechnet jetzt Giftgas einsetzen? Hierzu also vollste Zustimmung zu fefes Kommentar blog.fefe.de/?ts=ace502dd

Nein, das passt alles nicht zusammen. Und wenn ich dann wieder von "roter Linie", UN-Inspektoren (wird sich bald einer davon umbringen?) und amerikanischen Geheimdiensten lese, dann habe ich ein fettes déjà-vu. Fehlt nur noch Westerwelle, der "not convinced" ist.

Viel schlimmer jedoch ist - mal wieder - die komplette deutsche Kriegsjournaille. Einmal der Frage nachgehen, warum, ob wirklich Assad Giftgas einsetzt? Ob es auch anders sein könnte? Ob das so zusammenpasst? Ob die amerikanischen Geheimdiensten - wie üblich - lügen? Nein. Die Atlantikbrücke steht. FAZ bis Süddeutsche, nichts gelernt aus dem Irakkrieg. Amerikanische Geheimdienste behaupten, die deutsche Drecksjournaille schreibt den dazu passenden Krieg herbei. Hoffentlich sind sie bald alle bankrott und arbeitslos. Elendes Gesindel.
 
Hardy - nach dem, was aufgefangene Gesprächsprotokolle nahelegen, haben sich beim Giftgas Militärs der zweiten syrischen Linie einfach selbständig gemacht. Die erste Linie sagte daraufhin 'Oops!' - was blieb ihr schon übrig? Und nun hat sie den Salat. Es war also vielleicht kein Plan von Assad, es geschah sogar gegen seinen Willen, es ist aber sehr wohl Assads Truppen zuzuordnen. So macht's denn auch Sinn. Diese Befehlsketten in arabischen Ländern - naja ...

Dass dieses Sarin von Assads Seite ausging, bezweifeln noch nicht einmal mehr der Iran oder China. Allenfalls 'Russia Today'. Die anderen sagen nur, dass ein Angriff des Westens die Region ins Chaos stürzen würde. Was ja durchaus möglich ist ... weswegen ich ja auch gegen eine Intervention bin, aber weiß Gott eben nicht aus humanitären Gründen.
 
"aufgefangene Gesprächsprotokolle"
Von wem aufgefangen - dem amerikanischem Geheimdienst? Der heute noch nicht den Uran aus Niger oder die ganzen Chemiewaffen Husseins gefunden hat? Oder die in Containern versteckten Anreicherungsanlagen?

Oder dem englischen Geheimdienst, der zwar halb Deutschland abhört, aber lieber einen englischen Waffeninspektor in dem Tod treibt als die Wahrheit zu berichten?

Ach nein, es kommt noch doller: der israelische!

http://www.theguardian.com/world/2013/aug/28/israeli-intelligence-intercepted-syria-chemical-talk

Und da Israel natürlich KEINERLEI Interesse in/an Syrien hat - die Golanhöhen sind nur eine kleine Verstimmung, ein außenpolitischer Rülpser sozusagen - wird das direkt zu 100% glaubhaft. Darf ich einen gemeinsamen Facepalm vorschlagen? http://www.mobypicture.com/user/badken/view/5902149

Und wer ernsthaft glaubt dass in einer Diktatur wie Syrien die zweite Linie an Giftgas kommt UND das gezielt einsetzt ohne Wissen der oberen Heeresleitung - ganz ehrlich: Du bist naiv.
(Sage ich Dir nach rund 10 Jahren Geschäft im Nahen und Mittleren Osten.)
 
Genauso naiv bist du, wenn du glaubst, die Rebellen würden mal eben mit einem Giftgas wie Sarin hantieren können, wie es diese Kanisterbildchen des syrischen Staatsfernsehens suggerieren. Der Umgang mit einem Kontaktgift wie Sarin ist eine hochdiffizile Angelegenheit, dazu brauchst du spezialisierte Labore, keine alchimistischen Mullah-Küchen ...

Es gibt Lug und Trug auf beiden Seiten - für mich angesichts der technologischen Probleme ist es am plausibelsten, dass der Assad-Gang da irgendetwas aus dem Ruder gelaufen ist. Vielleicht war es auch dem Baschar das Brüderchen ...
 
nönönö
"Genauso naiv bist du, wenn du glaubst, die Rebellen würden mal eben mit einem Giftgas wie Sarin hantieren können"

Wo habe ich das denn behauptet? Im Gegenteil - auch das ist eher unwahrscheinlich. Desertierte Truppenteile? Infiltrierte Einheiten aus dem Ausland? Ich weiß es nicht. Cui bono? Assad am allerwenigsten.

"für mich (...) ist es am plausibelsten, dass der Assad-Gang da irgendetwas aus dem Ruder gelaufen ist."

Höchst unwahrscheinlich. Der Krieg währt seit fast 2 Jahren, ohne dass "der Westen" eingegriffen hat. Für Assad läuft es kriegstechnisch zunehmend besser. Er hat am allermeisten Schaden von dieser Aktion. Und genau das weiß er auch, daher lässt der das schön sein.
 
Ich persönlich kann mir ja kaum vorstellen, dass der Tod durch Sarin so viel schrecklicher sein soll, als z.B. durch Bomben oder Kugeln in blutige Stücke gerissen zu werden...
Aber auf jeden Fall stünde es den zum "humanitären Militärschlag" bereiten Staaten sehr viel besser an, sich aus diesem Bürgerkrieg mit völlig unklaren Fronten herauszuhalten, ihre Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen und sie menschenwürdig unterzubringen.
 
also mal ehrlich
ich lese dich ja ganz gerne und ziemlich regelmäßig, aber was du zu vorder,- mittelasien, nahost, arabischer raum und so von dir gibst, ist mindestens hanebüchen. das sage ich dir jetzt mal ganz deutlich, weil es seit jahren nervt.
 
tja,
1+

bin exakt der gleichen Meinung wie groovex, möchte das hier :

http://www.washingtonpost.com/blogs/worldviews/wp/2013/08/26/the-middle-east-explained-in-one-sort-of-terrifying-chart/

noch reinwerfen und verbleibe,
nix für Ungut, Juttipat.
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