Nein, das ist nicht das 'Neue Deutschland ...
... das ist nicht der 'Freitag' oder die 'Junge Welt', das ist auch nicht 'Jungle World' oder 'taz', noch nicht einmal die 'Titanic' --- nein, nein, nein, das ist unsere gute, alte 'Frankfurter Allgemeine Zeitung':
" Die Neoliberalen, oder sagen wir besser, die Finanzjongleure und Weltverkäufer, haben verloren, auch wenn sie es noch immer nicht wahrhaben wollen. Das Vertrauen, das sie verspielt haben, kehrt nie wieder zurück, ganz gleich, wie hoch die Bürgschaften sind, mit denen der Staat nun antritt. ... Das Bramarbasieren von den globalen Märkten, das wir uns auch in Talkshows jahrelang angehört haben, ist decouvriert als Lüge von weltumspannendem Ausmaß. Die Verantwortungslosigkeit, ja Ruchlosigkeit der Hedge-Fonds-Filibuster und Zertifikats-Zerberusse liegt offen zu Tage. Sie hatten nie etwas anderes im Sinn als ihren ganz persönlichen goldenen Schnitt. Diesem folgend bestimmen zwei Zahlen das Leben des gemeinen Investment-Bankers: Die erste gibt an, mit wie vielen Millionen er aussteigen und sich in Südfrankreich bei einem Weingut einkaufen will. Die zweite benennt das Alter, mit dem der Banker dieses Ziel erreicht haben muss. Zahl eins sollte zweistellig sein, Zahl zwei sollte unter fünfzig liegen. Dann hat man es geschafft und kann den lieben Gott einen guten Mann sein und die Welt laufen lassen. Der Preis, den andere dafür zahlen, spielt keine Rolle. Und zur Verantwortung gezogen für eine solch dem Wortsinne nach asoziale Haltung wird auch niemand, denn das machen ja schließlich alle - zumindest alle Mitglieder einer bestimmten Kaste - und der angerichtete Schaden ist so groß, dass die Allgemeinheit einfach dafür einstehen muss, soll nicht alles untergehen."
Ja - so etwas nenne ich doch noch Kapitalismuskritik vom alten Schrot und Korn!
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"Sie hatten nie etwas anderes im Sinn als ihren ganz persönlichen goldenen Schnitt."
Liebe FAZ, hattest Du ernsthaft etwas anderes erwartet? Vor Monaten wäre dieser Artikel vllt. Heldentum gewesen, heute ist er nur Balsam auf eines mündigen Lesers Seele. Allerdings wirft er auch die Frage auf: Wo war die letzten Jahre der gesunde Menschenverstand der FAZ-Redaktion? Woher der plötzliche Sinneswandel?
So viel widerstandsloser Paradigmenwechsel macht mich mißtrauisch... ich halt mir als Leser mal alle Körperöffnungen zu, bevor mir die FAZ noch irgendwo hineinkriecht. ;o)
Hoffentlich geht man mit Herrn Asmussen & Co. ebenso hart ins Gericht...
Die FAZ
war meineserachtens neben DIE SÜDDEUTSCHE die einzige Wirtschaftszeitung (ich wage sie mal als solche zu bezeichnen), die sich öfter als mach andere Blätter halbwegs vorsichtig kritisch mit dem Thema "Neoliberalismus" befasst und auseinander gesetzt hat.
Es freut mich deshalb umso mehr, dass die FAZ nun die Neoliberalisten mehr als basht!! :)
Jetzt jubelt er dem Krugman zu - einem 'Egalitisten'. Und wer präsidierte zuvor dem endlosen Elite-Diskurs? ...
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