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09
August
Tucholsky gegen Business-Blogs
Weil manche ja vor nichts zurückschrecken und den guten Theobald Tiger schon für PR-Zwecke vor ihren Karren spannen möchten, hier ein Zitat, das hoffentlich das Wesentliche mal klarstellt:

"Das Kapital beginnt heute das Schlimmste zu tun, was es gibt: es kauft sich - nicht die Köpfe, die kann man nicht kaufen, - aber die Mäuler. Der Deutsche hat nicht den Mut des Amerikaners, Geld und nur Geld zu machen, - er muß das bemänteln. Er muß sagen, warum er es tut. Und engagiert sich allerlei Leute, die das Kapital und die Industrie als Kulturveranstaltungen preisen. Aber das Kapital hat mit Kunst und Kultur nichts zu schaffen. (GA I, 29. 6. 1913, 220 f)"

Und zugleich wissen wir jetzt auch, aus welchem Geist das Schleswig-Holstein-Musikfestival entstanden ist:

In Schleswig-Holstein blüht die Kultur

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wenn ich die sponsorenliste so sehe

- sparkasse ist eine veranstaltung der landkreise
- hsh nordbank ist die landesbank der länder hamburg und schleswig-holstein
- lbs ist die bausparkasse der sparkassen, also mittelbar eine veranstaltung der öffentlichen hand
- provinzial ist ein versicherungskonzern der soarkassen, also mittelbar eine veranstaltung der öffentlichen hand
- audi ist eine tochter von vw, vw betreibt ein werk in emden, das land niedersachsen hält einen anteil an vw
- lotto ist eine veranstaltung der bundesländer, überschüsse sind u.a. zur förderung von kultur und kunst zu verwenden
- e-on hanse gehört zu 26,18 % elf schleswig-holsteinischen landkreisen
- der ndr ist eien anstalt des öffentlichen rechts, der aus einer zwangsabgabe sehr üppig finanziert wird

dann drängt sich mir der verdacht auf, dass tucho schon lange tot ist, zu dessen zeiten der kapitalist eine fetter kerl war, der protzige ringe trug und gute zigarren rauchte.

das hier sind alles unternehmen die unmittelbar oder mittelbar der öffentlichen hand zuzurechnen sind, und deren überschüsse eben auch zur förderung von prestigeprojekten eingesetzt werden. ob das wirklich so böse ist, ist eine andere frage. ohne zweifel ist gschaftlhuberei lästig.

dafür sind diese unternehmen ja auch da, siehe sparkassen, die ja keinen gewinn machen dürfen, oder lotto, dessen überschüsse ja ausdrücklich u.a. der kulturförderung dienen soll oder der ndr, der ja auch einen kulturellen auftrag hat.

das problem würde ich eher dort sehen, wo posten nach politischen, d.h. wirtschaftlich gesehen, sachfremden erwägungen vergeben werden, weil es bei der politischen sstellenbesetzung darum geht, gefolgsleute zu belohnen und lästige mitbewerber kaltzustellen.
 
Nicht zu vergessen, dass auch die Zielgruppe stimmt: Wer sich lenorgespülte Klassik reinzieht, der fährt auch Audi.
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