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04
Januar
Der Stefan Kornelius von der Süddeutschen ...
... regt sich bei Stefan Niggemeier über die «Seuche Internet» auf und darüber, «dass mit Lynch-Bilder Politik gemacht» [sic] wird.

Andersherum wird meines Erachtens ein Schuh daraus: Die «seriöse Presse» lieferte uns ebenfalls Bilder von einem Lynchvorgang, nur sah dieses Lynchen dort aus wie ein keimfrei klinischer, sachlich gebotener und höchst rechtstaatlicher Vorgang, der es in Wirklichkeit nie war. Stefan Kornelius verteidigt damit den «embedded journalism», den die Süddeutsche Zeitung betrieb.

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Sehr geehrter Herr Atkins,

der erste Satz stösst mir aber echt bitter auf.
Schon gestern, als ich die von Herrn N. veröffentlichte Mail las, dachte ich: "Ops, kaum macht Ben Schwan den Mediendschungel zu, versucht Herr N. ein Ben-Schwan-Gedächtnis-Interview zu machen??"

Herr K. regt sich gar nicht auf, Herr K. hat schlicht keine Lust auf eine Diskussion, die als erstes in die Öffentlichkeit gezerrt wird. Sagt er in seiner Antwort btw. auch sehr deutlich. Der erste und der letzte Absatz scheinen da leider von Ihnen wohl nicht beachtet worden zu sein. Der ist aber viel Aussagekräftiger als der von Ihnen zitierte Halbsatz, auch wenn Sie auf die Medien im Allgemeinen bezogen mit Ihrer Aussage (im zweiten Absatz) recht haben.
 
Nun ja, ich bin unverdrossen der Ansicht, dass jemand, der von einer «Seuche Internet» spricht, sich ähnlich aufregt wie jemand, der vergleichsweise von der «Seuche Gewerkschaften» spräche. Von Abgeklärtheit und zenhafter innerer Ruhe spricht's in meinen Augen jedenfalls nicht. Eher von einem gewissen Alarmismus, der generell neuerdings im Journalismus herrscht, weil das Internet in vieler Hinsicht direkter, aktueller und zensorenfreier ist - womit ich durchaus auch die Herren und Damen Ex-«Gatekeeper» meine. Dass ihr Journalismus «öffentlich» wird, das ist sicher für manche ebenfalls eine ganz neue Erfahrung.

Nebenbei: Ich habe mir das Video bisher NICHT angesehen, ich werde es auch nicht tun, ich weiß nur das, was alle Medien - auch die etablierten - jetzt plötzlich an Fakten und an «Realität» zu berichten wissen, nun, wo dies Video «auf dem Markt» ist.

Was Herrn Schwan betrifft - so ähnlich wird der Journalismus in Zeiten des Web 2.0 wohl zukünftig aussehen. Das mag man bedauern oder auch nicht ...
 
Bedauern
werden das am ehesten jene Kollegen, die sich vom Internet um ihre Gatekeeper-Funktion betrogen sehen. Die sich angesichts von Ben-Schwan-Interviews (die ich nebenbei bemerkt zum Teil auch ziespältig fand) fragen lassen müssen, warum sie selber nur als weichgespülte Stichwortlieferanten oder Mikrofonhinhalter agieren.

Kurioserweise hat die "Welt" das Internet dieser Tage als größte Demokratiebewegung der Welt glorifiziert, und damit wieder einmal eine schöne Bestätigung der These von Hans Magnus Enzensberger geliefert, wonach eine neue Kulturtechnik wie das Medium Internet entweder als Heilsbringer oder Auslöser der Apokalyse wahrgenommen wird.

Dummerweise gehen halt beide Wahrnehmungen irgendwie an der Sache vorbei.
 
Vor allem trifft die neue Entwicklung wohl jene Apologeten des «seriösen Journalismus», die sich selbst gern - wie hier im Falle der Saddam-Hinrichtung - als «staatstragend» sähen, statt einfach nur zu berichten, was ist oder war, wie es die Aufgabe des gemeinen Berichterstatters bleibt. Für selbsternannte «Medienminister ohne Portefeuille» mit dem Sprachvermögen einer Gesetzessammlung wird's zukünftig eng ...

;-)
 
… statt einfach nur zu berichten, was ist oder war, wie es die Aufgabe des gemeinen Berichterstatters bleibt. …

Das ist kein Bericht gewesen, sondern ein Kommentar. Jetzt kennen Sie, sehr geehrter Herr Atkins, sich da unbestritten besser aus, aber ist es nicht so das ein Kommentar eben nicht 'ein Bericht, frei von eigener Meinung' ist?
 
Bloß, dass sich diese Anmerkung doch eher auf den «mark793» und auf die Frage des «seriösen Journalismus» bezog - und gar nicht mehr auf den speziellen Fall des süddeutschen Herrn. Ich sagte - verkürzt - dass jene staatstragenden Schreiber, die Journalismus ewig mit Politik verwechseln, Probleme durchs Medium Internet bekommen werden. Auf Ihren Text hingegen ging doch ausführlich der zweite Kommentar hier ein.

Apropos: Vorhin sagten Sie, er hätte sich doch gar nicht aufgeregt. Jetzt soll's nur so ein meinungsfroher Kommentar gewesen sein, wo man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen dürfe ...

Wat denn nu? Und wieso ist Meinungsfreude nur im einen Fall schlimm, im anderen nicht?
 
Wat denn nu? Ganz einfach: Hatte eben missverständlich zitiert. Sorry dafür. Was ich also meinte ist ganz einfach. Wenn in einer ZEITUNG Kommentar dransteht, ist persönliche Meinung des Autors drin.

Das sich der süddeutsche Herr in der Mail an Herrn N. nicht aufregt, ist aus meiner Sicht nach wie vor richtig. Er versucht wohl dem Herrn N. den Spiegel vorzuhalten. Ob das jetzt schlau ist oder nicht, keine Ahnung.

Hoffe das Missverständnis ausgeräumt zu haben…
 
Yep - ist ausgeräumt. Jeder Text ist übrigens Kommentar, beim Kommentar merkt man es nur schneller. ;-)
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