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06
August
Der tünt doch!
Für die Eingeborenen jenseits des Weißwurstäquators: Einer der "tünt", das ist im Niederdeutschen jemand, der "spinnt", "schwätzt" oder "sich um Kopf und Kragen quasselt".

So wie Peter Oberender, der Bayreuther "Gesundheitsökonom", der einen neuen radikalen Sparvorschlag auf den wachsenden Müllberg dort neben den zahllosen Baustellen in der Gesundheitspolitik wirft: "Wenn jemand nach Thailand fährt und kommt mit Aids zurück, dann hat er das selbst zu zahlen." Spricht die Leuchte der Wissenschaft.


Kalt sind alle heißen Fährten,
die von Männern mit Mösenbärten


Was aber machen wir mit diesen Bumsbomberpassagieren, wenn die das Geld für die Behandlung dummerweise gar nicht haben sollten?

Ich mein' ja bloß ...

 
 
Wenn Pfarrer träumen
Sie hatten alle das Große Latinum, das Graecum und das Hebraicum - jene Pfarrer, die im 19. Jahrhundert auf den Dörfern im Auftrag der Obrigkeit über ihre Bauern wachten. Trotzdem sehe ich zum wiederholten Mal hier in der Region diesen bildungshubernden Sinnspruch über einer Bauerndiele:


Horaz rotiert im Grabe

Da hat also irgend so ein herrschaftlicher Pinguin einem seiner Bauern das Horazische Carpe Diem als Sinnspruch fürs neue Haus angeschnackt, und, weil seine Bauern ja kein Latein sprechen, eine ebenso falsche wie asketische Übersetzung gleich mitgeliefert: "Nutze den Tag". Auf diese Art entsteht der Bullshit.

Denn das Verb «capere» hat mit der protestantischen Nützlichkeitslehre, mit dem Utilitarismus, etwa so viel zu tun, wie ein Hochseekapitän mit dem Almauftrieb. Es geht dem römischen Dichter nicht darum, dass man keine Minute des kostbaren Arbeitstages ungenutzt verschwenden dürfe. Im Gegenteil: Das Wort "capere" meint das "Pflücken" (von Trauben oder Beeren), das "Nehmen" des Angebotenen. Die korrekte Übersetzung lautet also: "Genieße den Tag", genau so, wie es ein alter Epikuräer namens Horaz ausdrücken wollte. Vollständig lautet das Zitat ja auch: Pflücke diesen Tag, nimmer traue dem nächsten! (carpe diem, quam minimum credula postero).

Das allerdings wäre wiederum eine Empfehlung, die der Herr Pfarrer seinen ohnehin zum Saufen und Faulenzen neigenden Bauern wohl kaum gerahmt übers Haus gesetzt hätte. Nehmen wir also zu seinen Gunsten an, dass Hochwürden im Lateinunterricht fest geschlafen hat, während er von einer drallen Pfarrersköchin träumte - dass er es also einfach nicht besser gewusst hat.

Max Weber jedenfalls hätte an diesem Falsifikat seine helle Freude gehabt.

 
 
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