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01
November
Paid Content beim Weser-Kurier: Online im Off
Der sogenannte "Bremer Block", der Verbund aus Weser-Kurier und Bremer Nachrichten erscheint derzeit mit einer Auflage von knapp 180.000 verkaufter Auflage - mit rückläufiger Tendenz. Um den Verlust von Anzeigengeschäft Richtung Internet aufzufangen, brachte man vor fast zwei Jahren die Zeitung auch als nahezu identisches E-Paper mit Paid Content auf den Markt. Saaagenhafte 2.300 Leser hat dieses Angebot trotz aller Werbung bisher gefunden. Im Jubelperser-Deutsch des Weser-Kurier klingt die Erfolgsstory so: "Das E-Paper ist ein Erfolgspaper! Und das hat einen Grund. Am 24. Januar 2005 erschien erstmals die elektronische Ausgabe von WESER-KURIER, Bremer Nachrichten und Verdener Nachrichten - und seitdem haben 2300 Personen die elektronische Ausgabe unserer Zeitungen abonniert. Damit haben sich die Bremer Tageszeitungen vom Start weg in der Spitzengruppe unter den E-Paper-Angeboten deutscher Tageszeitungen platziert"(Von Permalinks hat der WK auch noch nichts gehört.). Da muss es dann wohl nur wenig Angebote im E-Paper-Bereich geben.
Anders ausgedrückt: Paid Content funktioniert einfach nicht ...
Ganz nackig und schamlos ...
... porträtiert dieser «Lehrer Lämpel» den ersten stürmischen Herbsttag dort im Gedichteforum.
Was für eine Wort
Werbung, Marketing, Public Relations?
Hier in den Blogs scheint mir bei der Diskussion dieser drei Begriffe oft einiges durcheinander zu gehen:
Vroni von der Agentur Missing Link versucht bspw. in der Blogbar (#30), zwischen den Kommunikationsbranchen dort Grenzen zu ziehen, wo meines Erachtens keine verlaufen - auf dem Gebiet des Stils nämlich: "Das ist keine PR. Das ist Werbe-Mist. Ordentliche PR-Texte haben keine emotionalen Adjektive, sind kein subjektiver Reiseschmonzens. Mit korrekter PR hat das überbaupt nichts zu tun. Es ist Werbung. Ich wünsche mir mehr Trennschärfe. Ordentliche PR-Agenturen pflegen und verkünden sie brav in ihrer Philosophie, Wilde und Partner schmeißt sie durcheinander. Das liegt daran, dass sie auch Marketing machen." Gegen das Durcheinander in Werbung und Marketing, gegen das große emotionale Bähbäh stünde ihr PR-Ideal, wo Inhalt als Form und Form als Inhalt" verwirklicht seien, und damit - mittels eines sachgerechten, emotionsfreien, informativen Stils nämlich - zugleich ein großes ästhetisches Qualitätsideal. Werbung? PR? Marketing? Explizit gegen diese Position spricht im amardi-blog ein erfahrener Marketing-Hengst, der mit seinem Pragmatismus der Vroni mal eben die Luft aus den Reifen lässt: "Der Ansatz «PR sind Fakten und will damit Akzeptanz erreichen, Werbung sind bunte Geschichten und will damit verkaufen» sollte passen, tut es aber nicht. Wir könnten wie folgt abgrenzen: Der Zielgruppenansatz: Werbung richtet sich an eine bestimmte Zielgruppe mit der Zielsetzung, den Absatz (nicht nur kurzfristig) zu steigern, kurz: Bekanntheit, Information, Emotion (hm), Verkauf. PR (= Public Relations) wendet sich zum Zwecke der objektiven Information (hüstel - Korrektur: Generierung einer positiven Grundstimmung gegenüber dem Sender, wodurch die Steigerung der Kaufbereitschaft ausdrücklich nicht ausgeschlossen ist) an die Öffentlichkeit oder bestimmte Teile davon. Diese Mengen sind i.d.R. immer größer als die Zielgruppe einer Werbekampagne, weshalb ketzerisch behauptet werden könnte, dass Werbung eine Teilmenge von PR ist. ... Eine Werbebotschaft richtet sich direkt an den potenziellen Käufer: Wir sind die Größten, kauf bitte unser Produkt. Bei PR sind Dritte (Multiplikatoren, Meinungsführer, Journalisten etc.) im Spiel, die die Botschaft verbreiten: Die sind die Größten, kauf doch deren Produkt. Der Witz: Trotz gleichlautender Botschaften wirkt Variante 2 glaubwürdiger, da die “Messages” durch einen vermeintlich objektiven Filter verbreitet werden, der sich “committed”. So ähnlich sehe ich das allerdings auch: Werbung richtet sich immer direkt und «unvermittelt» an den "Endverbraucher" - wie in der US-Wahlwerbung, wo der republikanische Senatskandidat tote Kinder, den Kopf von Ahmedinedschad, nordkoreanische Atombomben und seinen demokratischen Widersacher im Wahlspot wild durcheinander schneidet. Das ist klassische Werbung - und keine PR. Macht aber der erzkonservative Kolumnist für seinen republikanischen Buddie das gleiche, was im obigen Wahlspot zu besichtigen war, macht also irgendein «US-Diekmann» den bösen demokratischen Kandidaten für tote Kinder, den Kopf von Ahmedinedschad und nordkoreanische Atombomben verantwortlich, dann sind dies Public Relations. Weil nämlich diese Form der Kommunikation sich über pseudo-objektive Meinungsmacher, "Gatekeeper" und Multiplikatoren indirekt an die Zielgruppe richtet, und nicht direkt an den "Konsumenten" oder "Wähler". Über beidem thront immer das Interesse am Marketing, an der «Verkaufe», ob es nun um Shrimps geht oder um die Gesundheitsreform - auch wenn sich PR und Marketing in der organisatorischen Realität oft heftig um Einfluss und um ihren Anspruch auf «Stabsstellen» im Unternehmen beharken. Stilistisch aber gibt es zwischen Public Relations und Werbung keinerlei Unterschiede, abgesehen davon, dass sich die PR kommunikativ weniger Mühe geben müssen, weil der freundliche Journalist die stilistische Kärrnerarbeit in der Regel für sie miterledigt. So sehen Presseerklärungen dann ja auch aus. Der Stil aber zeigt uns nur, welche Zielgruppe Werbung oder PR jeweils ins Auge gefasst haben, aber er zeigt uns nicht, ob es sich bei einem Text um Werbung oder PR handelt. (Nebenbei: Der Stil in Marketing, PR und Werbung ist unabhängig von Zielgruppe und jeweiliger Kommunikationsbranche meist ziemlich daneben. Auch das wäre ich bereit, zuzugeben)
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