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22
April
Amoklauf-Experte ...
... ich werde jetzt Amoklauf-Experte: Erstens benötige ich dafür - wie für den Journalismus - keinerlei Ausbildung, sondern nur einen wohlgesinnten Redakteur, der mich mit diesem Titel anmoderiert. Zweitens komme ich dann in jeder Talkshow ganz groß heraus und verdiene mich dumm und dusselig. Und drittens partizipiere ich am derzeitigen publizistischen Amoklauf-Boom in nervenschonender Distanz, ganz ohne mir die Hände schmutzig oder gar blutig zu machen ...

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Mein täglich Brot als Experte.

Hier meine Thesen als Scholl-Latour des Massenmords, damit die Programmplaner meine Sendungskompatibilität schon mal überprüfen können:

1. Amokläufer sind krank und haben ein gestörtes Selbstwertgefühl ('Psycho-Argument').
2. Daher haben wir es mit einem gesellschaftlichen Problem zu tun ('Sozio-Argument').
3. Denn am schlimmsten ist ihre Tat natürlich für ihre Familien - äh --- und natürlich auch für die der Opfer ('Mutti-Argument').
4. Eigentlich wirken die meisten Amokläufer, wenn man die zahlreichen auffälligen Ausnahmen mal abrechnet, bis zum Amoklauf ganz normal, weshalb wirklich niemand etwas ahnen konnte ('Argument der Bürokratieentlastung').
5. Manchmal haben Killerspiele etwas damit zu tun, manchmal auch nicht, in jedem Fall aber trägt die moderne Mediengesellschaft und irgendwie das Internet die Schuld ('Opa-Argument' für Sender mit einem vorwiegend älteren Publikum).
6. Andy Warhol hat alles schon gewusst ('Kultur-' oder 'Popliteraten-Argument', womit ich mich auch bei diesen Grautieren als ebenso 'hip' wie 'hop' beweise).
7. Auf der Basis meiner Thesen kommt alles darauf an, einen Amokläufer schon vor seinem Amoklauf zu inhaftieren, im Zweifel also jeden ('Schäuble-Argument').

So also stelle ich mir meinen Weg zu Reichtum, Ansehen und willigen Weibern vor.
Bild: Stock.xchng 743490

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