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21
Dezember
Nun drehen sie alle am Rad:
"Vielfach ist es der Schutz der Anonymität, der dazu verführt, im Trüben zu fischen. Wer dagegen mit seinem Klarnamen für Texte einsteht, wird sich in der Regel eher vor Selbst-Entblödungen hüten und grobe Fehler und Beleidigungen zu vermeiden suchen."

Noch einmal: Als Blogger bin ich weniger anonym als mancher Journalist, der sich mit ungezeichneten Artikeln hinter einem Zeitungstitel versteckt. Wer etwas anderes behauptet, verdreht Fakten ...

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Naja, so ganz falsch isses aber auch nicht. Wenn man bei PI nur unter Klarnamen kommentieren könnte, würden sich da einige der frustrierten Verlierer vermutlich etwas mehr zurückhalten.

(Aber was bitteschön ist ein Weblog-Tagebuch? Ist das wieder so ein Meta-Ding?)
 
Richtig, da gibt es Figuren, die gar nicht ahnen, wie verräterisch die Schleifspuren sind, die sie im Schutz einer vermeintlichen Anonymität im Netz hinterlassen - aber bei diesen Kommentatoren handelt es sich eben nicht um Blogger. Das wird ständig durcheinandergeworfen.

Derartige Kommentatoren auf Medienportalen sind eher das Äquivalent zum guten alten 'Leserbriefschreiber', der auch nur zum Füller greift, wenn ihm die Galle hochsteigt. Man kann die Blogger und diese Feld-Wald-und-Wiesen-Kommentatoren an ihrem Stil dort drüben auch sehr deutlich unterscheiden. 50 Hz und Prospero sind z. B. Blogger, die keineswegs hinter ihren Kunstnamen eine verbale Giftküche betreiben ...
 
Ach so - 'Weblog-Tagebuch' ist Journalistendeutsch, ähnlich wie 'Zeitungsmedium' oder 'Wortbeitrag'. Stammt vermutlich noch aus den Zeiten der Zeilenschinderei ...
 
Das ist schon richtig. Aber die Tendenz, dass im Internet immer mehr Halbwahres als Fakt verkauft wird, ist definitiv da. Allerdings nicht erst seit gestern und vor allem nicht nur in Weblogs. 10 Cent für jeden Forumsbeitrag in einem x-beliebigen Forum, der seinen Wahrhaftigkeitsanspruch aus der Einleitung "Ein Bekannter von mir hat erlebt ..." bezieht und ich wäre ein reicher Mann.

Natürlich gibt es besonnene Blogger. Aber schon ein oberflächlicher Blick in die Blogrollen der üblichen Verdächtigen sollte Verallgemeinerungen à la "die Blogger" nicht nur für Journalisten zum Tabu werden lassen, sondern auch für *hüstel* die Blogger.

Ich will jedenfalls nicht mit Terroristen wie dem berühmt berüchtigten Amok-Blogger CA in einen Topf geworfen werden. Weder von der Journaille noch von sonstwem. Ich finde es schlicht nicht sonderlich förderlich für die (ohnehin alberne) Debatte Blogs vs. "Qualitäts"-Journalismus, wenn sogar von Bloggerseite eben der Fehler begangen wird, den die Printer jeden Tag aufs Neue begehen.
 
Ich bin der letzte, der etwas gegen 'Qualität' im Journalismus einzuwenden hätte. Das Wörtchen 'Qualitätsjournalismus' aber ist zu einem Kampfbegriff der Verlegerseite geworden, den zu praktizieren sie vorgeben, während sie massiv alle Voraussetzungen für Qualität im Journalismus abbauen und zusammenstreichen, um ihre Zeitungen in bloße 'Cash Cows' zu verwandeln. Der Leser, also auch der Blogger, der merkt's - und ist verstimmt

Das mit der 'Wahrheit' ist generell ein trügerisches Gebiet. Als Historiker habe ich mich mit geschichtlichen Fakten beschäftigt. Teilweise - im Bereich frühes Mittelalter - schreiben alle Forscher die gleichen zwei hagiographischen Quellen aus - und versuchen ansonsten aus Grabbeigaben etc. den Alltag zu rekonstruieren (stell dir mal vor, aus unseren Sarginhalten sollte auf unsere Kultur zurückgeschlossen werden). Im Journalismus schreiben sie alle die gleichen INSM-Quellen aus, so könnte ich jetzt unzulässigerweise parallelisieren - und nicht nur mir kommt's manchmal tatsächlich so vor. Daraus entsteht dann unser 'mediales Schulwissen' - manche sagen auch die 'Informiertheit des Publikums'.

Ich glaube unverdrossen an eine gewisse Mündigkeit des Lesers. Wer Ohren hat zu hören, der hört das Hohle. Wer wiederum hinhören kann, kann auch schreiben ...
 
Ein kleines Beispiel ...
... für die Inkompetenz so genannter Nachrichtenredaktionen konnte ich vor einigen Wochen selbst erfahren, als vor pestizidverseuchten Mandarinen aus dem Supermarkt gewarnt wurde. Was die DPA meldet, ist Gesetz! Es wird nur wiedergekäut, manchmal in anderen Worten, oft unverändert. Das hat mit Journalismus rein gar nichts zu tun, ist aber Alltag bei fast jeder Zeitung.
 
Nachdem ich mir die ganzen Kommentare in diesem Faden durchgelesen hatte, musste ich an Jan Assmann, den Ägyptologen, denken. Er erforscht u.a. das "kollektive Gedächtnis" also die Verhaltensnormen im alten Ägypten, so wie diese aus diversen Schriften, wie z.B. auch dem AT, aber auch diversen Schriftrollen und Grabinschriften ergeben.

Um jetzt hier eine Brücke zum eigentlichen Thema zu schlagen: Ich betrachte die Blogger als unser heutiges und künftiges "kollektives Gedächtnis", was meint, dass wir über Punkte schreiben, die uns bewegen. Die nächsten Generationen, die unsere Texte "erforschen", werden anhand unserer Schriften das Leben hier und heute besser differenzieren und erkennen können.

Es tut sich ein Graben auf, zwischen den offiziellen Verlautbarungen und den Meinungen aus der Basis (also uns).

Blogger hinterfragen (böse), sie erzählen aus ihrem Leben, aus ihrem Umfeld. Wo, bitte, lässt sich eine bessere politische, soziologische und historische Feldstudie betreiben als in Klein-Bloggersdorf? Sicherlich nicht in den Medien, die bekanntermaßen (offizielle) Pressemitteilungen 1:1 übernehmen. Um dies festzustellen, braucht man nur Paperball.de und einen Begriff aus der aktuellen Thematik.
 
Korrektur:

Zu Jan Assmann: er erforscht nicht das "kollektive" Gedächtnis, sondern das "KULTURELLE"

Sorry... dieser Fehler fiel mir erst auf, nachdem ich den Text abgeschickt hatte.
 
das kollektive gedächtnis
findet sich bei maurice halbwachs, die idee vom kulturellen gedächtnis bei assmann ist nicht weit von halbwachs entfernt
blogoscoop