Sicher so'n ganz Linker, der ökonomisch gesehen von Tuten und Blasen keine Ahnung hat:

"Das Shareholder-Value-Globalisierungs-Gaunertum ... "

Dixit Peter Gauweiler (CSU)

Ich glaube, den Gauweiler habe ich zu ein paar wenigen Prozent zu verantworten. Vielleicht auch nur ein einzelnes Promille.

(aber die Geschichte ist es wert)

Hmm. Ich will zu später Stund keine langen Geschichten machen. Also ganz kurz: Ich habe mal, in meiner Jugend, eine Diskussionsveranstaltung mit dem Gauweiler besucht, und zwar mitten unter "seinen" Jungs. Er war gerade auf Tour durch verschiedene CDU-Kreisverbände.

Kurz erzählt. Er hielt einen Vortrag. Keine Reaktionen. Leib- und Magenthema: Innere Sicherheit. Die Linken. Und irgendwann nach einer Stunde rief ich ein paar Sachen dazwischen, die griff er an, es ging munter hin und her - und aus dem Vortrag entwickelte sich ein ziemlich guter Dialog.

Die ganzen CDU-Hornochsen um uns rum staunten Bauklötzer und guckten wie die Schafe, freilich, ohne auch nur einen Ton zu äußern - abgesehen von matten Beifall, wenn ihnen eine Pointe von Gauweiler gefallen hat.

Das ging dann rund zwei Stunden lang - und war für ihn ziemlich überraschend.

Ich war ziemlich jung (ich glaube 17), es war meine erste politische Partei-Versammlung, die ich jemals besucht hatte, und irgendwie hatte ich einen Bammel, dass Gauweiler (die stillen CDU-Hornochsen hatte ich nicht mehr auf der Rechnung) hinterher sauer sein könnte, weil ich ihm seinen Vortrag versaut habe.

Er kam nach dem Vortrag auf mich zu, zog mich in eine Ecke und sage, dass er mit mir reden wolle.

?

Er fing an zu strahlen: Das hätte ihm mal so richtig Spaß gemacht. Er hat sich überschwänglich bei mir bedankt (linste noch ein wenig in Richtung der CDU-Kreis-Hornochsen, ob die das Gespräch bemerken, aber die waren irgendwie wie tot). Er meinte, immer nur vor "denen" zu Reden sei ja sowas von laaaangweilig. Wochenlang reist er durch die Republik und immer sei das so wie "die da". Und er meinte, dass ich ihm nicht nur Spaß gemacht habe, sondern auch einigen Eindruck auf ihn gemacht hätte. Linke sind offenbar doch ein wenig anders, als er das gedacht hat.

Okay - realistisch gesehen war betrug mein Einfluss auf ihn nur etwa ein Promille eines Promilles. Aber für ihn, der damals als CDU-Hardliner durch die Republik rumkurvte, was das tatsächlich ein Riesenerlebnis, einmal auf einen Linken zu stoßen, der nicht borniert und im Sinne althergebrachter Raster argumentierte, sondern - für ihn - nachvollziehbar und überzeugend.

Es war bestimmt nur ein ganz kleines kleines Mosaik-Bausteinchen, aber mir fiel auf, dass er in den Folgejahren einerseits von seinen Hardliner-Urteilen abrückte und andererseits immer öfter den Austausch mit politischen Gegnern suchte.

Inzwischen ist Gauweiler ja fast schon ein Liberaler, und wenn er so weiter macht, überholt er sogar noch Attack-Geisler - und zwar nicht auf der rechten Spur.

Vielleicht hat das auch damit zu tun, für Leute wie Gauweiler (und auch andere Bürgerliche), dass ihnen das kommandotonhafte alles-für-die-Wirtschaft immer gründlicher aus dem Hals heraushängt. Die SPD hat den alten Schrecken verloren, und irgendwie entwickeln sie beim Älterwerden eine gewisse Nostalgie zur BRD der 80er Jahre, sowohl sozialökonomisch, als auch gesellschaftspolitisch.

Und plötzlich stehen diese konservativen Demokraten links.