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11
September
Hast recht, Lisa!
Knöllchen und Gammelfleisch
Mein Neffe besuchte vor einigen Wochen seinen Bruder, der in Norwegen lebt. Dort lieh er sich dessen Wagen und fuhr so, wie er es aus Deutschland gewohnt ist - nämlich exakt gemessene 73 km/h dort, wo nur 50 km/h erlaubt waren. Großspurig, wie er nun mal ist, sagte er zu seinem Bruder: "Schick' mir den Bon, wenn der eintrifft".
An diesem Sonnabend fiel er nun hintenüber: Umgerechnet 650 Euro soll er für diese "lässliche Sünde" berappen. Er müsse noch froh sein, hieß es aus Norwegen, dass es nicht 30 km/h zu viel gewesen wären. Dann nämlich wandere ein Fahrer in Norwegen für einige Wochen in den Knast - und zwar ohne jede Möglichkeit zur Bewährung. Jetzt muss man wissen, dass kaum ein anderes europäisches Land eine solch erträgliche Verkehrsunfallstatistik aufweist wie Norwegen. But now for something completely different:Am Wochenende, unmittelbar nach dem Gammelfleisch-Skandal, beglückte uns Verbraucherminister Horst Seehofer mit einem "13-Punkte-Maßnahmenkatalog", der den "Zehn-Punkte-Plan" vom Gammelfleisch-Skandal zuvor ablöst. Der war inzwischen veraltet, weil er schon aus dem Herbst 2005 stammte.In diesem nagelneuen 13-Punkte-Plan wird jetzt durchgegriffen, bis der Döner raucht: Unter anderem wird endlich ein "besseres Informations-Management" gefordert statt man bloß eines "besseren Informations-Flusses" wie im Plan zuvor. Die Strafen aber seien nach wie vor hoch genug, sagt Seehofer, da dürfe nicht dran gedeutelt werden: Wer tonnenweise Gammelfleisch auf den Markt bringt und damit locker einige Millionen verdient, den erwartet weiterhin eine ungeheure Höchststrafe von 20.000 Euro. Und sein Name darf auch nicht genannt werden, wegen des "Betriebsgeheimnisses", denn sonst würden uns die Chinesen das mit dem Gammelfleisch ja nachmachen. Horst, der Zauberer: Wo sich Gammelfleisch in Sitzfleisch verwandelt. Welche Parallelen ich jetzt ziehe, zwischen der norwegischen Verkehrsgerichtsbarkeit und dem deutschen Umgang mit diesen Giftmischern? Tscha ... ich wette, unser Döner schmeckt weiterhin besonders ranzig.
Das Wort zum Montag
Heute lassen wir mal den Schopenhauer übers Marketing und die Kommunikationswissenschaften herziehen:
"Um den Mangel an wirklichen Gedanken zu verbergen, machen manche sich einen imponierenden Apparat von langen, zusammengesetzten Wörtern, intrikaten Floskeln, unabsehbaren Perioden, neuen und unerhörten Ausdrücken, welches alles dann einen möglichst schwierigen und gelehrt klingenden Jargon abgibt. Jedoch sagen sie mit dem allen - nichts: man empfängt keine Gedanken, fühlt seine Einsicht nicht vermehrt." (SW 4, 196) Mag immerhin der Pöbel sich noch ferner mit der Willensfreiheit schleppen ... was kümmert das uns?
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