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03
Juni
Was mich an den G8-Protesten stört ...
...: sie zementieren das Bild, dass hier am Ende acht Männeken (- ein Frauken, ich weiß -) doch noch die Welt regieren. Ein Bild, dass unsere Presse schon im Übermaß heraufbeschwört, obwohl sie's eigentlich besser wissen müsste. Da sitzen keine 'Masters of the Universe', diese Kaiser sind nackt. Es gibt keine politischen Supermächte, die nur ein wenig an den Strippen ziehen und schon passiert dies oder das. Selbst die USA sind ein Stein auf dem Brett anderer Spieler, die vermutlich selbst wiederum 'gespielt' werden. Anders ausgedrückt: Wer bewegt eigentlich einen Hedgefonds-Manager? Damit sind aber auch unilaterale Dämonien gegenüber 'Bush-County' von dunnemals. Und selbst 'der Westen' wird längst von 'dem Osten' gekontert ...

Das bisschen Randale dagegen: Wer jetzt Rostock sagt, muss auch Guantanamo und Abu Ghraib erwähnen. Abhilfe: Wer ein neues Spiel will, muss nicht die Figuren austauschen, sondern die Regeln ändern.


String Driven Thing.
Bild: stock.xchng 732745

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Und wer sind dann Ihrer Meinung nach diejenigen, welche die Strippen ziehen, mit denen Bush, Merkel und Co. gelenkt werden? Die Illuminaten, die Bilderberger, der Rat der 300 - oder gegen wen sollten sich die Demos richten: IWF, Federal Reserve, EZB? Komplexitätsfalle hin oder her, irgendwo muss man ja mal einen Nagel in die Wand kloppen...
 
Systeme steuern sich strikt selbst - sie sind sozusagen auto-kybernetisch, das Ergebnis zahlloser Einzelhandlungen, die sich strukturell verfestigt haben, weshalb sie auch als 'richtig' oder 'erfolgreich' gelten. Dabei haben sie realiter nur bis dahin überlebt.

Deswegen ja mein Hinweis, dass die Eigenwerte (Regeln) anzupassen wären, der Ansatz bei zufälligen Akteuren bewirkt nicht viel. Okay, Merkel sieht ein bisschen anders aus als der Schröder ...

Demos sind noch keine Handlungen, höchstens Ersatzhandlungen, mediale Inszenierungen halt ...
 
Das mit der Auto-Kybernetik
ist nicht ganz falsch, es verkennt aber, dass es wenige Individualhandlungen mit größerem Einfluss auf die systemischen Stellschrauben gibt und ein long tail von zahllosen Einzelhandlungen, die mehr in der Summe wirken als im Einzelfall.

Man muss kein durchgeknallter Konspirologe sein, um zu erkennen, dass die Drahtzieher auf den internationalen Kapitalmärkten diejenigen sind, die am meisten profitieren davon, dass das Spiel so läuft wie es läuft.

Auch verzerrt das Bild von der strukturellen Verfestigung die Realitäten. Das, was sich als System angeblich von selbst so herstellt, ist durch Regeln und Rahmenbedingungen doch schon sehr weit vorkonditioniert, dass es in der Tat nicht so den Riesenunterschied macht, ob da nun ein Schröder oder eine Merkel politisches Handeln simuliert.

Aber wo wären dann die eigentlichen Akteure zu suchen - und wo die Stellschrauben, an denen man drehen müsste, um das Spiel nachhaltig zum Besseren zu verändern?
 
Aber welches sind die Stellschrauben am System? Wird eine Heizungsanlage nun vom Wetter gesteuert, vom Thermostat, vom Konstrukteur oder vom Besitzer? Der 'eigentliche Akteur', wenn ich überhaupt einen benennen kann, ist im ökonomischen Bereich die menschliche 'Gier', wozu ich am Rande auch die 'Neu-Gier' zähle.

Bei Tom Wolfe gerät übrigens so ein angeblicher 'Drahtzieher' und Hedgefonds-Manager ins Räderwerk des Systems, das er zu lenken meinte, und schon sind die eigentlichen Drahtzieher im System der 'versoffene Journalist', der 'mafiöse Negerpolitiker', der 'zynische Bürgermeister vor der Wiederwahl' usw. ...
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