letzte Kommentare / Das mit der "Querfront"... kristof / Ich hatte nach dem... chat atkins / Huhu, Herr Chat.... kristof


10
August
Der Geflügelschlachthof in Wietze ...
... der Unternehmensgruppe Rothkötter wird jetzt also gebaut, allem gesunden Menschenverstand zum Trotz. Zumindest hat heute morgen die Räumung des Bauareals durch die Polizei begonnen, damit die Bagger rollen können für das gigantomane 'Modellprojekt'.

Wietze bei Celle liegt nur knapp 100 km von jenem Ort entfernt, an dem dieser Text gerade entsteht. Auch hier könnten also einige jener 100 Hähnchenmastbetriebe gebaut werden, die das geplante Schlachtmonster braucht, um ausgelastet zu sein. Einen längeren Transport als 100 km würden die geschwächten Tierchen kaum mehr überstehen. Knapp eine halbe Million Hähnchen sollen in Wietze täglich in Chicken McNuggets oder andere Fresspampe verwandelt werden. Jeder dieser 100 Zulieferbetriebe müsste also mehrmals im Jahr knapp 40.000 Hähnchen schlachtreif füttern, um sie dann Richtung Celle zu verfrachten. Das Risiko - Seuchen, Hitzschlag etc. - trägt natürlich der Bauer als 'freier Sub-Unternehmer' selbst, wobei er an einem fettgemachten Hähnchen dann - nach Abzug seiner Kosten - noch satte 1,5 Euro-Cent verdienen darf oder 600 Euro an jeder Lieferung - aber nur wenn's gut läuft. So verkünden es uns jedenfalls die Latrinenparolen hier im Dorf.


wikipedia: Public Domain

Die Begeisterung unter den Heidebauern ist deshalb - und so weit ich das hier sehe auch flächendeckend - nicht allzu groß, obwohl es sich doch sonst um materiell eingestellte Menschen mit einer unsentimentalen Einstellung zum 'Viehzeug' handelt. Bei einer absehbaren 'Krüppelzucht' aber machen die meisten nicht mehr mit: "Am Schlachthof wird sichtbar, dass die Knochen der Tiere aufgrund des hohen Gewichtes verbogen sind. Fußballendermatitis, Herz-Kreislaufschäden, Beinschwäche treten sehr häufig auf, zum Teil sogar die überaus schmerzhaften Brustblasen. Die Hitze macht den Tieren sehr zu schaffen, weil die Ställe "zuwachsen", wie man in der Branche sagt. Die Lüftung kann dann nicht mehr effektiv wirken. Ein Teil der Tiere verdurstet gar, weil die Nippeltränken, der Beinschwäche wegen, nicht mehr erreicht werden können." Vor allem wegen solcher Folgen wird wohl die EU demnächst die Gewinne der Hühnermäster per Dekret noch weiter schmälern.

Auch bäuerliche Interessenorganisationen beziehen eindeutig Stellung: ""Nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) gerät das Schlachthofprojekt des Geflügelkonzerns Rothkötter in Wietze bei Celle ins Wanken. Gründe dafür seine zunehmende Skepsis landwirtschaftlicher Interessenten, eine deutlich absehbare Überproduktion und massiver Widerstand von mehr als 20 regionalen Bürgerinitiatitiven." Um ein Jahr hat Rothkötter den Produktionsbeginn jetzt verschoben, wohl wegen mangelndem Zuspruchs zu seinem 'Geschäftsmodell'.

Wozu also das Ganze? Es ist ja nicht so, dass wir an einem Mangel an Hühnerfleisch litten, es gibt "dramatisch anwachsende Überkapazitäten von Schlachtereien und Stallanlagen in der Hähnchenbranche". Der Markt ist also schon völlig übersättigt, die Preise auf jedem Wochenmarkt sind tief im Keller, sogar Kartoffeln sind bald teurer als Hähnchenkeulen. Die 'Nachfrage' der Konsumenten nach einem weiteren industriellen Hühnerhenker existiert folglich nicht. Was ist es dann?

Vor allem wohl dies: In Deutschland liefern sich einige große Geflügelexekutoren und Großschlachter einen gnadenlosen Verdrängungswettbewerb - darunter zum Beispiel Wesjohann, Stolle und Rothkötter. Es ginge dann darum, den jeweils anderen mit Hilfe von Überkapazitäten aus dem Markt zu kegeln. Daraus entsteht dann eine Situation, die niemand braucht. Schon gar nicht der Markt. Der bräuchte im Gegenteil mehr Wettbewerb.

Eine 'neue Region' wie die Lüneburger Heide bei Celle soll jetzt vor allem deshalb erobert werden, weil das Emsland, wo die blutige und stinkende Veranstaltung bisher überwiegend stattfand, schon derart verpestet ist, dass selbst die CDU-Granden dort keine weitere Verdichtung in der Hähnchenzucht mehr zulassen mögen. Von weiteren Folgen zu schweigen: Denn die viele Hähnchengülle erfordert inzwischen fast schon zwingend auch eine Biogasanlage, die Biogasanlage wiederum hektarweise Maisanbau, so dass sich nur die Wildschweine in einer solchen Landschaft noch wohlfühlen. Wie es sich in der Nachbarschaft eines Hühnermaststalls lebt, kann man hier erfahren. Auch wie eine dienstfertige Politik-Lobby die Gesetze passend macht.

In Sprötze in der Nordheide brannte jetzt der erste dieser neuen Mastställe kurz vor der Fertigstellung ab. Der Widerstand, so scheint es, wird zunehmend militant, und er hat bei der Beurteilung des Sinns solch industrieller Massentierhaltung einen wachsenden Teil der alteingesessenen Bevölkerung auf seiner Seite, die allerdings Militanz noch konsequent ablehnt. Gorleben lässt trotzdem grüßen. Kein Bauer, der noch seine fünf Sinne beisammen hat, will schließlich bei einem Spiel mitmachen, wo er als ammoniakduftender 'Dorfstinker' dann die gute Nachbarschaft vergessen könnte. Selbst die Banken geben, nach dem, was man hört, kaum Kredite für das fragwürdige Projekt "Hühnerland am Allerstrand" - denn natürlich müsste sich jedes Bäuerchen als Sub-Unternehmer seinen Maststall ganz und gar auf eigene Kosten bauen. Auch Tourismusprojekte wie das 'Aller-Leine-Tal' könnte sich die Landesregierung im Tausch für 250 Billig-Arbeitsplätze gegen Tausende von Touristen - wie einst Hans-im-Glück - in die Haare schmieren.

Nun ist aber die niedersächsische CDU-Landwirtschaftministerin über ihre Familie eng mit der Geflügelzucht verbandelt - und die FDP bekanntlich auch für jeden Scheiß zu haben, wenn er sich nur 'Wirtschaftsinteresse' nennt: ""Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU) steht nach einem Bericht über geschäftliche Verbindungen ihrer Familie zu angeblich tierquälerischen Putenmastbetrieben in der Kritik." Tscha - und so geht's aufhaltsam voran. Nur sollten wir nicht von 'Fortschritt', 'Entwicklung' und 'Wachstum' reden, wenn irgendwo ein Hühnerbaron sich selbst verwirklichen will: "Die Oldenburgerin, deren Familie Mastputen hält, hofft, dass Landwirte auch nach dem Brandanschlag auf eine Mastanlage im Kreis Harburg weiter in Geflügelställe investieren." Warten wir's mal ab ... wie sagte es doch Wilfried Fleming, der Geschäftsführer der Rothkötter-Gruppe, mit seiner geschliffenen Rhetorik im oben verlinkten TV-Beitrag so schön: "Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass wir alle mal tot müssen" ...

You don't need a weatherman to tell which way the wind blows ...

Nachtrag: Gerade lese ich, dass der 'Nachschub' für den Betreiber jetzt schon aus 400 neuen Mastställen für je 40.000 Hähne kommen soll. Für die neuen, ständig wachsenden Kapazitätszahlen gibt es aber gar keine gültige Genehmigung. Mal sehen, wie sich die Schlaumeier da wieder rauswinden ...

 
 
Quatsch, das heißt FDP ...
... und nicht DKE: "Die Theorie des DKE besagt, dass inkompetente Menschen zu inkompetent sind, um ihre eigene Inkompetenz zu erkennen - und sich deshalb selbst für kompetenter halten als andere."

 
 
Prog-Rock (12)
Wer das Wort 'Progressive' in den Mund nimmt, der muss auch Captain Beefheart erwähnen. Don van Vliet, dieser bildende Künstler mit dem Hang zu eruptiver Gewalt, vor allem gegenüber seiner 'Magic Band', die monomanisch irgendwo zwischen Blues und Gummi-Twist herumturnen musste, mit seinen schrägen Texten, die vermutlich der Künstler selbst nicht verstand, die aber Generationen von Ausdeutern auf den Plan riefen, und mit dem Verdienst, mit 'Trout Mask Replica' jenes legendäre Doppelalbum vorgelegt zu haben, von dem niemand sich bisher rühmen durfte, alle vier Seiten am Stück durchgehört zu haben.


 
 
Das Undenkbare denken
Wenn ich mir die Einfallslosigkeit unserer Kommentatorenzunft anschaue, die jetzt über jenen SPD-Plan zetern, die 'Rente mit 67' wieder abzuschaffen, weil dann ja die Jungen bei steigender Überalterung immer mehr Alte durchschleppen müssten, dann überfällt mich nur noch das große Gähnen.

Wie wäre es denn damit, alle Sozialsysteme auf eine Steuerfinanzierung umzustellen? Gibt's nicht? Gibt's doch - in vielen durchaus prosperierenden Staaten (Australien, Dänemark, Irland usw.). Die Arbeitgeber und Arbeitnehmer als bisher einzig Gekniffene würden von ihrer Bürde entlastet, und der werte Steuerzahler träte an deren Stelle, ohne dass die Belastung für den gemeinen Arbeitnehmer durch höhere Steuern jenes Ausmaß wieder erreichen würde, wie bisher durch die Lohnabgaben. Weil plötzlich noch ganz andere zur Finanzierung herangezogen würden ...

Nicht durchsetzbar? Nö - heute noch nicht.

 
 
Wird der Angriffsdruck zu stark ...
... ist es probat, den Ball in den gegenerischen Strafraum zu schlagen: Man könnte also die vier großen deutschen Atomkonzerne auffordern, eine verbindliche Liste jener zehn Schrottreaktoren zu präsentieren, die bis 2011 vom Netz gehen müssen. Um dann dem Massaker untereinander genüsslich zuzusehen ...

 
 
Gute Frage ...
... 'Niemals an den Leser denken', lautet vermutlich die Antwort: "Laut neuester Ausgabe des Fachblatts “w&v” verdient der durchschnittliche Leser von FAZ und WELT rund 2000 Euro netto im Monat (Handelsblatt-Leser liegen ca 500 Euro höher). ... Was die Frage aufwirft: Für wen genau schreiben Hank und Poschardt eigentlich? Für ihre eigene Leserschaft ja wohl kaum." Es könnte aber auch Auto-Suggestion sein: Der Leser imaginiert sich als Mitglied einer anderen Liga. Der Siegfried Kracauer hat in seinem Buch 'Die Angestellten' einiges Erhellende zur alltäglichen Denkverwirrung dieser Spezies geschrieben. Wovon die wiederum gar nichts wissen wollte: "Im Mai 1933 gehörte [das Buch] zu den Schriften, die die Nationalsozialisten bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 öffentlich verbrannten."

 
 
Die Moschee ist jetzt dicht ...
... die Islamisten dort aber weiterhin nicht.

 
 
Warum nur? Warum nur?
Das eigens erfundene Wörtchen 'Qualitätsjournalismus' verdeckte lange so genial die publizistische Blöße: "Focus" ist die wichtigste Hausmarke. ... Doch die Auflage sinkt rapide, das Anzeigengeschäft ist als ein solches kaum noch zu bezeichnen. ... 280 der 320 Mitarbeiter haben ein Abfindungsangebot erhalten: Bis zu 70 Stellen müssen gestrichen werden.

Mir scheint, dass Törtchengrafiken, Badeseen-Rankings, Steinzeit-Ideologie, Kachelmänneken-Machen und Merkel-Lobhudeleien nebst Markwort'scher Weltverklärung zu verschwindendem Leseinteresse führen. Anders ausgedrückt: Der Leser ist doch nicht doof ... und so geht der 'Focus' den Weg alles Schwatzgelben.

 
 
Die Hoteliers ...
... waren mir da doch lieber: "Schwarz-Gelb beglückt Atomindustrie."

 
 
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