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12
Oktober
Live vom Deutschen Fernsehscheiß:
""Ich nehme diesen Preis nicht an. Ich gehöre nicht in diese Reihe", verkündete der 88-Jährige während der feierlichen Gala. Und er übte scharfe Kritik an den für den deutschen Fernsehpreis nominierten Produktionen. "Wenn dieser Preis mit Geld verbunden wäre, würde ich es zurück geben", so Reich-Ranicki, und weiter: "Ich finde es schlimm, dass ich das hier heute Abend erleben musste... diesen Blödsinn, den wir hier zu sehen bekommen haben". Nicht nur die ARD, RTL, Sat.1 und ZDF, die den Deutschen Fernsehpreis 1999 ins Leben gerufen haben wurden kritisiert. Auch Sender wie Arte und 3Sat seien heute nicht mehr das, was sie mal waren."

Schade, dass sich die meisten Menschen, solche Anfälle von Ehrlichkeit erst dann leisten, wenn sie im Leben fast alles schon hinter sich haben. Und wollten diese Macher in den TV-Anstalten nicht nur das Beste für all ihre 'Medienmenschen', die Produktioner, Drehbuchschreiber, Schauspielercliquen, Volksmusikanten, Scriptgirls, Dummsabbler, Mikrofonständer, Serieneinkäufer usw. ...?

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Vor allem die Anbiederung von arte an ein «breiteres» Publikum, Seifenopern und Schickeria-Tratsch, mit verursacht vom damaligen Präsidenten Jobst Plog als Quotenpropagandisten, auch die Pläne unserer Politiker, den Sender mit 3sat zusammenzulegen, hatte ich mehrfach lange und heftig kritisiert. Ich erntete Unverständnis. Nun, meine Name ist nicht Reich-Ranicki. Und ich liebte ihn auch nie, das möchte ich nicht behaupten. Doch für diesen Geifer aus seinem Munde ziehe ich meinen Hut. Alter hin oder her, er hat's wenigstens gesagt.

Aber was wird schon passieren? Die Karawane zieht weiter, und diejenigen, die's betrifft, haben ohnehin seinen Namen zum erstenmal gehört und werden sich weiterhin diese Giftmüllspritzen setzen, am liebsten achtundvierzig Stunden täglich. Da hilft es auch nichts, wenn die Chefin die Bildungspolitik zur Chefsache macht. Zumal sie damit was anderes meint.

Ich hoffe nur, daß es irgendwann und irgendwo eine Aufzeichnung des Auftritts von Reich-Ranicki gibt. Da könnte er noch so Gift und Galle spucken, in diesem Fall würde ich es mir gerne und komplett anschauen.
 
Uiuiui ...
Elke Heidenreich tritt nach - aber wie!

"Der Kritiker, der Spielverderber ist weg, nun ziehen wir unsere hirnlose Scheiße durch bis zum Schluss. Wo waren die Programmdirektoren und Intendanten in diesem Augenblick, warum kam keiner von ihnen auf die Bühne, um etwas zu sagen? Weil es verknöcherte Bürokarrieristen sind, die das Spontane längst verlernt haben, das Menschliche auch, Kultur schon sowieso. Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde. Ich schäme mich, ich entschuldige mich stellvertretend für alle Leidenden an diesen Zuständen, und derer sind auch in diesen verlotterten Sendern noch viele, bei Marcel Reich-Ranicki für diesen unwürdigen Abend. Ja, bitte nimm den Preis nicht an, jetzt nicht und nie. Lass dich nicht einlullen. Und rede nicht mit den Vertretern der Sender, es bringt nichts. Sie werden es nicht begreifen. Und was die Macher eines solchen desolaten Abends angeht: Fahrt bitte einmal im Mai nach Hamburg zum Henri Nannen Preis und lernt, wie die das machen – ein unterhaltender Abend für intelligente Menschen. Es ist möglich. Aber eben nicht bei ZDF, ARD, Sat 1 und RTL. Und schon gar nicht mit Thomas Gottschalk."
 
"Deutscher Fernsehpreis" ist gerade deswegen wichtig, weil dort der komplette bierernste Unsinn unserer Epoche konzentriert zum Ausdrukke kommt, um dann, im Moment der Eigenmanifestation niedergemacht zu werden, von Marcel Reich-Ranicki.

Ich nehme auch den Hut ab vor den ambivalenten literarischen Mercucio: "Respekt, Alter!"

Dieser Beitrag in die gegenwärtige Kulturlandschaft war zweifelsohne wichtiger, als "Literarischer Kanon"!
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