letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


23
Mai
Publizistische Unabhängigkeit (reloaded)
Am Sonntag hatte das Politbüro beim 'Spiegel' wohl Ausgang. Jedenfalls war dort bei Spiegel Online für etwa zwei Stunden ein Artikel zu finden, der auch im SpOn-Speicher derzeit noch existiert. Nur eben war er online ganz rasch wieder verschwunden, also öffentlich so gut wie nicht mehr vorhanden. Dieser Artikel jedenfalls prophezeite der CDU den möglichen Machtverlust in gleich drei Bundesländern, aber auch im Bund.

Das Rätsel erschließt sich, nehmen wir die gleichzeitige Printausgabe zur Hand. Dort fröhnte die Redaktion dem Aust-Steingart-Matussek'schen Lieblingsprojekt: Es wurde am Gesamtkunstwerk Angela Merkel nach Kräften weiter gestrickt und gehäkelt. Im Anreißer dazu auf S. 8 heißt es, im diametralen Gegensatz zu SpOn: "Die aktuelle Spiegel-Umfrage zeigt, dass vor allem die Union von dem derzeitigen Stimmungshoch profitiert: Kanzlerin Merkel steigt in der Wählergunst, Familienministerin von der Leyen ist der neue Polit-Star".

Hier die dazugehörigen Bildchen:

1. Vorher bei SpOn:


2. Nachher im Print:


Noch Fragen?

kommentieren

 
Der Unfug stammt von B?LD
Keine Fragen, aber ein Hinweis im bildblog hier und hier zu B?LD.

Ganz nebenbei: Um einen Unterschied von einem Prozent mit 95%-Sicherheit zu prognostizieren müssen 10.000 Menschen befragt werden. Umfragen umfassen selten mehr als 2000 Befragte und wie die kleine Anmerkung unter dem Bild mitteilt, liegen Veränderungen von 3 Prozent im Zufallsbereich. Was darauf schließen lässt, dass etwa 1100 Personen beraft wurden.

Was B?LD da in die Welt setze ist daher: Unfug.

Etwas zu der Größe der Stichprobe findet man bei Forsa direkt auf der Einstiegsseite unter "Methoden".
 
Nun ja - der 'Unfug' stammte schon von Emnid höchstselbst, auch wenn die Bild den Auftrag gab. Eigentlich ja ein ganz angesehenes Institut.

Das Thema wäre übrigens nicht verfehlt worden, wenn man die beiden annähernd zeitgleichen Umfragen, die zu völlig konträren Ergebnissen führten, zum Anlass genommen hätte, über unsere Demoskopen zu diskutieren. Die liegen bei so ziemlich jeder Wahl seit Jahren daneben - also besteht ihre einzige Aufgabe wohl eher darin, in den ereignisarmen Zeiten zwischen den Wahlen für 'die kleine Meinung zwischendurch' zu sorgen.

Die Schizophrenie beim 'Spiegel' bleibt bestehen ... denn die TNS Forschung auf der anderen Seite sagt ja auch nicht nein, wenn die Jungs von Springer bei ihr klingeln würden, mit dem Auftrag in der Hand.
 
Es ist ein kleiner Unterschied zwischen einer Umfrage und der redaktionelle Aufbereitung durch eine Zeitung. Deshalb möchte ich erstmal nicht die Schuld bei den Instituten suchen. Die leben von den Umfragen und können kaum nein sagen, wenn die Presse mal wieder ein paar Scheine locker macht.

Aber sich so vor einen Karren spannen zu lassen?

Ist es denkbar, bei allen Instituten eine Umfrage in Auftrag zu geben, um sich dann die zum geplanten Artikel passende herauszusuchen?
 
Ja, gut - für jeden Kabarettisten ist es natürlich eine dankbare Nummer, die 'Aufbereitung' einer solchen Umfrage durch verschiedene Medien darzustellen.
blogoscoop