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18
Juni
Benjamin von Stuckrad-Barre
Nicht zuletzt für die kleinen Perlen, die sie immer wieder raushauen, wie dieses freche Vergehen am größten Popp-Literaten aller Zeiten, habe ich die 'taz' ins Herz geschlossen:

"Der B.Z.-Reporter Benjamin von Stuckrad-Barre erinnert sich mit Entsetzen an seine Lehrjahre bei der taz: "Ich habe einige Jahre für die taz geschrieben und erleben dürfen, wie die in der Redaktion miteinander umgehen, wie selbstgewiss die denken und schreiben, wie schlecht sie Zeitung machen, sich dabei über den Boulevard erheben, das ist widerlicher als alles, was in Bild und Bunte steht", weinte er sich bei Cicero aus. Die Arbeitsbedingungen seien "eine Katastrophe, die Bezahlung auch. Das ist der permanente Selbstbetrug". verboten meint: Bravo! Endlich traut sich mal einer was und sagt, wie's ist! Allerdings ist nicht "die Bezahlung" das Problem, lieber Stucki. Das Problem sind Preise von bis zu

70 Euro für das Gramm Kokain, stimmt's?
"

Dass der Meister der Kurzsatzprosa glücklich auf dem Boulevard angekommen ist, wurde mir auch erst dadurch klar ...

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BeZiehung
– das ist doch ein Karrieresprung, mitten hinein ins großstädtische Erlebnisfeuilleton. Nun ist er endlich angekommen bei der Qualität. Jener, die er verkörpert.
 
Und ich sehe das ganz anders.

Wie blöd BSB vielleicht ist und ob er den Boulevard bedient, und ob er in Cicero zu Wort kommt, all das ist mir reichlich gleichgültig. Ich habe ihn sowieso immer nur am Rande wahrgenommen.

Die Reaktion der taz finde ich aber komplett unsouverän und kleinkariert. Auf längst öffentlich gewordene und vor Jahren abgehandelte Verfehlungen (Drogenkonsum) zu verweisen, das schadenfroh in einem ganz anderen Zusammenhang zu tun und dann einen "Gag", wie er einem Brainpool-Comedy-Lehrling zu schwach wäre, fett hervorzuheben, das ist für mich Boulevard, und zwar ganz niedriger.
 
Sieh's mal so: Der Dschang und auch ich, wir kommen aus Richtung der Lektüre ganzer Bücher mit richtig viel Text dahergeschlendert, und da erscheint einem der Benjamin leicht als ein solcher.

Zumindest auf mich machte er dazu bei seinen TV-Auftritten stets den Eindruck einer Schneekoppe, die sich für den Großglockner der Rhetorik hält. Aber mindestens! Metaphorisch gesprochen: Ein Musen-Popper mit mentaler Dauerlatte. Insofern konnte ich über den taz-Einwurf herzhaft lachen. Vermutlich aber ist es ein Insider-Witz ...
 
> erscheint einem der Benjamin leicht als ein solcher

Gleich ist Fußball. Aber mal eben kurz: ein solcher was?
 
... na - als ein solcher Benjamin der Literatur.
 
Ach, ich weiß nicht.
Lass ihn doch Musen-Popper mit mentaler Dauerlatte und von mir aus den unbegabtesten und großmäuligsten Menschen überhaupt sein, dazu kann und will ich wg. Unkenntnis seines Werks gar nichts sagen. Mir geht es allein um die Reaktion der taz, die dann ja locker darüberstehen könnte - statt dessen aber kindisch nachtritt ("du bist mal beim Koksen erwischt worden").
 
Mal? - Nebenbei - wer hat eigentlich den Knüppel zuerst aus dem Schrank geholt? Selbst aus Leibeskräften zuschlagen und dann auf Gnade hoffen ... ?
 
Egal ob "mal".
 
Mein Problem mit ihm - er kann nämlich nicht gut schreiben - das habe ich etwas ausgedehnter in der 'medienlese' ausgewalzt. Da komme ich nahezu ohne 'Nasenringe' aus.
 
Gelesen und interessant gefunden. Auf der Ebene lohnt ja auch die Auseinandersetzung (und ich vermute stark, dass ich bei einer ganz ähnlichen Einschätzung des Benjamin und seines Werks landen würde, tät' ich mich damit befassen). Den billigen Fingerzeig ("Der da hat gekokst / ist fremdgegangen / ...") sollte die taz den Boulevard-Experten von nebenan überlassen.
 
warum? weil man fein säuberlich mensch und werk (da is ja nicht viel vorhanden) voneinander trennen sollte? da bleibt beim benjamin nicht viel übrig...sein letztes meisterwerk war wohl, als er bei horst schlämmer im gisela-video als rosenverkäufer am ende herin stolperte...
 
Er hat sich ja stets als Gesamtkunstwerk inszeniert. Wenn er auf eine Party ging, stand alles eins zu eins im nächsten Text. Literatur bildet Realität aber nun mal NICHT ab ...
 
>warum? weil man fein säuberlich mensch und werk [...] voneinander trennen sollte?

So kompliziert finde ich das gar nicht. Ich kann Mensch und Werk "fein säuberlich" getrennt oder auch "fein säuberlich" in ihrer Beziehung betrachten. Bei manchen drängt sich dieses, bei anderen wieder jenes mehr auf. Ist aber für den Punkt, der mir wichtig war, auch ganz egal: Ich finde viel wichtiger, dass eine Tageszeitung, die nicht Boulevard sein will und sich moralisch auch oft genug über diesen stellt, bitteschön auf solche ganz billigen Retourkutschen verzichtet. Es sei denn, die "witzige" Formulierung ist der taz inzwischen wichtiger als alles andere; bei manchen Schlagzeilen der letzten Jahre kann man diesen Eindruck ja durchaus bekommen.
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