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07
Februar
Selbst der Botho Strauß ...
... ist kein zeitloser Seher, sondern man auch bloß so'n zeitgebundener Schreiber wie ich und du und Müllers Kuh. Allerdings ein guter. In den frühen 90er-Jahren reaktivierte er den Kassandraton, damals, als der mediale Hupfdohlenzirkus unter bonschefarbenem Privat-TV-Geflacker die Republik übernahm:

"Die herrschende Klasse, die Medienschaffenden, sorgt für ein statisches Tableau. ... Medienwirtschaft erscheint von heute aus als unablösbarer Erwerbszweig; nichts, dass ihn je veralten und veröden lassen könnte wie andere Berufe. Vollendet anpassungsfähig und unabsehbar expansiv. Hier ein Fortkommen oder Berühmtheit zu erlangen, vom Studiogast zur Quoten-Fee, erfordert Unverfrorenheit als ein einziges Talent. Vielen scheint es mittlerweile angeboren: ganz kunstlos nur sie selbst zu sein und sich für nichts zu genieren." [aus: Die Fehler des Kopisten]

Damals erschien dieser Vormarsch des Stammes der Belanglosen noch unausweichlich - ein bekennender Konservativer wie Botho Strauß [einer im Wortsinn, nicht so'n CSU-Hallodri!] konnte allerdings das Internet in neuer Gestalt noch nicht auf dem Radar haben, vor allem, weil er sich fern aller Technik in die uckermärkische Pampa verkrochen hatte. Kurzum - dieses querulatorische Genie konnte nicht wissen, dass die halbseidenen Zirkusplünnen des neoliberalen Medienstadls schon bald vor lückenübersäten Rängen herumflattern würden. Denn Trottel spielen sich auf die Dauer nur vor Trotteln auf - was ja auch nur gerecht ist. Sogar zielgruppengerecht. Dank der Weite des Fluchtraums Internet geht die Intelligenz den Plappermäulern und Fransenlippen peu à peu immer mehr stiften. Genau diese fortschreitende Reduktion eines altmedialen Publikums zum Restpöbel konnte Botho Strauß damals nicht vorausahnen. Was uns wiederum zeigt, dass Propheten - wie auch Trend-Scouts - durchs lange Lagern nicht besser werden ...

wikimedia
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Das Nostradamus-Spiel: Ich sehe was, was du nichts siehst ...
Bild: GNU, wikimedia

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