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22
April
Ostermarschierer auf dem falschen Dampfer:
Die Parole der Saison - "Kein Krieg für Öl – Stoppt die völkerrechtswidrige Aggression in Libyen" - enthält gleich zwei Kategorienfehler: Erstens ist dies kein Krieg ums Öl, das genoss 'der Westen' (wie auch der Osten) schon unter Gaddafi gänzlich ungestört, alle Claims waren flächendeckend abgesteckt. Unter einem kapitalistischen Gesichtspunkt ist dieser Krieg schlicht eine Riesendummheit, weil er dem 'Business as usual' geradewegs ins Knie schießt. Und "völkerrechtswidrig" ist der Einsatz ferner auch nicht, denn er erfolgt nun mal mit UN-Mandat auf völkerrechtlicher Basis. Und drittens könnte man darüber dann auch noch streiten, wer denn hier der "Aggressor" ist ... kurzum: so werden aus Idealisten in schöner Regelmäßigkeit Ideologen. Linke und Rechte halten sich dabei in inniger Einigkeit am Patschehändchen: "Die NPD lehnt die Militärschläge gegen Libyen ab, weil die vorgegebenen Gründe nur Fassade sind. Das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes wird wieder einmal geschändet, um sich Öl und neue geostrategische Möglichkeiten zu sichern" (ohne Link, weil ich auf die Giddels nicht verlinke).

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Werter Chat,
ich bin jetzt etwas verwirrt.
ist es so, dass Du meinst, dass etwas richtig ist, wenn unsere Gegner dagegen sind?
Habe mich vor ein paar Tagen schon dazu geäussert.
Es ist doch die Frage, wie man Fehler die man schon lange früher begangen hat, korrigieren oder verschlimmbessern kann.

Also eine Frage des Umgangs mit der eigenen höheren Dummheit.

Ich melde mich dazu nochmal.
Ob Du das erlaubst oder nicht. ich quatsche einfach dazwischen, solange Du mir nicht den Saft abdrehst.

Salü und Peace!
 
hier also die Retourkutsche. Früher als gedacht:
dieser sogenannte Krieg, oder ist es eine UN-sanktionierte humanitäre Intervention? -trifft ja auf unsere Lieblingsfeinde Chavez, Ahmadinedschad, Putin/Medwedev, yep, und auch den greisen Castro.

wahrhafte Feinde der Menschlichkeit.
Gegen diese Irren steht die westliche -aah- 'Rationalität'.

Gehts noch?

Jetzt haben wir tapfere Journalisten/Photographen, die im Dienst der Aufklärung ehrenvoll vor Ort gefallen sind.
Ich beuge mein Haupt.

Unterdessen kratzen sich die Krokodile ihre -ähem-Häupter und fragen sich, wie man Gaddafi eigentlich schreibt, weil das arabische ja so vieldeutig ist, und Kontenbesitzer ja europäische Namen haben müssen.
So sind die Abermilliarden, die der Herr auf westlixchen konten angesammelt hat, unter X transkribierten Namen verzeichnet.
So ist Gadafi mal als Gaddafi, Qadafi, Quaddafi ... verzeichnet, und es ist den Herrschaften nicht möglich, die Konten einer person zuzuordnen.
Rührend.

Derweil fliegen Drohnen übers Land, weil 'Drohnen' im UN-Sanktionarium nicht vorkommen. Sind sie interventionen im Sinn des Völkerrechts?
Sehr putzig, das.
Derweil lässt Gaddafi, um dem kerl einen Namen zu geben, seine Schergen in Zivil von Dächern schiessen, und die Briten Militärtberater für die gegenseite intervenieren.
Was die Gegenseite vorhat, ausser holocaust zu schreien, weiss keiner.

Also auf ins Getümmel!
Westerwelle ist -ausnahmsweise- verwirrt.
Gehts ums Öl?
um eine Aufspaltung in west- und ost-Lybien?
Ist der CIA zugange?
Keiner weiss es.
wie ist die Interessenslage?
Humanitär?
Hat Gaddafi Hunderte oder Tausende abgeschlachtet?

Aber eine Meinung haben wir!
Wie stehts mit den Palästinensern?
Ach ja.
Da sind ja die 'Guten'.
Wenn die menschenkettenartig 'no-fly-zone' markieren, sodass auch google-earth das aus dem orbit erkennen könnte.
What shalls!

Die Guten sind halt die Guten, die wir als die Guten erkennen wollen.
Ob aus dem Orbit oder sonstwo.

Es ist doch so:
Fassen wir uns an den Kopf.
So weh das auch tun mag!
 
tippfehler bitte ich zu verzeihen.
 
PS:
es mag den Eindruck erweckt haben, dass ich die Palästinenser verunglimpft habe.

Das Gegenteil ist richtig!
Ich leide mit ihnen jeden Tag!
 
Ein wenig drückst du dich ja ständig um eigene Antworten herum, in dem du nur Fragen schreibst - sei's drum.

Es geht in dem Spiel weniger um die 'Guten' und 'Bösen' - sondern nur darum, welche Fraktion in einem Herrschaftssystem jeweils oben steht. Auch die Palästinenser sind nicht 'gut', ebenso wenig wie sie 'böse' sind. Auch die Hamas ist nun mal ein mörderisches Regime, das mit beiden Beinen tief im Sumpf des Klerikalen und Mittelalterlichen steckt. Selbst bei solchen kommt es dann auch noch immer auf den Zeitpunkt an: Ein Gaddafi bspw. war nicht von vornherein 'böse', unter ihm haben sich aber die Strukturen zum Bösen hin entwickelt, vermutlich hat er sich auf diesem Weg selbst auch zunehmend zu jenem Zyniker entwickelt, der er heute ist. Menschen sind nicht böse, sie werden böse.

Auch wir sind keine 'Guten', schließlich haben wir den Gaddafi jahrelang als billigen Helfershelfer genutzt, der uns die afrikanischen Flüchtlinge wieder abnahm, obwohl die Verantwortlichen bei uns längst wussten, dass der die armen Kerle in 'Todeslager' tief in der libyschen Wüste verfrachten würde, wo sich dann mit Hilfe der Stämme dort ein schwunghafter Sklavenhandel mit ihnen entwickeln konnte. Wer wollte, konnte das alles wissen. Der Westen aber schwieg dazu - denn er war ja das Migrationsproblem los. Böse Buben also überall ... manche im Frack, andere im Beduinenkostüm.

Das Neue ist: Überall an der südlichen Mittelmeerküste steht jetzt die Masse der Bevölkerung gegen ihre diktatorischen 'Helfershelfer' und deren Fettlebe auf, und zwar mit ungeheurer Wucht, weil 'der Weltgeist' ihnen zur Seite eilt. Mehr getrieben als mit einem verschwörerischen 'Masterplan' im Kopf muss sich jetzt auch 'der Westen' dazu verhalten, unsere hochweisen Staatsführungen also. Die Zeit der bequemen Arrangements ist vorbei, sie sind zwischen die Scylla ihrer demokratischen Verkündungsrhetorik und die Charybdis ihrer Realpolitik geraten: Hic Rhodos hic salta, heißt es jetzt für sie.

Soll ich sie jetzt verurteilen, nur weil sie ausnahmsweise mal die Richtigen unterstützen - auch wenn sie dies aus nacktem Eigeninteresse tun, um später in der Region politisch noch einen Fuß an den Boden zu bekommen? In historisch durchaus richtiger Einschätzung der Lage lassen sie jetzt ihre alten Buddies, die Mubarraks, Alis, Assads und auch Gaddafis, fallen, soweit sehen sie ja noch klar. Glaubwürdigkeit sieht zwar anders aus, auf der richtigen Seite der Geschichte sind sie damit trotzdem. Wenn auch nicht aus 'Humanität' ... meine Sympathie in dem diplomatischen Kasperltheater dagegen gehört nun mal den Kämpfern, die sich gegen die Zustände am südlichen Mittelmeer auflehnen. Die sind mit Sicherheit derzeit nicht 'die Bösen', ob sie mal 'böse' werden - inschallah!
 
ja, ich gestehe, ich drücke mich,
wenn Du so willst, herum.

Lassen wir mal die Historie hintan. Bis auf eins vielleicht:
Fehler kann man nicht von heute auf morgen korrigieren, und wir sind alle nur kleine Meinungsrädchen im Grossen, auf das wir herzlich wenig Einfluss haben.

Ich unterstütze grundsätzlich das, was in den arabischen Ländern vorgeht.
Das ist eine Frage der Integrität.

WIE es umgesetzt wird, gefällt mir weniger.
Dazu weiss ich zB zuwenig über die libyschen Aufständischen, aber sie scheinen mir viel Ambition zu haben, und wenig konkrete Möglichkeiten.

Über Gaddafi und seinen Nachwuchs konnte man seit langem genug wissen, wenn man nicht gerade Sarkozy oder Berlusconi hiess, oder per ordre die Mufti (sic!) nicht grad als Münchener Staatanwaltschaft zurückgepfiffen wurde.

Ich sage nur: München, Schweiz, LSE-Doktorarbeit.
Von den alten Geschichten (Lockerbie etc) mal ganz zu schweigen.

Nun ist das Krokodil Gaddafi aufgewacht und beisst wild um sich. Dabei verhält es sich nichtmal irrational. Jedenfalls nicht weniger als unsere Herrschaften.

Die Frage ist doch: wie kann man sich 'rational' in einem Kontext verhalten, der in toto irrational ist.
Ghandi fällt mir dazu ein, ohne das jetzt weiter vertiefen zu wollen.

Die Schwäche, in die man leicht verfällt, ist, das Methodenrepertoire des Gegners zu spiegeln.
Ich hatte oft schon den Vorsatz, nach Palästina zu gehen. Mit allen Risiken.
Aber ich habe hier noch was zu erledigen. Und tod-sicher war ich mir auch nicht.

Aber zurück zum Thema.
Wir sind klar überfordert, die Proteste -ob in Syrien oder sonstwo- so wie wir es uns wünschen würden, zu unterstützen.
Dazu hätten wir die ZEIT auf unserer Seite. Was genaues Hinschauen erfordern würde, solange die Angelegenheiten noch nicht akut sind.
Keine Zeit, kein Rat.
Um den Spruch mal zu verballhornen.

Jetzt bin ich wieder am Historisieren.

Im Grosskontext (das ist das, was ich mir über Ostern angetan habe, ist die Lage noch wesentlich trüber.)

Eine kleine Serie von Essays für den deutschen Normalbürger, was amerikanische Politik betrifft, habe ich geschrieben. DA liegt mE der Hase im Pfeffer, den wir österlich fromm ungekaut zu uns nehmen.

Ich würde mir da einen Aussenminister wünschen, der mal Tacheles redet. ein Rückgrat hat, und sagt, dass zB die USA mehr Problem als Lösung ist!

Von Westerwelle reden wir garnicht.
Joschka Fischer und seine seltsame Verbrüderung mit Madeleine Albright, der Rice-Doktrin bis zurück zu McNamaras 'fog of war'. DARUM ginge es!
Das ist uneuropäisch. -Wenn 'Europa' eine Idee sein soll, die mehr als Blech ist!
Disgusting!
Eine Katastrophe, diese Leute!
Mich packt eine milde Panik, wenn ich an ein comeback von Joschka denke!

Dazu -im Kontext- Chris Hedges:
--Chris Hedges: Liberal Institutions, Our Liberal Class failed us --
http://www.youtube.com/watch?v=fAzF8abtPyI
100 Minuten, die es wert sind!
(das ist -gottseidank NOCH NICHT- nicht 1:1 auf unsere Situation übertragbar, aber wir sind auf gutem Weg dazu)

Es geht um etwas anders als die Intervention du jour.
Wobei ich absichtlich den Begriff 'Krieg' vermeide.
Ich paraphrasiere das mal: 'Krieg' ist die Fortsetzung diplomatischer Dummheit mit noch dümmeren Mitteln.

Entschuldigung, dass ich das hier länglich ausbreite, aber Du gehörst für mich zu den ungefähr 1000 bis max 10000 Leuten, die hierzulande überhaupt eine Idee haben, worum es geht.
Was ungefähr 0,1 Promille entspricht.

Analogien mit Promillezahlen bei Alkoholikern sind rein zufällig, da die Relation hier ja invers ist.

So ist das leider.
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