letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


15
Januar
Das Wort zum Montag
In seiner tiefsten Bemerkung über das Judentum nahm Ludwig Börne, selbst bekanntlich jüdischer Herkunft, im frühen 19. Jahrhundert Hannah Ahrendt und ihre "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft" vorweg: Die Juden würden nicht deshalb verfolgt, weil sie mit ihrer Orientierung am Handelskapital sonderlich modern seien, die Juden stünden vielmehr für das Traditionale, für den Erhalt der Monarchie und der Feudalherrschaft. Spezifisch modern dagegen sei der Antisemitismus, eng mit dem Fortschreiten der Demokratie und mit den Ansichten im Volk verwachsen, also mit jenen bisher unterprivilegierten Stimmen, die mit dem Parlamentarismus plötzlich politikfähig wurden:

«Denn die Juden und der Adel, das heißt Geld und Vorherrschaft, das heißt dingliche und persönliche Aristokratie, bilden die zwei letzten Stützen des Feudalsystems. Sie halten fest zusammen. Denn die Juden, von dem Volke bedroht, suchen Schutz bei den vornehmen Herren, und diese, von der Gleichheit geschreckt, suchen Waffen und Mauern im Gelde.»


«Darin eben ist die Gefahr, daß das Wort hohl ist,
es kann so mannigfaltigen übeln Dingen ausgefüllt werden.»
Bild: wikipedia.org

kommentieren

 
Dazu paßt, dass einer der bedeutensten Antisemiten des 19 Jahrhunderts, der den Begriff "Antisemitismus" erst in den politischen Diskurs einbrachte, Willhelm Marr, ein linker Demokrat war.
 
Als Heinrich Mann "Im Schlaraffenland" schrieb, seinen frühen antisemitischen Roman, da kam er sich nicht sonderlich reaktionär, sondern höchst avantgardistisch vor. Der Protagonist Türkheimer aus dem "wilden Osten", dem zum Schluss die Börse und ganz Berlin gehört, ist in seinem Pomp eine höfisch-feudale Sultansgestalt, kein kühl kalkulierender Business-Mann à la Max Weber. So ließen sich 1.000 Beispiele anführen ...
 
Ein Satz dazu:

Ich denke, dieses finstere Kapitel ist weitgehend abgeschlossen, wenn man mal von der braunen Restespur absieht, z.B. von diversen NPD-Gabis/Heinis, der Instrumentalisierung von Philosemitismus durch die Neue Rechte und/oder extremistischen Neocons, sowie, last but not least, dem teils überaus virulentem Antisemitismus in den meisten Spielarten desIslamismus, ein Antisemitismus, welcher bis in die muslimischen Normalbürgerschaften hinein reicht.

Das war ´nen langer Satz.
 
Abgeschlossen? Mir scheint eher die Prämisse nicht zu stimmen, wenn der folgende Rattenschwanz an Ausnahmen derartig lang ist ...

Nix für ungut.
blogoscoop