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10
Juni
Atheisten haben's besser:
Eins ist klar, nach seinem Tod kommt ein Atheist in die Hölle. Dort eingetroffen, liegt er dann den ganzen Tag am Strand unter Palmen. Ein leicht hinkender Oberkellner mit viel dienstfertiger Ironie in der Stimme bringt ihm auf die kleinste Handbewegung hin leckere Daiquiris und dicke Cohibas, der Mittagstisch ist reich gedeckt, abends geht es in die Luxus-Hütten des Ressorts, wo leicht geschürzte Damen ihn zu sportlicher Betätigung erwarten.

Nur eins stört unseren Atheisten dabei: Folgt er dem Strand am Bogen des türkisblauen Meeres entlang bis zum Ende der Bucht, dann beginnt dahinter eine schwefelstinkende und feurige Welt, in der die Menschen gesotten und gebraten werden. Muslime, Christen, Juden, Hindus, alle Konfessionen dieser Welt wild durcheinander, sie schreien, barmen und bereuen ihre Sünden, während dienstbare Geister des Etablissements sie mit glühenden Zangen zwicken und mit brennendem Öl übergießen.

Eines Tages, er platzt fast vor Neugier, hält es der Atheist nicht mehr aus: Er ruft den Oberkellner heran: "Sagen Sie, da in der nächsten Bucht, dieser seltsame Sado-Maso-Club, was passiert dort eigentlich?" Der Oberkellner lächelt feinsinnig und antwortet: "Ach, wissen Sie, diese Gäste erwarten das so."

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Auf
den Punkt gebracht! Besser kann es nicht erklärt werden.
 
Sind Sie sicher, dass es im Judentum das Konzept von Hölle gibt?
 
Nö - da bin ich mir ganz und gar nicht sicher. Auch im Buddhismus existiert "die Hölle" nur in der Androhung ewigen Lebens in wechselnden Metamorphosen. In diesem Text konkret ausgemalt habe ich eine sehr mittelalterlich-breughelhafte Hölle, die sicherlich auch nur wenig an die Djehenna der Muslime erinnern dürfte. Man kann es, wenn man konkret wird, eben nicht allen zugleich recht machen.

Mir ging es ja nicht um die konkrete Reproduktion der jeweiligen religiösen Straflager hinter der Schwelle des Todes, sondern darum, dass religiöse Erwartungen von Strafe oder einem Weiterleben nach dem Tod doch immer nur Projektionen von Lebendigen sind. Nach dem Prinzip einer "self fulfilling prophecy" erhält im Jenseits dann jeder das, was er befürchtet.

Nachtrag: Ob Juden nach Ansicht der Juden in die Hölle kommen. wäre ja auch unerheblich. Weil ihnen nach Ansicht aller christlichen Kirchenväter die Hölle gewiss ist. Weshalb sie dort auch zu finden sind. Oder wollen Sie etwa die Weisheit unserer Kirchenväter in Frage stellen? ;-)
 
Da Wissenslücken bei mir Juckreiz auslösen und der Teufel ein neugieriges Eichhörnchen ist, ließ mir die Frage keine Ruhe: Das Judentum hat sich erst spät von der Existenz der Hölle überzeugen lassen, aber es kennt das Konzept einer Hölle durchaus. Sagt jedenfalls die schlaue Wikipedia.
 
Wenn ich mich recht erinnere, hat sich der werte Donalphonso dazu einmal gegenteilig geäußert.
 
Nun ja, bei Wikipedia war viel von einem Buch Henoch die Rede. Außerdem gründen sich Christen genau so wie die Juden aufs Alte Testament, also auf eine Wurzel. Dass Don Alphonso das Judentum als eine Art von Aufklärung inszeniert, wobei er natürlich eine größtmögliche Distanz zu den ultraorthodoxen Schmachtlockenträgern an der Klagemauer ziehen muss, ist mir bekannt.

Bloß - was ist das denn in religiöser Hinsicht noch für ein Judentum, das von den gläubigen Juden völlig abstrahiert, die zumindest in Israel mehr und mehr die Mehrheit stellen?

MfG
 
MfG-Schreiber kommen garantiert in die Hölle, gleichgültig welcher Konfession sie angehören (oder eben nicht). ;-)
 
Gut, dass Sie nicht wissen, wofür "MfG" in meinem privaten Universum steht!

;-)
 
Ach so. Dann trage ich das schnell nach. Es gibt das theologische Konzept einer "Gehenna", die aber mehr einem Schattenreich entspricht, allenfalls bei manchen einem milden Purgatorium. Im frühen Judentum gibt es schlichtweg keine definierte Jenseitserwartung; das rabbinische Judentum der letzten 2000 Jahre dagegen ist eine dezidierte apokathastatische Religion, das heisst sie geht davon aus, dass der jüdische Mensch als ein Geschöpf Gottes nicht von ihm getrennt werden kann und immer Aufnahme findet, egal was er getan hat. Das ist im Übrigen auch der Grund, warum es im Judentum keine Atheisten oder vom Glauben Abgefallenen geben kann: Die heissen mummar le chol ha Torah kulah, grob übersetzt Spinner, die die mündliche und schriftliche Torah nicht verstanden haben. Ironischwerweise gibt es dann ein paar "chassidische" Sekten, die eigentlich der Definition dieser Abgfallenen entsprechen, die sich dann daraus selbst eine Hölle basteln. Dass der Mann, auf den sich die Strenggläubigen beziehen, Jehuda he Chassid aus Regensburg, die Existenz einer Hölle explizit verneint, macht die Sache´nochmal extra ironisch.
 
Ein graues Schattenreich und ähnliche Vorstellungen - das deutet auf griechische und alt-ägyptische Traditionen hin: Im Jenseits spielt die «Schuld» eines Menschen keine Rolle mehr, ob er gut oder böse war, das «Gericht» ist ganz allein eine diesseitige Angelegenheit der lebenden Menschen ...
 
Die Hölle gibt es offensichtlich mehr in den Köpfen der Atheisten als in denen der Protestanten, die nach moderner Auffassung glauben, alle kämen in den Himmel, wenn man so einmal den Bereich nennen will, in dem das ewige Leben sich ausbreitet. Eine Zusatzvorstellung besteht darin, daß jeder Mensch zumindest anfänglich seine eingeübte irdische Gesinnung fortsetzt, die Strafe für den Bösen also darin besteht, mit seiner Bosheit nichts mehr zu bewirken. Den Atheisten geht es nur schlecht, wenn sie auch noch Besserwisser gewesen sind und sich wegen ihrer Fehleinschätzung in den Arsch beißen.
 
Nee, nee, fragen Sie mal einen Islamisten oder einen Zeugen Jehovas, was mit den unzähligen Sündern passieren soll. Die Hölle befriedigt ganz atavistische Rachegelüste der im Leben zu kurz Gekommenen.

Dass jeder von sich gern glaubt, er käme in den Himmel, will ich gar nicht bestreiten. Das glaubte sogar ein Milosevic, ein Luther oder Philipp II. von sich. Notfalls hilft ein wenig Beten auf dem Sterbebett, meinen alle Pharisäer.

In den Arsch beißen konnte ich mir noch nie. Noch nicht einmal zu jener Zeit, als ich noch gelenkiger war.

Besserwisser sind eher auf Seite der Gläubigen zu finden, denn sie predigen von Dingen, von denen sie nach Lage der Dinge gar nichts wissen können: klassische Blender bzw. Selbstverblender ...

MfG
 
Für Islamisten mag das zutreffen, meinetwegen auch für Zeugen Jehovas oder Katholiken. Sie werden dann positiv überrascht sein, sich allenfalls über die ausbleibende Bestrafung der anderen ärgern. Auch der normale Atheist ohne Missionsdrang wird nur leicht verwundert sein.
 
Lesen Sie vielleicht mal Jeremias Gotthelf: Sie werden überrascht sein, wie protestantisch der Höllenglaube sein kann ...

MfG
 
Das mag sein. Protestanten haben wie Atheisten oftmals noch einen gewissen Zusatzglauben. Wie es wirklich ist, werden wir sehen. Oder auch nicht.
 
wobei atheisten diejenigen sind, die daran glauben, dass es keinen gott gibt.

die sind genauso zu bedauern wie die, die mit aller macht an ihren gott glauben wollen, und ihr höheres wesen auch noch beweisen können.

diejenigen, die der meinung sind, ein höheres wesen ist für den beschränkten wahrnehmungsapparat des menschen nicht zu erkennen, die frage kann deshalb auf sich beruhen gelassen werden, nennen sich agnostiker.
 
Ja ja, die Agnostiker - das sind die mit der "Hintertür", nicht wahr? Die in jedem Fall Recht gehabt haben werden. Opportunist ist der diesseitige Ausdruck dafür, glaube ich.
 
der agnostiker braucht keine hintertür, weil es ihm nicht darum geht, recht zu behalten, sondern vor dem tod zu leben.
 
Das ist richtig: Man soll sein eines Leben leben. "Als ob" man nur eines hätte oder "weil" man nur eines hat, das macht dann auch keinen großen Unterschied mehr.
 
Seit wann geht es einem Agnostiker mehr als anderen darum, vor dem Tod zu leben? Um wieviel mehr müßte dies der Atheist tun, der sogar sicher zu wissen meint, daß danach nichts mehr kommt. Oder sollte ihm das Leben am Arsch vorbeigehen, wenn mit dem Tod doch so und so alles verloren ist. Ja, ich weiß: Der Mensch lebt nicht nach seiner Erkenntnis, sondern zur Arterhaltung.
 
Das wäre dann die Haltung der Kyniker - das mit dem "Leben, das ihnen am Arsch vorbeirauscht".

Alles schon dagewesen - nil admirari. Das wiederum ist Horaz. In der Antike waren alle Denker trotz ihres umfangreichen Götterparks große Nihilisten. Und der Hades war für Fromme und Unfromme gleichermaßen unattraktiv. Es gab nur diese graue, dunkle Hölle, keinen Himmel. Die Belohnungsversprechen der beamteten Religionsvertreter kamen erst später.
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