Diese Zeit, in der ich lebe, die kann ich einfach nicht lieben. Zu falsch und ohrzerreißend pfeifen aus allen Löchern arrogante Geldnasen, die glauben, dass Intelligenz und Kontostand in einem Naturzusammenhang stünden, dass sich Kultur und Kunst ihrem nullitären Fassungsvermögen zu fügen hätten. Wie die Sahelzone wächst derweil die dürre Mediensteppe: Vor den Beduinenzelten klimpern selbsternannte 'Kulturschaffende' mit ihrem Talmi, unaufhörlich brabbelt und babbelt es auf dem Bazar der Befindlichkeiten, es duftet penetrant nach allen Wundern der Geistesgeschichte, und die Verwertungsfliegen bilden schwarze Klumpen. Alles verbunden mit dem lähmenden Gefühl, dass wir längst nichts mehr bewegen, weder diese Geldnasen noch die Scharlatane, sondern dass Wände, Böden und Mauern mit uns durch die Gegend fahren - zu einem mir völlig unbekannten Wohin. Auch und gerade dort, wo wir ganz fest auf unseren Realien, Gewissheiten und Immobilien zu sitzen meinen. Fin de siècle überall ...


Utopia 2007

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